Der Tech-Sektor dreht sich längst nicht mehr nur um Personal Computer: "Es geht um alles, von Autos und Taxiservices über Hotelbuchungen und Häuser zu Smartphones und Drohnen", sagt Anders Tandberg-Johansen, Head Global Technology und Fondsmanager von DNB Asset Management. Tech sei eine sehr breite und sehr offene Investitionskategorie – sie reiche vom privaten Konsumenten bis zum Firmenkundengeschäft. Seit bald 20 Jahren arbeitet er in dieser Industrie und hat viele neuartige Geschäftsmodelle und Unternehmen erlebt. Die große Erfahrung in diesem Sektor hält er für eine zentrale Bedingung, um die richtigen Aktien herauszufiltern und sich in diesem gigantisch wachsenden Markt zurecht zu finden.
Auch Korrekturen wie jene vom August können Tandberg-Johansen nicht erschüttern. Ihrer ungeachtet empfiehlt er weiterhin, Technologiewerte zu kaufen. Warum genau jetzt? „Wegen der Performance", bringt es Tandberg-Johansen auf den Punkt. Während der letzten 30 Jahre habe der Nasdaq Index den S&P500 jedes Jahr um durchschnittlich zwei Prozent übertroffen. Über 20 Prozent der weltweiten Indizes gehören bereits zum Bereich TMT, mehr als die ganze Marktkapitalisierung der europäischen Aktien. Gerade weil der Bereich derart diversifiziert sei, gebe es ständig neue Akteure. Derzeit treten ganz neue Marktteilnehmer auf, etwa im Automobilmarkt mit Tesla und Apple. Im Häusermarkt werden traditionelle Home-Security-Unternehmen gerade durch Google Nest herausgefordert.
Interessanter Bereich Robotik
Als interessanter neuer Bereich des Anlageprozesses gilt etwa die Robotik. Zwar präsentiert sich das Anlageuniversum der börsennotierten Unternehmen hier noch recht begrenzt, aber dies könnte sich in Zukunft laut Tandberg-Johansen ändern. „Die Möglichkeit heute die künftigen Gewinner der Robotik-Industrie auszuwählen, bietet Potenzial für hohe Renditen." Wohl würden Industrieroboter bereits seit den 70-er Jahren eingesetzt, aber die wirklich großen Veränderungen stehen laut Tandberg erst noch bevor. „Robotics können erhebliche Auswirkungen auf die Verbesserung der Produktivität haben." Zudem könne die Robotik verwendet werden, um die exponentiell wachsenden Datenmengen zu verarbeiten, wodurch auch das "Internet der Dinge" besser funktionieren werde.
Neue Trends eruieren reicht nicht
Allerdings sieht Tandberg-Johansen nicht das bloße Eruieren von neuen Trends als Schlüsselkriterium. Denn Trends könne jeder erkennen. „Doch auch wenn man die beste Technologie erkennt, weiß man nicht, ob sie führend sein wird." Manchmal werde eben die zweitbeste Technologie zum Marktführer. So war Steve Jobs nicht der Erste mit seinem Tablet-Computer, aber er sah, wann die Zeit reif war, weil Touchscreens sowie die Batterietechnologie weit genug waren. „Dasselbe gilt auch für uns", so Tandberg. „Alles ist eine Frage des richtigen Zeitpunkts." Angesichts der zahlreichen Erfolgsgeschichten, der unzähligen Gespräche über Sieger und Verlierer liege die Herausforderung genau darin, sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
Auch erachtet es der Fondsmanager nicht als zwingend, selber ein Technologie-Nerd zu sein, um einen Tech-Fonds professionell verwalten zu können. Vielmehr fokussiert er sich auf Statistiken und zuverlässige Daten im Markt und beurteilt dann, was funktioniert und sich gut verkauft. Eine wichtige Regel beim Investieren ist, die eigenen Vorstellungen anzupassen. Wenn man also sehr optimistisch ist, sollte man sich in der gebotenen Ruhe hinterfragen und seine Meinung überprüfen. Auch wenn man überaus pessimistisch ist, sollte man durchaus etwas genauer hinschauen.
Outperformance dank stabilem Team
Tandberg-Johansens Strategien gingen bisher auf: Der Fonds weist eine eindrückliche Wertentwicklung auf, und zwar sowohl in absoluter als auch in relativer Sicht. Auch deshalb verzeichnete er in diesem Jahr erneut gute Zuflüsse. Dazu Tandberg-Johansen: „Wir haben über längere Zeit ausgezeichnete Resultate bewiesen – sei es im Vergleich zur Benchmark oder zu den Mitbewerbern. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie fünf oder zehn Jahre oder gar länger zurückblicken. Wir stehen im Vergleich an der Spitze." Als Grund für diese Outperformance sieht er das Team des Fonds, welches seit dem Jahr 2001 zusammenarbeitet.
Ein Blick nach Vorne
Zwar schätzten viele Anleger seit der Dotcom-Blase im Jahr 2000 das Risiko eines Tech-Investments immer noch als hoch ein, doch seien die Cashflows zahlreicher Unternehmen stabil. Technologieaktien halten ca. 15 Prozent ihrer Marktkapitalisierung in Cash. Das vergleicht sich mit 15 Prozent Nettoschulden in den anderen Sektoren. Hinzu kommt, dass der Sektor diversifizierter ist und mit enormen Cashflows und sowie etablierten Geschäftsmodellen aufwarten kann. Sogar die Volatilität sei ein wenig unter dem Durchschnitt. Einzig steigende Langfrist-Zinsen wären vermutlich zunächst negativ für den Aktienmarkt und würden eine Verschiebung hin zu zyklischeren Namen auslösen. Diese käme jedoch den konsumorientierten Firmen wie etwa Apple zugute.
Die Verbreitung des Internets, namentlich der mobilen Anwendungen, in Schwellenländern wachse noch immer beträchtlich. Zahlungssysteme wechselten vermehrt in mobile Bereiche und diese technologische Entwicklung betreffe die Finanzindustrie ganzheitlich. Konkret mag Tandberg-Johansen weiterhin Google, das in allen Megatrends gut positioniert sei. Die Restrukturierung des Unternehmens im neuen Mutterhaus Alphabet reflektiere dies deutlich. Im Robotikbereich nennt er das Unternehmen iRobot, das robotikbasierte Lösungen in den Bereichen Konsum, Sicherheit und Fernsteuerung anbiete.