Trump’sche Steuerpläne: Vorschusslorbeeren gibt es keine mehr

Ein Kommentar von Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien und Mitglied im Union Investment Committee: Union Investment | 27.04.2017 17:31 Uhr
Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien und Mitglied im Union Investment Committee / ©  Union Investment
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Das sind sie also, die mit Spannung erwarteten Steuerpläne der neuen US-Regierung. Auf den ersten Blick sehen die Vorhaben gut aus und beinhalten vieles, was sich Investoren wünschen: Geringere Steuersätze und ein schlankeres Steuerrecht durch die Einführung von drei Steuerstufen bei gleichzeitigem Streichen von Steuervergünstigungen. Der große Haken ist die Umsetzung. Diese Pläne kosten Geld, sehr viel Geld. Wie viel genau, ist bislang unklar. Dem Entwurf fehlen wichtige Details. Wo die Mittel genau herkommen sollen, hat Präsident Donald Trump bisher noch nicht gesagt. Ohne Gegenfinanzierung wird er aber wohl kaum die Unterstützung seiner republikanischen Parteifreunde im Kongress erhalten. Die Demokraten werden die „größte Steuerreform seit Ronald Reagan“ erst recht nicht mitttragen. Die Trump’schen Pläne stehen also wieder mal auf der Kippe.

Die bisherige Linie der Republikaner war eindeutig: Keine Reform ohne Gegenfinanzierung, „aufkommensneutral“ war das Zauberwort. Die Trump-Administration argumentiert zwar, dass die hohen Kosten durch steigendes Wirtschaftswachstum amortisiert werden. Belege für diesen Effekt gibt es aber nicht: Weder die Steuersenkungen von Ronald Reagan noch die von George W. Bush haben sich derart positiv auf die konjunkturelle Dynamik ausgewirkt. Oder anders: Vodoo-Economics haben in der Vergangenheit nicht funktioniert.

Diese Skepsis ist auch der Grund dafür, warum die Börse bislang so verhalten reagiert hat, nachdem bereits die hochtrabenden Ankündigungen zur Gesundheitsreform ergebnislos verpufft sind. Die Zeit der Vorschusslorbeeren ist vorbei, die Investoren wollen Ergebnisse sehen. Die US-Aktienmärkte beendeten den gestrigen Handelstag fast unverändert.

Man darf nicht vergessen, dass die US-Aktienmärkte bereits gut gelaufen sind und viel an Erwartung eingepreist haben. Das macht sie im internationalen Vergleich teuer. Die Wall Street braucht neuen Treibstoff, den könnten die Trump’schen Pläne durchaus liefern. Sicher ist das aber nicht. Anders sieht es in Europa oder den Emerging Markets aus. Hier zieht die Konjunktur an, die Ertragslage der Unternehmen verbessert sich spürbar. Wir sehen daher aktuell mehr Chancen an den Aktienmärkten der Schwellenländer und der Eurozone.

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