60 Jahre nach der Übernahme von Berkshire Hathaway zieht Warren Buffett sich mit einer außergewöhnlichen Bilanz zurück: +5.502.284% Wertzuwachs für sein Investmentvehikel seit 1965 – das entspricht einer annualisierten Rendite von 19,9%, verglichen mit 10,4% für den S&P 500. Heute hält seine Gesellschaft allein 4,6% des Marktes für US-Staatsanleihen und einen Rekordbestand an Liquidität von 348 Milliarden Dollar – ein Traum für jeden Finanzchef.
Doch jenseits seiner Fähigkeit, über Konjunkturzyklen hinweg kontinuierlich Werte zu schaffen, ist das „Orakel von Omaha“ auch für seine prägnanten Aussagen bekannt. Einer seiner bekanntesten Sätze lautet: „Unser Ziel ist es, außergewöhnliche Unternehmen zu gewöhnlichen Preisen zu finden – nicht gewöhnliche Unternehmen zu außergewöhnlichen Preisen.“ Offenbar hat sich Harmony Gold, Südafrikas größter Goldproduzent, diesen Rat zu Herzen genommen – mit dem Kauf eines Kupferproduzenten (Mac Copper).
Kapitalallokation aus Sicht eines Insiders ist stets lehrreich. Als Industrieunternehmen verfügt Harmony über operatives Know-how und eine langfristige Perspektive – Erkenntnisse, die auch für Investoren wertvoll sind. Wenig überraschend will sich das Unternehmen, während der Goldpreis von einem Rekord zum nächsten eilt, parallel zur Debasierung der Währungen, nun auch auf einen anderen langfristigen Trend ausrichten: die Elektrifizierung der Netze. Ein Trend, der jüngst durch einen Nuklearstrom-Liefervertrag zwischen Constellation Energy und Meta konkret wurde. Aufgrund seiner exzellenten elektrischen Leitfähigkeit spielt Kupfer hier eine zentrale Rolle.
Doch jenseits dieser strukturellen Nachfragekomponente dürfte ein weiterer Aspekt der Bergbauindustrie zur Investitionsentscheidung beigetragen haben: die zunehmende Komplexität der Förderprozesse. Die lange Nutzung der Mac-Copper-Minen zwingt zu immer tieferem Abbau – verbunden mit operativen Herausforderungen. Eine Konstellation, auf die sich Harmony spezialisiert hat – und die in der Kupferbranche angesichts wiederkehrender Produktionsprobleme hochrelevant ist.
Zuletzt traf es die von Ivanhoe betriebene Kahula-Mine in der Demokratischen Republik Kongo. Nach einem seismischen Zwischenfall setzte der kanadische Betreiber seine Produktionsprognose aus. Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass bis zu 150.000 Tonnen pro Jahr (0,8% des weltweiten Angebots an Kupferkonzentrat) im Boden bleiben könnten, falls die Mine 2025 geschlossen bleibt. Die Nachricht trifft auf einen bereits angespannten Lagerbestand – mit der Folge, dass die Schmelzlöhne, die Minenbetreiber an Raffinerien zahlen, ins Negative rutschten.
Erschwert wird die Analyse des Marktgleichgewichts durch handelspolitische Maßnahmen der US-Regierung. Präsident Biden kündigte eine Verdopplung der Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auf 50% an (gemäß Section 232). Eine laufende Untersuchung zum Kupferimport lässt für Marktteilnehmer wenig Zweifel: Der Spotpreis an der New Yorker Börse (COMEX) sprang um 1.500 USD je Tonne – eine Prämie von 15% gegenüber dem Londoner Markt (LME). Diese Dislokation geht einher mit einer massiven Verlagerung physischer Lagerbestände in die USA: 200.000 Tonnen in den letzten acht Wochen – das Land ist zu 50% auf Importe angewiesen.
Trotz kurzfristiger Preisschwankungen aufgrund abrupter Zolllogiken, erscheint der mittelfristige Trend eindeutig. Laut Internationaler Energieagentur werden die derzeit aktiven Minen und Entwicklungsprojekte bis 2030 nur 70% des prognostizierten Bedarfs decken. In diesem Umfeld sind Kupfer – und im weiteren Sinne auch andere Metalle der Energiewende – eine attraktive Anlageklasse zur Diversifikation von Portfolios, gerade in einer Phase, in der das amerikanische „Exceptionalisme“ zunehmend infrage gestellt wird.
Von Pierre Pincemaille, Portfoliomanager, DNCA Invest