Hoch entwickelte Roboter werden auf Sicht der kommenden ein bis zwei Jahre nicht nur in die Fabrikhallen und in die Lagerhäuser gelangen. Dank immer rechenstärkerer Halbleiter, ausgefeilter Sensorik sowie leistungssteigernder künstlicher Intelligenz lassen sich Ressourcen effizienter nutzen, Kosten senken und die Produktivität steigern. Sie werden jedoch auch die städtische Mobilität revolutionieren – nicht nur im Hinblick auf Automobile, wie wir sie kennen. Sie machen zukünftig völlig anderen Arten der Fortbewegung wie Flugtaxis oder autonomes Fahren möglich.
Der Trend zu einer immer stärkeren Automatisierung und der schnell wachsende Einsatz autonom arbeitender Maschinen bietet Anlegern zunehmend breitere Möglichkeiten, an der Roboter-Revolution mitzuverdienen. Insbesondere Roboter, die wie Menschen agieren, sind auf dem Vormarsch – und werden zu einem bedeutenden Investmentthema.
Kniebeugen im Gleichgewicht
Der US-amerikanische Autobauer Tesla etwa will mit dem humanoiden Roboter Optimus zum führenden Robotik-Unternehmen avancieren. Gerüchten zufolge soll er noch in diesem Jahr startklar für den Einsatz sein. Der Tesla-Roboter kann inzwischen laufen und bleibt auch bei Kniebeugen im Gleichgewicht – technisch eine Königsdisziplin bei der Bewegungssteuerung von humanoiden Robotern. Dank seiner feinfühligen Steuerung kann der Humanoid sogar Eier greifen, ohne sie zu zerdrücken. Der menschlich aussehende Roboter soll bei der Fertigung von Fahrzeugen und Robotaxis in den Gigafactorys von Tesla helfen. Seine Software basiert stark auf den Systemen der Robotaxis. Wir gehen davon aus, dass in Kürze die ersten vollständig autonomen Serienfahrzeuge präsentiert werden.
Amazon wiederum bewegt täglich rund 700.000 Roboter, um weltweit 400 Millionen Produkte zu verschicken. Die dadurch steigende Produktivität bei gleichzeitig niedrigeren Kosten führt zu einer höheren Gewinnspanne. Ähnliches ist auch beim US-Einzelhandelsriesen WalMart zu erwarten, der dank seiner quasi-automatisierten Logistik die Gewinnspannen erhöhen oder die Preise senken kann.
Die ebenfalls in den USA beheimatete Boston Dynamics stellte kürzlich eine neue Version ihres Robotermodells Atlas vor, das nun in den mechanischen Armen und Beinen elektrische Antriebe statt Hydraulik hat. Der südkoreanische Automobilkonzern Hyundai, zu dem das 1992 gegründete Unternehmen inzwischen gehört, will den humanoiden Roboter testweise in der Produktion einsetzen.
Motor für eine neue industrielle Revolution
Nvidia produziert die Humanoiden nicht selbst. Dafür soll die firmeneigene KI-Plattform Gr00t die Entwicklung lebensechter Roboter ermöglichen. Nvidia stellt dazu Hardware- und Softwarekomponenten zur Verfügung. Kurz vor Ostern hatte der Technologiekonzern für die Vorführung seiner neuesten Produkte eigens eine Eishockey-Arena umbauen lassen. Vor 16.000 Besuchern stellte Firmenchef Jensen Huang im kalifornischen San José den nach eigenen Aussagen „leistungsstärksten Chip der Welt“ vor. Der „Blackwell“ genannte KI-Chip mit 208 Milliarden Transistoren ist nach Ansicht des Nvidia-CEOs der Motor für eine neue industrielle Revolution.
Google verfügt mit Aloha über ein eigenes humanoides Roboterbetriebssystem. Nach einem verheißungsvollen Start scheint der Suchmaschinen-Riese damit aktuell ein wenig im Rückstand zu sein. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis Google damit aufholt. Zudem punkten die Kalifornier auch mit weiteren Roboterbetriebssystemen.
Robotics-Perle aus Norwegen
Ein sehr erfolgreiches kleineres Unternehmen ist Figure AI. Die erst vor wenigen Jahren gegründete Firma hat unlängst 750 Millionen Dollar von den Tech-Giganten Nvidia, Amazon und Microsoft erhalten.
Die japanische Fanuc bietet mit 18 Modellreihen die weltweit breiteste Palette an Industrierobotern für unterschiedlichste Anwendungen und Industriebereiche. Dies bedeutet zwar nicht zwangsläufig, dass das im Nikkei 225-Index gelistete Unternehmen auch stark im Segment der humanoiden Roboter ist. Doch über einige der Unterauftragnehmer wie beispielsweise Harmonic, die Subsysteme für Humanoide herstellen, ist Fanuc nicht nur bei Industrierobotern, sondern auch bei Menschen-Robotern gut aufgestellt.
Eine fantastische Firma ist die Firma 1X Technologies. 1X ist ein humanoides Robotik -Unternehmen aus Moss in Norwegen, an dem sich OpenAI in den letzten beiden Finanzierungsrunden beteiligt hat. Sie ist praktisch aus dem Nichts entstanden und wird unserer Meinung nach zu einem der Top 10 Unternehmen im Bereich Robotics aufsteigen.
Von Audun Wickstrand Iversen, Portfoliomanager bei DNB Asset Management