Als Grund macht Wilhelm vor allem die wachsenden Gefahren für den globalen Handel aus. Dadurch verlangsamt sich das Konjunkturtempo. Diese Entwicklung trifft allerdings nicht alle Regionen gleich stark, sondern hängt von der Einbindung einer Volkswirtschaft in den Welthandel ab: „Die Gewinner der Globalisierung sind die Verlierer des Protektionismus. Das gilt vor allem für uns in Europa und die Schwellenländer, während die USA mit ihrem großen nationalen Heimatmarkt weniger stark betroffen sind.“
Damit nehmen die regionalen Wachstumsunterschiede wieder zu. Für die Kapitalmärkte von entscheidender Bedeutung ist die Frage, wie die Notenbanken darauf reagieren: „Der Richtungswechsel ist vollzogen, die Zeit der ultralockeren Geldpolitik geht zu Ende. Aber dieser Prozess läuft sehr langsam ab. In den USA rechnen wir 2018 noch mit zwei weiteren Leitzinsanhebungen. Für die Europäische Zentralbank sind Zinsschritte bis weit ins Jahr 2019 kein Thema. Damit können Konjunktur und Kapitalmärkte noch gut leben.“
Daher geht Wilhelm auch nicht von einem scharfen Anstieg der Renditen aus: „Klar ist: Der langfristige Trend bei den Renditen weist nach oben. Aber wir werden so schnell keine Rückkehr auf historische Niveaus sehen. Die Renditeanstiege für den Rest des Jahres sollten nur noch moderat ausfallen. Wir rechnen zum Jahresende mit 0,5 Prozent bei zehnjährigen Bundesanleihen und 3,2 Prozent bei laufzeitengleichen US-Treasuries.“
Gleichzeitig sieht er in anderen Teilen des Rentenmarktes die Unwägbarkeiten zunehmen. Gerade europäische Unternehmensanleihen sind anfälliger geworden, unter anderem durch den absehbaren Rückzug der EZB als Käufer. Auch bei den Schwellenländern rät Wilhelm zu einem überlegten Vorgehen und genauem Hinschauen. Für Aktien und Rohstoffe ist er hingegen nach wie vor optimistisch: „Die Unternehmen sind noch in Topform. Bei vielen Konzernen sprudeln die Gewinne, gerade in den USA. Auch wenn Aktien nicht mehr günstig sind und das Umfeld schwieriger wird, bleibt die Anlageklasse bis auf Weiteres attraktiv. Auch Rohstoffe sind in spätzyklischen Konjunkturphasen – wie wir sie derzeit haben – weiter aussichtsreich.“
Insgesamt geht Wilhelm damit von einem weiter guten, aber volatilen Börsenjahr 2018 aus.
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