Anleger verspüren keinen Handlungsdruck durch Inflation

Deutsche Anleger blicken entspannt in die Zukunft – sowohl was die eigene finanzielle Situation als auch die allgemeine Wirtschaftslage anbelangt. Auf kurze und mittlere Sicht beurteilen die Befragten die konjunkturelle Lage weiter positiv. Die Mehrheit rechnet daher auch mit leicht steigenden Preisen im nächsten halben Jahr. Bei der Schätzung der aktuellen Inflationsrate liegen allerdings viele daneben. Jeder Dritte schätzt die gegenwärtige Teuerung höher ein als sie tatsächlich ist. Und dennoch nehmen nur wenige die Inflation zum Anlass, um ihre Geldanlagen anzupassen oder sich dazu beraten zu lassen. Das sind die Ergebnisse aus dem aktuellen Anlegerbarometer von Union Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher Finanzentscheider in privaten Haushalten. Union Investment | 13.03.2018 12:11 Uhr
Giovanni Gay, Geschäftsführer, Union Investment / ©  Union Investment
Giovanni Gay, Geschäftsführer, Union Investment / © Union Investment
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Deutsche Anleger sind zuversichtlich gestimmt. Mit Blick auf die eigene finanzielle Situation gehen drei von vier Befragten (75 Prozent) von gleichbleibenden Verhältnissen in den kommenden sechs Monaten aus. Im Vorquartal waren es 70 Prozent. Knapp jeder Fünfte (18 Prozent) rechnet mit einer weiteren Verbesserung (viertes Quartal 2017: 19 Prozent). Eine Verschlechterung der persönlichen finanziellen Lage erwarten dagegen nur sieben Prozent. Das sind vier Prozentpunkte weniger im Vergleich zur letzten Erhebung. Besonders optimistisch sind die Deutschen hinsichtlich der hiesigen Konjunktur. Zum ersten Mal seit dem dritten Quartal 2011 schätzen die Befragten die gesamtwirtschaftliche Lage besser ein als ihre eigene finanzielle Situation. 29 Prozent gehen von einem weiteren konjunkturellen Aufschwung in den kommenden sechs Monaten aus. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im letzten Quartal. Mit einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Situation rechnen nahezu unverändert 58 Prozent (Vorquartal: 57 Prozent) und mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse nur 13 Prozent (Vorquartal: 16 Prozent). „Die meisten Menschen fühlen sich im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gut. Sie lassen sich auch von geopolitischen Ereignissen kaum von ihrer optimistischen Einschätzung abbringen“, kommentiert Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment, das Ergebnis der Befragung. 

Die Mehrheit erwartet leicht steigende Preise im nächsten halben Jahr 

Mit Blick auf einen Zeitraum von fünf Jahren sind die Deutschen allerdings ein wenig verhaltener was die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation angeht: 37 Prozent befürchten, dass sich die konjunkturelle Lage hierzulande verschlechtern wird. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im dritten Quartal 2017. Ein Drittel (33 Prozent) rechnet mittelfristig jedoch weiter mit einer Verbesserung und 28 Prozent erwarten gleichbleibende wirtschaftliche Verhältnisse. Trotz der insgesamt positiven Einschätzung der künftigen Konjunkturentwicklung gehen nur sehr wenige Anleger von einer starken Inflation im nächsten halben Jahr aus: Drei Prozent erwarten stark steigende Preise. Im Vorquartal waren es noch sieben Prozent. 70 Prozent rechnen dagegen mit leicht steigenden Preisen (letztes Quartal: 74 Prozent) und jeder Vierte (25 Prozent) glaubt sogar, dass die Preise stabil bleiben (letztes Quartal: 18 Prozent). 

Die Inflationswahrnehmung der Sparer wird stark durch die Preise bei regelmäßigen Einkäufen sowie die Immobilien- und Mietpreise beeinflusst 

Bei der Einordung der aktuellen Inflationsrate durch die Befragten fällt allerdings auf, dass das Wissen um ihre Höhe vielfach nicht stimmt. Nur 59 Prozent schätzen die aktuelle Inflationsrate von 1,4 Prozent (Stand: Februar 2018) in einer Bandbreite zwischen ein und zwei Prozent richtig ein. Jeder Dritte geht von einer aktuellen Teuerung von über zwei Prozent aus. Und sechs Prozent glauben, dass die gegenwärtige Preissteigerung unter einem Prozent liegt. „Inflation ist ein Thema, dessen Wahrnehmung nicht nur durch die von den Medien berichtete objektive Entwicklung, sondern auch stark von der subjektiven Wahrnehmung, zum Beispiel beim Einkaufen oder an der Tankstelle, beeinflusst wird“, sagt Gay. Fragt man die Menschen konkret nach den Aspekten, die bei ihrer Inflationseinschätzung eine Rolle spielen, geben 63 Prozent an, dass die Preise bei regelmäßigen Einkäufen im Supermarkt entscheidend sind. Auf Platz zwei folgen die Immobilienpreise und die Höhe der Mieten (59 Prozent). Aber auch die Berichterstattung in den Medien (45 Prozent) und die Spritpreise an den Tankstellen (43 Prozent) beeinflussen die Inflationswahrnehmung der Sparer. 

Anleger verspüren keinen Handlungsdruck

So unterschiedlich die Befragten die Höhe der Inflation einschätzen, so differenziert sehen sie auch ihre Auswirkungen auf die eigenen Ersparnisse. 46 Prozent sind überhaupt nicht besorgt, dass sich steigende Preise negativ auf ihr Vermögen auswirken. Genauso viele sind ein wenig besorgt und nur sechs Prozent sind aufgrund der Teuerung stark besorgt. Vier von fünf Befragten geben an, dass sie steigende Preise nicht zum Anlass nehmen, ihre Geldanlagen anzupassen oder sich dazu beraten zu lassen. Nur neun Prozent wollen von sich aus aktiv werden und Umschichtungen bei ihrem Vermögen vornehmen. Elf Prozent möchten ihren Bankberater um Rat fragen. „Die Befragung zeigt, dass Inflation für die meisten Anleger kein Thema ist. Angesichts der niedrigen Zinsen auf Erspartes unterschätzen sie dadurch aber den Einfluss auf die reale Vermögensbildung. Denn viele Vermögen schrumpfen faktisch, weil sie an Kaufkraft verlieren. Wer sich hier nicht breiter aufstellt und seine Ersparnisse besser strukturiert, verliert beim Sparen Geld“, so Gay. 

Seit Anfang 2001 ermittelt das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Union Investment quartalsweise das Anlegerverhalten. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Für das erste Quartal erhob Forsa die Daten vom 31. Januar bis 8. Februar 2018. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100 Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an. 

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