Investoren ist die jährliche Konferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO) das Maß aller Dinge in der Krebsforschung. Dementsprechend bewegen Unternehmen, die mit ihren klinischen Ergebnissen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, während der ASCO die Kurse – oder teilweise schon in ihrem Vorfeld, wenn zwei Wochen vor Beginn der Veranstaltung erste Studienergebnisse veröffentlicht werden können. Für das Management-Team von BB Biotech zählt die ASCO deshalb zu den Top Events im Terminkalender.
Big Pharma und personalisierte Medizin
Bestimmten in den vergangenen Jahren vor allem Biotechnologiefirmen mit ihren klinischen Neuheiten die Agenda, traten in diesem Jahr vor allem Pharmakonzerne wie Bristol-Myers Squibb, Merck&Co und Pfizer mit einer Reihe von zulassungsrelevanten klinischen Studienergebnissen in den Vordergrund. Die größten Fortschritte bei einzelnen Indikationen wurden dabei in Hautkrebs, Lungenkrebs und Brustkrebs präsentiert.
Darüber hinaus setzt sich der Trend fort, herkömmliche Chemotherapien durch in Tablettenform verabreichte Substanzen zu ergänzen oder zu ersetzen. Dasselbe gilt für die Fortschritte in der personalisierten Medizin, die zielgerichteteren und effektiveren Anwendungsmethoden bei Krebstherapien zum Durchbruch verhelfen soll. Begleitende Diagnostika, Biomarker sowie neue Verfahren in der Gensequenzierung ermöglichen die präzise Eingrenzung eines Patientenkreises, der für das Wirkprofil einzelner Medikamente aufgrund genetisch bedingter Faktoren besonders geeignet ist. Die höhere „Erfolgsquote“ einzelner Wirkstoffe erhöht wiederum den Verhandlungsspielraum, den die Entwickler dieser Medikamente bei der Preisgestaltung haben.
Celgene glänzt mit dem Blockbuster Revlimid …
Von den Unternehmen im Portfolio von BB Biotech setzte Celgene mit seinen klinischen Daten die meisten positiven Akzente. Zum einen versucht das Unternehmen, den Anwendungsbereich für Revlimid zu erweitern. Das Medikament ist bislang zur Behandlung von zwei Leukämiearten zugelassen. Beim Multiplen Myelom handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Blutkrebs, während das Myelodysplastische Syndrom (MDS) eine vom Knochenmark ausgehende Fehlbildung von Blutzellen ist, die von genetisch fehlgebildeten Stammzellen herrührt.
Mit Jahresumsätzen von zuletzt mehr als vier Milliarden US-Dollar ist Revlimid der mit Abstand größte Gewinnbringer von Celgene.Auf der ASCO präsentierte Celgene positive klinische Daten von Revlimid zur Therapie von Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom. Dabei wurde Revlimid in Kombination mit zwei anderen Präparaten und einer Chemotherapie im Zusammenspiel mit transplantierten autologen Stammzellen getestet. Mit dieser Anwendung eröffnen sich Chancen, Patienten über einen längeren Zeitraum Revlimid zu verabreichen. Sollte Revlimid für diese neue Behandlungsoption in den USA und in Europa zugelassen werden, würde sich das Umsatzpotenzial für dieses Krebsmittel beträchtlich erweitern. Darüber hinaus führt Celgene mit Revlimid weitere Zulassungsstudien in anderen hämatologischen Tumoren durch.
… und setzt auf den neuen Hoffnungsträger Abraxane
Zugleich will die Gesellschaft mittelfristig ihre Abhängigkeit von Revlimid verringern. Dabei setzt sie auf Abraxane. Dieses Medikament ist bereits in den USA und in Europa zur Behandlung von metastatischem Brustkrebs auf dem Markt und darüber hinaus in den USA als Lungenkrebsmittel zugelassen. Zur Marktreife entwickelt wurde Abraxane von der US-Firma Abraxis, die Celgene im Jahr 2010 übernommen hatte. Die Substanz kombiniert das Chemotherapeutikum Paclitaxel mit dem Protein Albumin.
Die auf der ASCO vorgelegten Daten bestätigen die ausgesprochen positiven Resultate, die Celgene bereits 2012 für Abraxane als Therapie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs präsentiert hatte. Da diese Krebsart von besonders unzureichenden Behandlungsmethoden und einer hohen Sterblichkeitsrate gekennzeichnet ist, hat die US-Behörde FDA Abraxane den Prioritätsstatus für ein beschleunigtes Zulassungsverfahren verliehen. Beste Chancen also, dass sich das Umsatzpotenzial in Zukunft deutlich erhöht, zumal Abraxane bereits auch positive Phase-III-Ergebnisse in schwarzem Hautkrebs vorgelegt hat. Hier werden die finalen Daten, welche die Grundlage für den Zulassungsantrag bilden, zum Jahresende erwartet.
Ebenfalls in der klinischen Endphase III befinden sich Pomalidomide zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Multiplem Myelom sowie Apremilast gegen Schuppenflechte und Psoriatische Arthritis. Dank dieser breiten Produktpipeline hat der Konzern beste Chancen, die ambitionierten langfristigen Zielsetzungen zu erreichen: Celgene will bis 2017 die Erlöse verdoppeln und den Konzerngewinn verdreifachen. BB Biotech sieht im aktuellen Bewertungsniveau von Celgene weiterhin ein exzellentes Chance-Risiko-Verhältnis.
Onyx Pharma erweitert Einsatzspektrum für Kyprolis …
Wie Celgene ist auch unsere Portfoliobeteiligung Onyx Pharmaceuticals in der Entwicklung von Leukämiemedikamenten unterwegs. Und wie Celgene hat auch Onyx mit Kyprolis ein Medikament gegen Multiples Myelom auf dem Markt. Das Präparat wurde im Sommer 2012 zugelassen. Wegen der verbesserten Effizienz und den geringeren Nebenwirkungen ist es Onyx in kurzer Zeit gelungen, Kyprolis als Konkurrenzprodukt zum Blockbuster Velcade, der vom japanischen Pharmakonzern Takeda verkauft wird, auf dem Markt platzieren.
Bislang wird Kyprolis vor allem Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium verabreicht. Mit den laufenden klinischen Studien beabsichtigt Onyx, die Arznei auch in früheren Phasen einsetzen zu können. Dabei wird Kyprolis als Kombinationstherapie bei wieder auftretenden und behandlungsresistenten Fällen dieser Krebserkrankung getestet. Mit den auf der ASCO 2013 vorgestellten Studienergebnissen aus der klinischen Phase II ist die US-Gesellschaft diesem Ziel einen Schritt näher gekommen. Klarheit über die endgültigen Wirksamkeitsdaten aus einer dieser klinischen Testreihen erhalten Anleger noch bis Ende 2013.
… und erhofft sich bei Nexavar eine weitere lukrative Nische
Wie bei Kyprolis setzt Onyx auch bei der Entwicklung und Vermarktung ihres zweiten Produkts auf die Allianz mit Bayer. Nexavar ist bereits als Therapie von Leberkrebs und fortgeschrittenen Nierenzellkarzinomen zugelassen. Jetzt stehen beide Seiten vor der Zulassung in einer dritten Indikation, denn Nexavar verlangsamte das Fortschreiten von behandlungsresistentem Schilddrüsenkrebs über fünf Monate. Für diese aggressive Form der Krankheit wurde seit 40 Jahren keine neue Behandlungsmethode entwickelt. Darüber hinaus zeigte die zulassungsrelevante Studie weitere signifikante Verbesserungen bei den primären Endpunkten. So verringert Nexavar gegenüber Placebo das Risiko eines Fortschreitens der Krankheit um 42 Prozent und führte bei 30 Prozent aller behandelten Personen zu einem Tumorrückgang.
Sollte Nexavar in dieser Indikation grünes Licht der FDA erhalten, sehen Branchenexperten mangels alternativer Behandlungsmethoden gute Chancen, dass die Krankenkassen ungeachtet des Nischenstatus die voraussichtlich hohen Behandlungskosten erstatten. Für die Behandlung in Frage kommen jeweils etwa bis zu 4000 Patienten in den USA und in Europa, bei denen dieser Typus von Schilddrüsenkrebs festgestellt wird. Gebildet wird diese Zielgruppe aus den bis zu 15 Prozent aller Patienten, die in dieser Krankheit Resistenzen entwickeln gegen radioaktive Iodide als aktuelle Standardtherapie. Bayer beabsichtigt, in den kommenden Wochen den Zulassungsantrag in Europa und den USA einzureichen. Für Onyx bedeutet das weitere Tantiemen aus den in dieser Indikation erwarteten Spitzenumsätzen von 150 Millionen Euro. Derzeit laufen insgesamt vier klinische Studien mit Nexavar. Sehr aussichtsreich waren die bereits veröffentlichten Wirksamkeitsdaten, in denen das Präparat in Kombination mit dem von Roche vermarkteten Krebsmittel Xeloda verabreicht wurde.
Gilead setzt erstes Ausrufezeichen
Neues Terrain betritt unsere langjährige Kernposition Gilead Sciences. Das Unternehmen ist unbestrittener Marktführer bei den Medikamenten zur Behandlung von HIV-Infektionen. Ein zweites Standbein entsteht gerade mit dem Aufbau einer Pipeline an Wirkstoffen, die in Tablettenform neuartige Therapieansätze gegen Hepatitis ermöglichen und in den kommenden Jahren zur Marktreife gelangen sollen.
Umso überraschender kam für die meisten Marktteilnehmer der Vorstoß in die Onkologie durch die Akquisition von Calistoga. Den ersten Etappensieg feierte Gilead jetzt im Vorfeld und auf der ASCO 2013 mit beeindruckenden Wirksamkeitsdaten für den Wirkstoff IdeIdelalisib. Phase-II-Daten bei Patienten mit Chronischer Lymphatischer Leukämie (CLL), der in der westlichen Welt am häufigsten vorkommenden Form von Blutkrebs, zeigten bei den Patienten eine durchschnittliche Verzögerung um 17 Monate bis zum Fortschreiten der Krankheit. Dazu plant Gilead, in den kommenden Monaten Wirksamkeitsdaten für Idelalisib als Anwendung bei Non-Hodgkin’s Lymphoma zu präsentieren. Primäre Kurstreiber bei Gilead bleiben jedoch die Gewinnentwicklung bei den HIV-Therapien und die klinischen Resultate aus den Zulassungsstudien der Hepatitis-C-Substanzen. Die entsprechenden klinischen Fortschritte vorausgesetzt, eröffnet die Onkologie langfristig jedoch neues Potenzial für eine höhere Bewertung der Gilead-Aktie.
Portfoliostrategie von BB Biotech
Mit einem Anteil von 38 Prozent zum 31. März 2013 nimmt die Krebsforschung unter allen Krankheitsfeldern im Beteiligungsportfolio der BB Biotech die unangefochtene Spitzenposition ein. Insgesamt zehn Firmen haben entweder die Entwicklung von Krebsmitteln zum Schwerpunkt oder zumindest einzelne Kandidaten in der klinischen Entwicklung. Mit einem ausbalancierten Portfolio aus etablierten Branchengrößen als Kerninvestments und mittelgroßen Unternehmen, die mit einzelnen Kandidaten vor dem klinischen Durchbruch stehen, bieten wir für Anleger den idealen Chance-Risiko-Mix, um in den kommenden Jahren vom Wachstumspotenzial des Biotechnologiesektors zu profitieren.