Die im Juni stattfindende Konferenz der ASCO ist für Wissenschaftler, Mediziner und Investoren die jährlich wichtigste Fachkonferenz für die Krebsforschung. Pharmakon-zerne und Biotechnologiefirmen präsentieren dem Fachpublikum Ergebnisse aus klinischen Studien und stellen neueste therapeuti-sche Ansätze zur Diskussion. Teilweise werden diese Studienergebnisse schon zwei Wochen vor Beginn der Veranstaltung veröffentlicht. Dementsprechend kommt vor oder während der Konferenz Bewegung in die Aktienkurse der entsprechenden Firmen. Das Management-Team von BB Biotech hat auch in diesem Jahr die wichtigsten Themen auf der ASCO verfolgt und kommentiert im Folgenden die klinischen Daten, die von Portfoliofirmen präsentiert wurden.
Krebskiller Immuntherapien
Wichtigstes Gesprächsthema auf der ASCO 2014 waren Fortschritte bei Immuntherapien, die das körpereigene Immunsystem dazu aktivieren, Tumorzellen zu erkennen und sie zu zerstören. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die körpereigenen T-Zellen. In der Immuntherapie geht es darum, genau die Moleküle auszuschalten, die es Krebszellen ermöglichen, sich der Erkennung durch das Immunsystem zu entziehen. Checkpoint-Inhibitoren unterbrechen das Zusammenspiel, indem sie zentrale Mechanismen der Immununterdrückung aufheben.
Zielstrukturen für eine neue Wirkstoffklasse von Immuntherapien sind der T-Zellrezeptor PD-1 und seine Liganden PD-L1 und PD-L2. Dabei wird PD-1 direkt auf den Tumorzellen exprimiert, PD-L1 und PD-L2 dagegen auf der Oberfläche der Tumorzellen. Immuntherapien werden im fortgeschrittenen klinischen Stadium auch bei Patienten mit schwarzem Hautkrebs (Melanom) und Lungenkrebs getestet, also bei Tumorarten mit einer bislang geringen Heilungsrate. Zu den Protagonisten zählen hier vor allem die Pharmakonzerne. Während Merck & Co und Bristol-Myers Squibb mit ihren experimentellen Wirkstoffen auf PD-1 zielen, setzen Roche und ihre Tochter Genentech auf den zugehörigen Liganden PD-L1. Branchenexperten schätzen das künftige Marktpotenzial für Immuntherapien auf hohe zweistellige Milliardenbeträge. Als wahrscheinlichstes Szenario wird derzeit eingeschätzt, dass Immuntherapien in Kombination mit klassischen Ansätzen aus chemischen Substanzen zum Einsatz kommen, welche die Immunreaktion erst auslösen.
Gilead Sciences vor dem Durchbruch
Unser langjähriges Kerninvestment steht unmittelbar vor der Zulassung des ersten Krebsmittels. Idelalisib aus der Wirkstoffklasse der PI3K-Delta-Inhibitoren soll gegen chronische lymphatische Leukämie (CLL), die in der westlichen Welt am häufigsten vorkommende Blutkrebsform, und gegen Non-Hodgkin-Lymphom zugelassen werden. Bereits in diesem Jahr vorgelegte klinische Ergebnisse dokumentierten die ausserordentliche Wirksamkeit. Aufgrund dieser beeindruckenden Daten stellte Gilead bereits den Zulassungsantrag, ehe alle Studienergebnisse aus der klinischen Endphase III vorlagen.
Auf der ASCO 2014 präsentierte Gilead neue Zwischenergebnisse aus einer Phase-II-Studie.
Dazu zeigte Idelalisib in einer zweiten Phase-III-Studie in Kombination mit dem bereits zugelassenen Krebsmedikament Rituxan bei Patienten, bei denen CLL wieder auftrat, einen bedeutend längeren Überlebenszeitraum ohne Fortschreiten der Krankheit wie auch eine höhere Ansprechrate als bei einer Kombination von Rituxan mit Placebo.
Idelalisib hat für diese Indikation einen beschleunigten Zulassungs-status. Eine Entscheidung der US-Behörde FDA wird bis zum 6. August und für die Indikation Non-Hodgkin-Lymphom im September erwartet. Der Ausgang der beiden Entscheidungen wird den Aktienkurs von Gilead beeinflussen. Eine positive Entscheidung der FDA vorausgesetzt, hätte Gilead den Beweis erbracht, nach ihrer markt-führenden Stellung bei Aids-Medikamenten und Hepatitis-C-Therapien auch in der Onkologie Akzente zu setzen. Drei weitere Krebswirkstoffe befinden sich in der klinischen Entwicklung. Gut denkbar ist auch, dass Gilead das Standbein Onkologie über weitere Akquisitionen stärken wird.