Union Investment zur US-Wahl: „Biden-Sweep“ wird wahrscheinlicher

Jüngste US-Wahlumfragen lassen einen Sieg von US-Präsident Donald Trumps Herausforderer Joe Biden erwarten. Das Risiko einer Wahlanfechtung dürfte damit sinken. Wahrscheinlicher ist ein Sieg Bidens, bei der eine demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat erreicht wird. Union Investment | 29.10.2020 14:26 Uhr
© Photo by Samuel Branch on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Obwohl US-Präsident Donald Trump seine Corona-Infektion scheinbar gut überstanden hat und er wieder mit voller Kraft in den Wahlkampf gezogen ist, sprechen die aktuellen Umfragen gegen seine Wiederwahl am 3. November. Nach Angaben des Prognosehauses FiveThirtyEight lagen die Chancen seines demokratischen Widersachers Joe Biden zu Beginn dieser Woche bei 87 Prozent, diejenigen von Donald Trump hingegen nur noch bei zwölf Prozent. Auch wenn Trump inzwischen wieder alle Register zieht, scheinen sich viele Wähler zuletzt von ihm abgewendet zu haben. Der Hauptgrund hierfür dürfte in seinem von vielen Beobachtern als ungeschickt empfundenen Management der Corona-Pandemie liegen. Die aufbrausende Art, die Trump nicht nur in den bisherigen Fernsehdebatten und TV-Duellen an den Tag legte, könnte ebenfalls bei einem Teil des republikanischen Wählerpotenzials nicht gut angekommen sein. 

Das letzte Fernsehduell vor der Wahl (am 22. Oktober) zwischen Trump und Biden verlief aufgrund strengerer Regeln aber weit zivilisierter als das erste Treffen im September. Ein klarer Sieger ging daraus nicht hervor. Allerdings haben Trump und Biden um politische Inhalte gestritten – endlich einmal, wie viele Kommentatoren festhielten.

Wirtschaftsprogramme offenbaren nicht nur Unterschiede

Mit Blick auf das Wirtschaftsprogramm gibt es dabei erhebliche Unterschiede, aber auch verblüffende Übereinstimmungen. Beide Kandidaten setzen auf eine Stärkung der US-Volkswirtschaft durch mehr Protektionismus. Auch die Position gegenüber China unterscheidet sich mehr im Ton denn in der Substanz. Auf anderen Feldern liegen die Kontrahenten hingegen weit auseinander. Biden plädiert zum Beispiel für eine Modernisierung der US-Wirtschaft und einen ökologischen Umbau. Trump setzt stärker auf die Konservierung des Status Quo. In der Fernsehdebatte wurde dieser Punkt beim Thema Öl deutlich. Biden kündigte an, die Ölwirtschaft „transformieren“ zu wollen, also perspektivisch eine Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe anzustreben. Trump attackierte diesen Punkt, nicht zuletzt da umkämpfte Bundesstaaten wie Texas, Pennsylvania oder Oklahoma große Ölstandorte sind. Die Zustimmung in diesen „battle ground states“ ist von nationaler Bedeutung, da  der US-Präsident indirekt über die Wahlleute des Wahlkollegiums gewählt wird

Unsicherheit gesunken

Trotz der wiederholten Attacken Donald Trumps gegen seinen Herausforderer zeichnet sich dank der verbesserten Umfrageergebnisse Joe Bidens ein klares Votum ab. Aus Kapitalmarktsicht sinkt dadurch gleich auf zwei Ebenen die Unsicherheit: Erstens haben Investoren eine belastbarere Hypothese darüber, wer nach der Amtseinführung am 20. Januar 2021 die Wirtschaftspolitik im Oval Office bestimmten wird. Zweitens wird eine erfolgreiche Anfechtung des Wahlergebnisses (mit dem Trump zuletzt wiederholt kokettiert hatte) umso unwahrscheinlicher, je deutlicher der Sieg der Demokraten ausfallen würde. Für Beobachter der Wahl gilt vor allem Florida als der entscheidende Staat für den Wahlausgang. Auch hier hat die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg von Bidens Wahlmännern mittlerweile zugenommen. Sollte sich hier schnell ein klares Ergebnis erhärten, wäre die Wahl für Trump nach derzeitigem Stand der Umfragen eventuell bereits verloren. Mit dem Vorsprung des Demokraten in den meisten Staaten sinkt also die Gefahr einer Hängepartie.

„Biden Sweep“ und mögliche Folgen

Am 3. November werden mehr als 200 Millionen US-Amerikaner nicht nur den Präsidenten neu wählen, sondern auch die Abgeordneten des Repräsentantenhauses und ein Drittel der 100 Senatssitze. Im amerikanischen System der „Checks and Balances“ kommt dabei den Mehrheitsverhältnissen im Kongress eine große Bedeutung für die Umsetzung von Gesetzesvorhaben zu. Das für uns wahrscheinlichste Szenario ist der sogenannte „Biden Sweep“, bei dem Biden siegt und eine demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus sowie im Senat erreicht wird. Nur in dieser Konstellation könnte Biden den Großteil seiner Agenda umsetzen. Es ergäbe sich also die Möglichkeit eines umfangreichen Fiskalpakets, was sowohl die Konjunkturfantasie als auch die Inflationserwartungen heben könnte. In diesem Szenario wäre daher eine gewisse Reflationierung der US-Wirtschaft denkbar, was dort mittelfristig zu steileren Renditekurven führen dürfte. Eine steilere Zinskurve würde sich auf die Profitabilität des US-Bankensektors positiv auswirken, andere Branchen würden durch Steuererhöhungen belastet. Zudem haben die Demokraten angekündigt, auch verstärkt in innovative sowie klima- und umweltfreundliche Technologien zu investieren, was zu einem Innovationsschub in vielen Bereichen führen könnte. Ein Präsident Biden würde gegenüber China zwar ebenfalls entschieden für die Interessen der USA eintreten, aber sein Tonfall wäre diplomatischer. Dies könnte zu einer Entspannung im Handelsstreit führen, was gute Nachrichten für den Welthandel wären.

Noch ist das Rennen offen

Die kommenden Wochen bleiben also spannend. Aktuell steht vor allem die Frage im Raum, ob sich die Vertreter beider Lager noch vor der Wahl auf ein neues Konjunkturpaket einigen können. Dies wäre auch ein positives Signal für die Börsen. Klar ist aber auch, gerade nach den Erfahrungen von 2016: Selbst wenn Bidens Vorsprung derzeit groß ist, bleibt das Rennen um das Weiße Haus bis zuletzt offen.

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