Neuer Operationsroboter als Plattform für zukünftige KI-Anwendungen
Die neueste Generation des Operationsroboters da Vinci 5 (dV5) von Intuitive Surgical bietet eine 10.000-fach stärkere Rechenleistung als sein Vorgänger, was neue KI-basierte Anwendungen ermöglicht. Diese könnten die roboter-assistierte Chirurgie bald zum Standard machen. Neu entwickelte Sensoren erlauben dem dV5, haptisches Feedback zu simulieren, was die Sicherheit und Effizienz erhöht. Während der Operation werden Daten gesammelt, um objektives Feedback und individuelle Trainingseinheiten zu bieten. Langfristig sollen diese Daten komplexe KI-Anwendungen wie Gewebeerkennung und Handlungsvorschläge ermöglichen. Hardware-Upgrades umfassen eine AR-Brille zur Bildübertragung und die Integration eines Insufflators. Diese Verbesserungen ermöglichen präzisere und schnellere Operationen.
Das Vorgängersystem da Vinci Xi wird weiterhin vermarktet, was es Intuitive Surgical ermöglicht, unterschiedliche Preissegmente für Operationsroboter im Markt zu etablieren. Der dV5 wurde im 1. Quartal 2024 in den USA eingeführt, mit einer internationalen Markteinführung im Jahr 2025. Dank flexiblen Leasingverträgen können Kunden später zum dV5 wechseln, ohne dass kurzfristige Wachstumsdellen bei Intuitive Surgical verursacht werden. Rückgeführte Xi-Systeme können in preissensitiveren Märkten platziert werden, was die installierte Roboterbasis und das Hauptgeschäft von Intuitive Surgical, den Verkauf von Operationsinstrumenten, weiter stärkt. Der dV5 verspricht beschleunigtes Wachstum, höhere Verkaufspreise und bessere Ertragsmargen. Zudem baut Intuitive Surgical mit seinem neuesten Produkt seinen Vorsprung gegenüber Konkurrenten wie Medtronic und Johnson & Johnson weiter aus. Das Marktpotenzial ist riesig: Allein in den USA werden jährlich 3.8 Mio. allgemeinchirurgische, 3.3 Mio. kardiothorakale und 2.5 Mio. urologische und gynäkologische Operationen durchgeführt. Wir schätzen, dass sich der Markt für robotergestützte Weichteilchirurgie von USD 7.5 Mrd. im Jahr 2024 auf rund USD 15 Mrd. im Jahr 2028 verdoppeln wird.
Blutzucker-Messsensoren: USD-20-Milliardenmarkt dank Produktneuheiten von Abbot und Dexcom
Ganz neue Kundenzielgruppen im Bereich Diabetes erschließen sich. So hat Dexcom mit Stelo, das im März die FDA-Zulassung erhalten hat, einen neuen Sensor auf den Markt gebracht. Der Sensor soll Diabetiker, die kein Insulin benötigen, dabei unterstützen, den Einfluss von Bewegung und Ernährung auf ihren Blutzuckerspiegel besser beurteilen zu können. Im Juni zog Abbott nach und erhielt die US-Zulassung für Lingo mit der gleichen Indikation. Beide Sensoren können ohne ärztliche Verschreibung direkt in der Apotheke gekauft werden. Wir erwarten, dass der globale Markt für Blutzucker-Messsensoren im Jahr 2028 die USD-20-Milliardengrenze (2023: USD 10 Mrd.) deutlich überschreitet und Abbott und Dexcom gemeinsam einen Marktanteil um die 90% halten werden. Die Insulinpumpenhersteller, wie z. B. Insulet könnten ebenfalls vom starken Blutzuckersensorwachstum profitieren. Denn in Zukunft werden die meisten Typ-1-Diabetiker bereits einen Sensor tragen. Dann ist der Schritt zu einem vollintegriertem Insulinabgabesystem mit weniger Hürden, respektive mit weniger Erklärungs- und Schulungsaufwand verbunden.
Neues Verfahren bei Herzrhythmusstörungen mit hohem Marktwachstum
Ein weiterer Wachstumsfaktor im Medizintechnikmarkt sind die strukturellen Herzerkrankungen mit Fokus auf der eingeschränkten Funktionalität der Herzklappen. Minimalinvasive Operationsverfahren haben sich bei der Aortenherzklappe bereits durchgesetzt. Der globale Markt für Transkatheteraortenklappen dürfte bis 2028 bereits die USD-10-Milliardengrenze erreichen. Die kürzliche US-Zulassung der weltweit ersten Transkatheterherzklappe Evoque für den Ersatz der Trikuspidalklappe von Edwards Lifesciences eröffnet einen komplett neuen Markt. Das langfristige Marktpotenzial ist dem der Aortenklappen gleichzusetzen. Auch bei der Mitralherzklappe, wo Reparaturverfahren wie der MitraClip von Abbott oder Pascal Precision von Edwards Lifesciences marktbestimmend sind, könnte bald eine Mitralklappenersatzalternative die Marktzulassung erhalten. Vom Transkathetermitralklappenprogramm M3 von Edwards Lifesciences werden zu Beginn des nächsten Jahres vielversprechende Studiendaten erwartet.
Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, profitiert von der neuen, nicht thermalen Pulsed-Field-Ablation (PFA). Diese dürfte die bisherigen Verfahren Kryoablation (Kälte) und Radiofrequenzablation (Hitze) verdrängen, da sie sicherer und schneller ist. Der Markt könnte dank PFA bis 2028 von USD 0 auf 6 Mrd. wachsen. Boston Scientific und Medtronic vermarkten bereits Produkte mit ausgezeichneten klinischen Daten. Mit neuen Produkten von Johnson & Johnson und Abbott werden bald zwei weitere Branchenschwergewichte im Markt mitmischen.
Rückenwind für Investoren
In der Summe verfügt der Medizintechnikmarkt über eine Fülle von eindrucksvollen Innovationen, die vielversprechende Investmentopportunitäten bieten. Der Bellevue Medtech & Services Fonds (ISIN B-EUR LU0415391431) berücksichtigt genau diese Wachstumsfelder. Das Portfolio besteht aus 40 bis 60 Positionen, wobei das Large-Cap-Exposure von 90% für eine hohe Stabilität sorgt.
Von Stefan Blum und Marcel Fritsch, Portfoliomanager des Bellevue Medtech & Services Fonds bei Bellevue Asset Management