Die Zeichen verdichten sich, dass die Weltwirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Der Entscheid der US-Notenbank, die Anleihekäufe vorerst nicht zu drosseln, sowie positive Wirtschaftsdaten aus China machen das Szenario einer weltweiten Konjunkturerholung immer wahrscheinlicher. „Die Vorzeichen stehen gut, dass das globale Wirtschaftswachstum bereits im laufenden Quartal vorsichtig anzieht und der positive Trend zu Beginn des neuen Jahres erhalten bleibt“, ist Karl Høgtun, Manager des Aktienfonds „DNB Scandinavia“, überzeugt. „Die Basis für eine Fortsetzung der Hausse an den Aktienmärkten ist damit gegeben und die Wahrscheinlichkeit einer Jahresendrally deutlich gestiegen.“ Die Erholung wird von den jüngsten Einkaufsmanager-Indizes der Eurozone bestätigt. Sie notierten im Oktober bei 51,3 Punkten (Industrie) bzw. 50,9 Punkten (Dienstleistungen) und liegen damit über der Wachstumsschwelle.
Moderate Bewertung europäischer Aktien
In den vergangenen Wochen ist ein zunehmendes Interesse an europäischen Aktien feststellbar, wie die Mittelzuflüsse verdeutlichen. Gelingt den Unternehmen die Trendwende in der Gewinnentwicklung? Danach sieht es derzeit aus. Zyklische Branchen haben dabei die beste Ausgangslage – die lange favorisierten defensiven Titel weisen mittlerweile eine stolze Bewertung auf. Die Bewertungen europäischer Aktien sind dagegen immer noch moderat: Im Mittel wird der Euro Stoxx 50 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,6 bewertet.
Welche Länder werden von einem Aufschwung am meisten profitieren? Die anziehende Konjunktur darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die fundamentalen Probleme in Europa – namentlich die Schuldenkrise – weiter einer Lösung harren. Dies gilt vor allem für den krisengeschüttelten Süden, wo sich die Aktienbewertungen mittlerweile von den Tiefs gelöst haben und nicht mehr unbedingt günstig sind. Hinzu kommt, dass sich die Aktienindizes in Spanien und Italien zu über 50 % aus Finanztiteln und Versorgern zusammensetzen, wobei besonders die Finanztitel teilweise bereits das Bewertungsniveau skandinavischer Banken erreicht haben. Zudem bleibt die hohe Schuldenlast ein Damoklesschwert, die langfristig auf das Entwicklungspotenzial der südlichen Staaten drücken wird. Dies gilt auch für andere europäische Länder.
Fundamentale Stärke des Nordens stützt Unternehmen
Ganz anders sieht es im Norden Europas aus: Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark sind gemäß dem jüngsten IWF-Bericht ein weitgehend integrierter Wirtschaftsraum, der sich durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auszeichnet. Sie gelten aus gutem Grund als Tor zu den Schwellenländern. Wie keine andere Volkswirtschaft im Euroraum weist Skandinavien einen hohen Anteil an exportorientierten Unternehmen auf. In Norwegen werden weit über 40 % der Einkünfte in den Schwellenländern erwirtschaftet – Tendenz steigend.
Aufgrund des geringen Verschuldungsgrads werden die Nordländer auch in Zukunft nicht gezwungen sein, empfindliche Einsparungen zu tätigen, sollte sich die Haushaltslage verschlechtern. Weder Steuererhöhungen noch Subventionskürzungen sind zu befürchten, welche sich negativ auf den Konsum auswirken könnten.
Höhere Volatilität wird entschädigt
Historisch gesehen weisen die nordischen Aktienmärkte eine höhere Volatilität auf. Ein guter Teil davon lässt sich durch die Technologie-Blase um die Jahrtausendwende erklären, als Nokia und Ericsson die Indizes dominierten. Weitere Gründe könnten im schlankeren Titeluniversum sowie im Übergewicht des industriellen Sektors liegen.
Das höhere Risiko hat sich für Anleger allerdings ausbezahlt: Im langfristigen Vergleich haben die skandinavischen Aktienmärkte kontinuierlich outperformt, und zwar sowohl im globalen Kontext als auch im Vergleich mit Europa. Die Zahlen sprechen für sich – seit 1975 legten die nordischen Aktienmärkte um durchschnittlich 12,6 % p.a. zu, während der MSCI World mit 9,6 % und Europa mit 10,4 % hinterherhinkten.
Immobilienpreise im Auge behalten
Kaum eine Region ist besser aufgestellt als Skandinavien. Dementsprechend sind die Risiken für Anleger vergleichsweise gering. Die anziehenden Immobilienpreise und die zunehmende Verschuldung der Privathaushalte sollten in der Risikoanalyse nicht außer Acht gelassen werden, sind diese doch als potenzielle Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung vor allem Norwegens anzusehen. Allerdings sind hier Stabilisierungstendenzen erkennbar, nachdem norwegische Banken eine restriktivere Kreditvergabe verfolgen und die Verschuldung der Haushalte abgebremst wurde. Auch die Immobilienpreise zeigten sich zuletzt konstant.
Fazit: Das nordische Modell überzeugt in Aufschwungphasen
„Skandinavien wird von einer Erholung der Weltwirtschaft in doppelter Hinsicht profitieren: Zyklische Sektoren nehmen im Index ein vergleichsweise höheres Gewicht ein als im Rest Europas. Die Exportorientierung sowie die Ausrichtung auf Schwellenländer verleihen dem Gewinnwachstum der Unternehmen zusätzlichen Schub“, äußert sich Karl Høgtun.
Über DNB
DNB Asset Management ist ein führender skandinavischer Vermögensverwalter, der Produkte innerhalb der nordischen Anlageklassen und in ausgewählten Themenbereichen anbietet. Die Gesellschaft gehört zu 100 % der an der Osloer Börse notierten DNB Holding ASA, die zu den erfolgreichsten Finanzdienstleistern Skandinaviens zählt. Seit 1966 ist DNB im Heimatmarkt Skandinavien investiert. Der Fonds „DNB Scandinavia“ wird von Karl G. Høgtun und Kjell Morten Hjørnevik verwaltet. Aktuell ist der Fonds im Vergleich zur Benchmark in zyklischen Branchen übergewichtet. DNB verfügt über ein kombiniertes Gesamtvermögen von 200 Milliarden EUR.