Das ist nicht das Ende des Kapitalismus in China

abrdn | 30.07.2021 10:26 Uhr
Nicholas Yeo, Head of China Equities bei Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
Nicholas Yeo, Head of China Equities bei Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
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"Wir bleiben zuversichtlich, was die langfristigen Aussichten für chinesische Aktien anbelangt. Trotz der Ereignisse der vergangenen Woche sind wir überzeugt, dass der Privatsektor weiter entscheidend dazu beitragen wird, dass Chinas Wirtschaft innovativ bleibt und floriert und das Land sein Ziel erreicht, bis 2035 eine moderat prosperierende Nation zu sein. China braucht zum Ankurbeln seines Wachstums auch weiterhin gut funktionierende Kapitalmärkte. Für Unternehmen, die sich den neuen Regulierungsrahmen und den Zielen der Politik wie digitale Innovationen, grüne Technologien, Zugang zu erschwinglicher Gesundheitsversorgung und verbesserte Lebensbedingungen anpassen können, bleibt der Ausblick rosig.

Gemäß dem 14. Fünfjahresplan gehören Innovationen auch weiterhin zu den wichtigsten Prioritäten Pekings. Damit China seine Innovationsfähigkeit erhält und die Wirtschaft floriert, ist ein ausgewogener Regulierungsansatz erforderlich. Wir erwarten daher ein austariertes Gleichgewicht zwischen der Förderung von Innovationen und dem Erreichen des mit der Regulierung angestrebten Ziels. Generell bergen staatliche Maßnahmen gegen einzelne Sektoren wie die Technologie gewisse Risiken: Werden die Zügel zu sehr angezogen, könnte darunter das Vertrauen der Unternehmen leiden. Versäumt man jedoch, entschieden gegen wettbewerbswidrige Praktiken vorzugehen, könnte auch dies Innovationen und der Dynamik in der Wirtschaft schaden.

Auch wenn die Durchsetzung der Bestimmungen als zügig und sogar streng erscheinen mag, muss dies doch im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Chinas Innovationskurve der letzten Jahre war steil. Aber wie schon in anderen Ländern hat die Regulierung auch im Reich der Mitte damit nicht Schritt gehalten. Aus unserer Sicht sind die Regulierer in China nun bemüht, diese Regulierungslücke, die sich angesichts der erheblichen Innovationen in den letzten Jahren in Branchen wie der Technologie aufgetan hat, zu schließen und dabei innovationsfreundlich zu bleiben. Ein allgemein hartes Durchgreifen in Privatsektoren der New Economy ist eher unwahrscheinlich angesichts ihrer Bedeutung im Rahmen der Vision Chinas von einer modernen, produktiven und konsumorientierten Wirtschaft.

Beim Umgang mit regulatorischen Entwicklungen kommt der ESG-Analyse eine zentrale Bedeutung zu. Die übergeordneten Ziele Pekings konzentrieren sich auf Bereiche wie soziale, wirtschaftliche und finanzielle Stabilität sowie nationale Sicherheit. Innerhalb dieser allgemeinen politischen Ziele haben sich spezifischere Unterziele herauskristallisiert, die in den regulatorischen Entwicklungen zum Ausdruck kommen. Hierzu gehören der Zugang zu Bildung, kostengünstiger medizinischer Versorgung und bezahlbarem Wohnraum sowie gute Lebensbedingungen. Gesetze zum Schutz von Kundendaten und Privatsphäre, gegen wettbewerbswidrige Praktiken, für sinkende Preise von Grundbedarfsgütern und grundlegende Arbeitnehmerrechte sind Faktoren, die wir berücksichtigen, wenn wir Unternehmen einer ESG-Analyse unterziehen. Bei Unternehmen, die diese Risiken weder verstehen noch adressieren, wirkt sich dies negativ auf unseren Anlageansatz aus – und umgekehrt.

Unsere beiden großen Bestände im Internetsektor, Alibaba und Tencent, befinden sich aus unserer Sicht auch weiterhin im Einklang mit den Zielen der Regierung, die Wirtschaft zu digitalisieren und die Kosten für die Verbraucher zu senken. Aber das aktuelle Vorgehen des Regulierers gegen den Bildungssektor könnte als rote Linie verstanden werden, denn damit ist das Risiko für jeden Sektor, der mit den Interessen der Verbraucher oder der Politik in Konflikt gerät, gestiegen.

Wir werden auch künftig die regulatorischen Entwicklungen und die damit einhergehenden Risiken und Chancen genau im Blick behalten. Klar ist, dass die Regulierer auch weiterhin vor allem Bereiche wie Internet, Bildung, Immobilien und Gesundheitswesen im Visier haben werden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir um diese Sektoren einen Bogen machen. Schließlich zahlt sich eine sorgfältige Auswahl aus, denn es bieten sich Chancen durch Fehlbewertungen. Anleger haben aus unserer Sicht wahllos China-Aktien abgestoßen und die Folgen der jüngsten Maßnahmen grundlos auf andere Branchen übertragen.

Für unsere Portfolios bevorzugen wir Qualitätsunternehmen mit starkem Bezug zum Konsum und insbesondere zum Binnenkonsum. Dieser Sektor befindet sich im Großen und Ganzen im Einklang mit den strategischen Zielen der chinesischen Regierung. Er dürfte daher besser in der Lage sein, dem regulatorischen Gegenwind standzuhalten und weiterhin zu wachsen."

Nicholas Yeo, Head of China Equities bei Aberdeen Standard Investments

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