Tech-Experte Ripatti: Warum Apple aktuell nicht ins Portfolio gehört

Nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Monate ist viel heiße Luft im Markt, was laut Mikko Ripatti, Senior Sales Portfolio Manager bei DNB Asset Management, langfristig nicht gut gehen kann: "Apple ist dabei ein Beispiel für einen Titel, den Anleger derzeit nicht im Portfolio haben müssen." DNB Asset Management | 02.09.2020 16:51 Uhr
Mikko Ripatti, Senior Sales Portfolio Manager bei DNB Asset Management / © DNB Asset Management
Mikko Ripatti, Senior Sales Portfolio Manager bei DNB Asset Management / © DNB Asset Management
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Manche Marktakteure befürchten, dass der Telekomsektor zur Value-Falle werden könnte: Die Aktienperformance ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben, während die Gewinnprognosen nur wenig überzeugen. Das Gegenteil ist der Fall: Erweitert man den Blick von drei auf sechs Monate, dürfte dieser Subsektor am wenigsten von Prognose-Änderungen nach unten betroffen sein. Mit einer Abwärts-Anpassung von 4 Prozent steht dieser Subsektor bereits jetzt besser da als andere Bereiche des Technologie-Sektors. Basierend auf diesen niedrigen Erwartungen bedarf es keiner besonderen Überraschungen mehr, um eine Outperformance zu generieren. Auch aufgrund ihrer guten Geschäftsmodelle bieten Telekomtitel signifikantes Aufholpotenzial. Künftig dürften sie nicht mehr mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn, sondern eher über 25 bewertet werden.  

Deutlich zu teuer ist hingegen der Software & Services-Sektor mit teils abenteuerlichen Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Berücksichtigt man die Aktienoptionen als Teil der Kompensation der Führungskräfte, liegen sie häufig zwischen 60 und 100, was eine deutliche Untergewichtung dieses Subsektors nahelegt. Nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Monate ist viel heiße Luft im Markt – was langfristig nicht gut gehen kann. Apple ist ein Beispiel für einen Titel, den Anleger derzeit nicht im Portfolio haben müssen. Die Aktie ist in diesem Jahr um mehr als 70 Prozent gestiegen, während die Prognosen für den Gewinn je Aktie nur um ein Prozent angehoben wurden. Das Betriebsergebnis (EBIT) liegt auf dem gleichen Niveau wie 2015.  

Kein Engagement in Titeln, die die Schlagzeilen bestimmen

Zusätzliche Wertschöpfung im App-Business ist eher unwahrscheinlich, weil es sich vor dem Hintergrund der Coronakrise um den perfekten Sturm gehandelt hat. Zugleich wird der 5-G-Wiederbeschaffungszyklus vor dem Hintergrund eines von einem hohen Sättigungsgrad gekennzeichneten Marktes überbewertet. Nicht zuletzt ist Apple sehr stark vom chinesisch-amerikanischen Handelskrieg betroffen.  Trotz der fehlenden fundamentalen Wertschöpfung wird die Apple-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 auf Basis der für das kommende Jahr prognostizierten Gewinne gepreist.  

Um das Thema Big Tech zu spielen, müssen sich Anleger nicht in Titeln engagieren, die gerade die Schlagzeilen bestimmen und entsprechend hoch bewertet ist. Ein Beispiel ist der südkoreanische Smartphone-Zulieferer Samsung, die mit einem cash-adjustierten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 bei Wachstum von 5 Prozent gehandelt wird.  

Auch der Gaming-Sektor könnte die Wertentwicklung der Big Techs übertreffen. Mehrere strukturelle Wachstumstreiber prägen diesen Sektor: So unterschätzt der Markt die Margen und überschätzt die Zyklizität. Zugleich dürfte das zunehmende Streaming den adressierbaren Markt erweitern, während die digitale Distribution die Margen der Anbieter positiv beeinflusst. Japanische Branchenvertreter verfügen gegenüber ihren US-Pendants über großen Aufholbedarf. Darüber hinaus sind sie sehr günstig bewertet und konnten mit starken Ergebnissen überzeugen. Aussichtsreich ist neben Sony und Nintendo auch der Hersteller von Videospielen und Mangas, Square Enix.  

China-Risiken durch indirekte Anlagen reduzieren

Ein deutliches Aufholpotenzial bergen auch Vishay Intertechnology, Tomtom und Arrow Electronics dank ihres Exposures zum Automobilsektor. Hersteller von Komponenten für autonomes Fahren und Elektroautomobile sind grundsätzlich interessant geworden, weil sie säkulares Wachstum mit günstigen Bewertungen vereinen. 

Anleger, die in China investieren wollen, sollten ihr Augenmerk auf stark unterbewertete Titel wie Lenovo legen. Das Gezerre um die chinesische Video-App Tiktok zeigt exemplarisch, dass es politische Risiken gibt, die ins Kalkül einfließen müssen und daher äußerst günstige Bewertungen erforderlich sind, um diesen Werten Attraktivität zu verleihen. Indirekt mit entsprechend weniger Risiken am Wachstum in China partizipieren können Anleger mit Unternehmen wie Nintendo und Square Enix, deren China-Geschäft von dem jüngst abgeschlossenen Deal mit dem Internetriesen Tencent erheblich profitieren dürfte. 

Mikko Ripatti, Senior Sales Portfolio Manager bei DNB Asset Management

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