Es wird erwartet, dass Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch die Leitzinsen unverändert lässt und so wenig Hinweise wie möglich auf die künftige Geldpolitik gibt.
Seit Dezember wurde der Status quo mit dem Mangel an Transparenz und dem hohen Grad an Unberechenbarkeit von US-Präsident Trumps Agenda begründet. In dieser Hinsicht wurden kaum Fortschritte erzielt. Im Gegenteil: Der Grad der wirtschaftlichen Unsicherheit hat sich seit der letzten geldpolitischen Sitzung verdreifacht.
An der Wirtschaftsfront verlangsamt sich die Konjunktur moderat und die Disinflation ist mit einem Kern-PCE-Wert von 2,6 Prozent über dem Ziel der Federal Reserve (Fed) zum Stillstand gekommen. Nichts davon rechtfertigt eine sofortige Rückkehr zu einem Kürzungszyklus. Vielmehr dürften die neuen Prognosen ein geringeres Wachstum und höhere Inflationserwartungen ausweisen. Daher besteht die Möglichkeit, dass das Punktediagramm höhere langfristige Zielzinssätze anzeigen wird. Wir erwarten auch weitere Details zu einer Pause der quantitativen Straffung im Vorfeld der Entscheidung über die Schuldenobergrenze.
Das Hauptrisiko besteht darin, dass ein derart hohes Maß an Unsicherheit auch die Ausgabenbereitschaft privater Haushalte und die Investitionsbereitschaft von Unternehmen beeinträchtigt. Eine solche abwartende Haltung der wichtigsten Wirtschaftsakteure könnte die Konjunktur zum Erliegen bringen.
Dennoch hat die Fed ihre Fähigkeit zu entschlossenem Handeln unter Beweis gestellt. Wenn nötig, könnte sie einen großen Schritt wagen und die Leitzinsen um 50 Basispunkte senken. Ein solcher Schritt könnte mit einer verbesserten Transparenz nach einer Phase erhöhter Unsicherheit oder einer raschen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zusammenhängen. Die Fed verfügt über erheblichen Spielraum, um die Leitzinsen bei Bedarf schnell und deutlich zu senken. Eine Zinssenkung vor dem Sommer ist unwahrscheinlich, aber in Trumps Welt kann sich in sieben Wochen viel ändern. Bis zum Treffen im Mai oder Juni könnte das Federal Open Market Committee (FOMC) die Lage ganz anders einschätzen.
Von Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees bei Carmignac