China: Nichts Neues?!

Während die Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums wenig überrascht, zeichnet sich neuerdings ein zunehmender Vertrauensverlust in die chinesischen Behörden ab – und zwar sowohl seitens der inländischen als auch der internationalen wirtschaftlichen Akteure. Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac, äußert sich über die aktuellen Entwicklungen in China. Carmignac | 28.08.2015 11:00 Uhr
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Didier Saint-Georges, Carmignac
Didier Saint-Georges, Carmignac

„Auf Grundlage eigener Analysen und Daten ist in China auf volkswirtschaftlicher Ebene - bis jetzt jedenfalls - nichts wirklich Neues passiert. Das Wirtschaftswachstum wird auf Jahresbasis vermutlich im niedrigen 5%-Bereich liegen. Dies ist zwar eher schwach, aber darauf hatten wir ja bereits seit längerer Zeit hingewiesen. Das geringe Wachstum ist die Folge einer Kombination aus der wirtschaftlichen Restrukturierung, der monetären Verknappung und einer globalen konjunkturellen Schwäche. Nichts Neues also.

Neu ist aber folgende Mischung:

  • Die Beendigung der quantitativen Lockerung in den USA. Dieses Ereignis hat – neben anderen Entwicklungen – den Startschuss zum Abschmelzen der internationalen Devisenreserven gegeben, die China ab dem Jahr 2003 angehäuft hat.
  • Der Vertrauensverlust in die chinesischen Behörden – und zwar sowohl seitens der inländischen als auch der internationalen wirtschaftlichen Akteure aufgrund des Umgangs mit der lokalen Aktienblase und der Anpassung des Renminbi-Wechselkurses.
  • Beängstigende Berichte über eine unkontrollierte Konjunkturabschwächung in China. Unserer Auffassung nach – wie oben erwähnt – zwar unbegründet, aber mit starker Wirkung auf die Stimmungslage.

 

Diese neuen Ereignisse erhöhen das Risiko von Kapitalabflüssen aus China, was vielfältige Konsequenzen hätte:

 

  • Das Risiko einer weiteren Abwertung des Renminbi.
  • Eine solche würde andere Schwellenländer-Währungen noch stärker unter Druck setzen.
  • Ein Export der Deflation in die Industriestaaten.
  • Aufwärtsdruck auf die US-Staatsanleihenrenditen (Auflösung von Positionen)
  • Abfederung der Auswirkungen eines deflationären Drucks auf die Renditen
  • Eine allgemeine Liquiditätsverknappung (quantitative Verschärfung vs. quantitative Lockerung)
  • Letztlich negative Tendenz; deflationäre Auswirkungen auf Konsumausgaben und Unternehmensinvestments schwächen die Konjunktur in Industriestaaten bereits jetzt.

 

Theoretisch könnten die Notenbanken der Industriestaaten jetzt natürlich noch weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen ankündigen. Oder China könnte einen Weg finden, die Märkte wieder zu beruhigen und die Mittelabflüsse unter Kontrolle zu bekommen.

Aber das Risiko für die Märkte, die Unterstützung durch die QE-Maßnahmen (die fünf Jahre lang ihre einzige Unterstützung waren) in einer Phase zu verlieren, in der das Wirtschaftswachstum nach wie vor sehr instabil ist, ist jetzt eindeutig gegeben – und wird vorerst auch nicht so schnell wegfallen. Außerdem bieten die Bewertungen auf ihren aktuellen Niveaus keine besonders gute Absicherung nach unten. Darüber hinaus bedarf es vermutlich einer noch kritischeren Lage, bevor die Notenbanken der Industriestaaten weitere QE-Maßnahmen beschließen.

Dieses Umfeld rechtfertigt eine sehr vorsichtige Anlagestrategie bei unseren globalen Investments."

Didier Saint-Georges

Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac

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