Der Gesundheitssektor hat in den letzten Jahren eine außergewöhnlich schwache Performance gezeigt. Im Vergleich zum breiten Markt hat er um mehr als 40 Prozentpunkte schlechter abgeschnitten. Dies ist in den letzten drei Jahrzehnten nur einmal vorgekommen. Diese deutliche Unterbewertung bietet Anlegern nun eine seltene Gelegenheit, von einem hochinnovativen und wachsenden Markt zu profitieren.
Aus unserer Sicht hat der Markt auf kurzfristige politische und wirtschaftliche Unsicherheiten überreagiert. Während der Technologiesektor zuletzt die Aufmerksamkeit der Anleger dominierte, hat der Gesundheitsmarkt - trotz seiner fundamentalen Stärken - an Interesse eingebüßt. Die Bewertungen sind historisch niedrig, aber die Innovationskraft bleibt ungebrochen. Einige Unternehmen könnten in diesem Jahr dabei besonders profitieren – etwa Novo Nordisk, Roche oder Intuitive Surgical.
Pharma: Adipositas als Wachstumsmarkt
Novo Nordisk und Eli Lilly gehören zu den großen Verlierern des letzten Jahres. Ihre Aktien haben seit Sommer 2024 durchschnittlich 30 Prozent an Wert verloren. Doch genau hier liegt eine mögliche Einstiegschance. Beide Unternehmen dominieren den Markt für Adipositas-Therapien, einer der am schnellsten wachsenden Bereiche in der Pharmabranche. Neue Studiendaten und Marktzulassungen, die 2025 erwartet werden, könnten den Kursen einen kräftigen Schub geben. Novo Nordisk überzeugt zudem durch seine starke Marktposition bei Diabetesmedikamenten, während Eli Lilly durch Innovationen in der Onkologie punktet.
Auch Roche und AstraZeneca verdienen Aufmerksamkeit. Roche könnte 2025 eine Neubewertung erleben, wenn zahlreiche klinische Studien Ergebnisse liefern. Der Fokus liegt dabei auf Medikamenten in den Bereichen Onkologie und seltene Krankheiten. AstraZeneca hingegen hat sich in den letzten Jahren stark auf Atemwegserkrankungen und Immuntherapien spezialisiert – beide Bereiche mit großem Wachstumspotenzial.
Biotech: Durchbruch bei neurologischen Erkrankungen?
Die Biotechnologiebranche hat eine Durststrecke hinter sich, doch einige Unternehmen könnten vor einem Comeback stehen. Besonders spannend sind hier Anbieter, die sich auf komplexe Krankheiten konzentrieren, für die es bisher kaum Therapiemöglichkeiten gibt. Unternehmen wie Argenx (Europa) und Neurocrine (USA) forschen an innovativen Ansätzen gegen neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und Schizophrenie. Ebenso bieten Firmen wie Biomarin und UCB Potenzial, die sich auf seltene genetische Störungen und Immuntherapien spezialisiert haben.
Medizintechnologie: Roboter und Wearables im Fokus
Die Medizintechnik hat in den letzten Jahren vor allem von der Nachfrage nach minimal-invasiven Verfahren profitiert. Intuitive Surgical, ein führender Anbieter von chirurgischen Robotern, könnte 2025 stark zulegen. Die Nachfrage nach effizienten und präzisen Operationsmethoden steigt weltweit – besonders in alternden Gesellschaften wie Europa und den USA. Ein weiteres Beispiel ist Edwards Lifesciences, das minimal-invasive Herzklappen herstellt und vom demografischen Wandel profitieren dürfte.
Im Bereich der Wearable-Technologie bleiben Unternehmen wie Dexcom und Insulet zukunftsweisend. Ihre Geräte ermöglichen Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes eine bessere Selbstüberwachung und könnten durch technologische Fortschritte weiter an Attraktivität gewinnen.
Attraktive Bewertungen und langfristige Perspektiven
Der Gesundheitssektor ist aktuell so günstig bewertet wie selten zuvor, während die Innovationskraft vieler Unternehmen ungebrochen bleibt. Anleger, die jetzt in marktführende Unternehmen mit klaren Wachstumschancen investieren, könnten 2025 von einer erheblichen Neubewertung des Sektors profitieren. Die Kombination aus niedrigen Bewertungen, bahnbrechenden Technologien und robusten Fundamentaldaten macht Novo Nordisk, Roche, Intuitive Surgical und andere zu vielversprechenden Kandidaten – für langfristige Renditen und ein Comeback eines einst defensiven Sektors.
Von Rune Sand, Portfoliomanager des DNB Healthcare Fund bei DNB Asset Management