Der Rückgang an den Aktienmärkten ist an manchen Tagen schon beängstigend. Aber bei all der Volatilität, die wir derzeit im Markt sehen, gehen wir davon aus, dass wir nicht in einen neuen Bear-Markt eingetreten sind, sondern es mit einer (ausgewachsenen) Korrektur zu tun haben. Es ist in der momentanen Phase zwar schwer sich festzulegen, aber wir wagen es mal: Für den DAX sagen wir, dass der größte Teil der Korrektur hinter uns liegt.
Daher ist es durchaus wahrscheinlich, dass wir in nächster Zeit eine ausgeprägte Gegenbewegung sehen. Es dürfte aber sehr volatil bleiben und die Schwankungen noch zunehmen. Das Sentiment für deutsche Aktien unterstützt uns aber bei der Bodenbildung. Es ist derzeit verstärkt Angst im Markt. Und es gilt nicht mehr, was noch vor ein paar Wochen zu beobachten war: Wenn es runtergeht, dann gleich nachkaufen! „Buy the dips“ funktioniert derzeit nicht. Die Anleger halten sich mit Kaufentscheidungen zurück – unter dem Strich ist Verkaufen momentan die Losung! Denn viele Marktteilnehmer haben jetzt auch wieder die Konjunktur im Blick. Das dämpft die Erwartungen und den Ausblick. Dies ist derzeit die Realität, mit der man sich abfinden muss.
Auch im STOXX Europe 600 zeigt der Chart, dass der langfristige Aufwärtstrend angekratzt bzw. sogar gebrochen ist. Aber auch hier gehen wir davon aus, dass wir den größten Teil der Korrektur durchlaufen haben. Aber nach einer kurzfristigen Gegenbewegung ist es durchaus wahrscheinlich, dass wir im Oktober noch einen finalen Wash-Out sehen.
Wir sind noch nicht durch! Es fehlen noch ein paar Bären!
Unser Kernszenario lautet: Wir sind noch nicht durch! Wir befinden uns aber im letzten Drittel der Korrektur. Das zeigt auch der NAAIM-Index, der die Stimmung der nordamerikanischen Fondsmanager und institutionellen Investoren misst. Und an der New York Stock Exchange (NYSE) – also bei Dow Jones, S&P 500 und Co. - haben rund 40 Prozent der Aktien in jüngster Zeit ihre 52-Wchen-Teifststände gesehen. Und je mehr Aktien in dieser Statistik dazukommen, umso sicherer ist es, dass die Bodenbildung bald erreicht ist. Aber: noch ist es nicht soweit. Da fehlen einfach noch ein paar Bären, damit der Korrekturmodus beendet werden kann.
Deshalb sind und bleiben wir vorläufig auch noch defensiv positioniert und haben im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, wie auch im PRIMA - Globale Werte, eine niedrige Aktienquote. Wir müssen uns aber auch überlegen: Wann lösen wir diese Situation auf? Derzeit ist im Fonds Google unser Top-Investment, wobei wir auch diese Position reduziert haben. Dann die italienische Gruppo Mutui, die sich sehr gut in der derzeit schwierigen Lage hält. Dazu kommen der italienische Consultingkonzern Reply, den es nicht juckt, was am Markt passiert, weil es operativ einfach gut läuft. Und schließlich noch die Washtec AG und die Software AG, die beide Aktienrückkaufprogramme durchführen bzw. wie bei der letzteren angekündigt haben.
Ausblick: Warten auf Schnäppchenpreise
Was erwarten wir für die kommenden Wochen? Wir sind noch in der späten Abschwung-Phase. Dabei wird uns China als Problem erhalten bleiben, da hier derzeit keine Zuwächse zu erwarten sind – und das, obwohl China als Wirtschaftpartner absolut gesehen gar nicht mal so eine große Rolle für die deutschen Unternehmen spielt. Da ist die EU viel wichtiger. Aber, wie man an einzelnen Unternehmen sieht, sind diese sehr stark vom chinesischen Markt abhängig. Beispiel VW, wo zunächst der Abschwung im Reich der Mitte auf der Aktie lag – und jetzt die unsäglichen Abgasbetrügereien. Die Aktie ist schon stark zurückgekommen. Aber man kann nicht absehen, wie sich die Konsumenten künftig entscheiden. Und wie stark der Imageschaden für den gesamten Konzern auswirken. Dazu die zu erwartenden Strafen und rechtlichen Auseinandersetzungen. Wir lassen auf jeden Fall die Finger von den Wolfsburgern und würden eine eigentümergeführte Aktie mit Management-Exzellenz wie BMW bevorzugen.
Unter Chinas Rädern
Aber auch für China gilt: Es gibt erste, noch zarte Anzeichen dafür, dass wir auch dort eine Art Bodenbildung sehen. Doch welche Aktien sind vom Export nach China besonders stark betroffen? Von den deutschen Blue Chips sind es natürlich die Autobauer wie VW und BMW. Aber auch Continental und Infineon leiden weiter. Bei den Small- und Mid Caps sind es Aixtron, Dürr, Heidelberger Druck oder auch Wacker Chemie, um nur mal die deutschen Unternehmen zu nennen. International kommen noch die Schweizer Oerlikon und Swatch Group, sowie die französischen Luxushersteller Richemont und Prada dazu. Auch dies sind das nur einige Beispiele.
Aber: Das sind Unternehmen, die bereits unter die Räder gekommen sind – und wo sich möglicherweise schon sehr bald die Möglichkeit ergibt, sie günstig einzusammeln.
Frank Fischer, Chief Investment Officer, Shareholder Value Management AG