"Zwei Länder bestimmen das globale Wirtschaftswachstum in erster Linie, die USA und China. Und um beide ist es aktuell nicht allzu gut bestellt. Den einen droht am Ende eines reifen Wirtschaftszyklus die Gefahr von Zinsanhebungen bei einer gleichzeitig relativ hohen Bewertung des Aktienmarktes. Die Margen in den USA sind ausgereizt, Kostenreduzierungen nach der Finanzkrise ausgeschöpft, das Wachstumstempo reduziert sich und die Fracking-Industrie leidet unter dem durch sie selbst ausgelösten Verdrängungswettbewerb mit der OPEC.
Die Silicon Valley Highflyer oder „nifity ten“ halten den US-Markt oben, FANG-Investing (Facebook, Apple, Netflix, Google) scheint das einzig attraktive zu sein. In China wiederum wachsen die Zweifel über das tatsächliche Wachstum der Volkswirtschaft. Wir als Stockpicker analysieren Aktien, die sich ja bekanntermaßen (leider) nicht im luftleeren Raum bewegen. Insofern ist und bleibt die Konjunktur der Hauptfaktor, welcher unsere Aktienquote bestimmt.
Doch der Reihe nach. Erinnern wir uns an den Ausblick für 2015, so wurde damals allerorts, auch von uns, die Aktie trotz aller Krisen als alternativlos ausgerufen. Bis ins zweite Quartal war diese Prognose auch goldrichtig. Die Aktienmärkte erklommen ein Hoch nach dem anderen. Doch ab diesem Zeitpunkt traten neue Risiken auf den Plan und drängten Themen wie Überschuldung, Russland und Eurokrise in den Hintergrund. Als Auslöser für die Korrektur im Spätsommer gilt für uns immer noch die Sorge um das chinesische Wachstum und die damit verbundene Korrektur am chinesischen Aktienmarkt, die im Nachhinein getrost als Crash betrachtet werden darf.
Die Auslöser dafür waren und sind vielschichtig und nicht einfach durch das Platzen einer Blase zu erklären. Vielmehr ist es eine Gemengelage aus Währungskrieg, mediengesteuerter Wirtschaftspolitik und dem Kampf um Rohstoffe. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde konzentriert der Wohlstand sich auf einen kleinen Streifen an der Küste, während der Großteil der Bevölkerung auf 3. Welt-Niveau lebt. Das Märchen von der Umstellung einer exportorientierten Wirtschaft auf lokale Nachfrage ist trotz einer zentralistischen und autoritär geführten Wirtschaftspolitik mit ihren riesigen Subventions-Programmen ein langfristiger Prozess. Allokationstechnisch schlechte Entscheidungen, Zweifel an der Datenqualität und am Wahrheitsgehalt der volkswirtschaftlichen Statistik schmälern die Wachstumserwartungen.
Dreijähriger Bärenmarkt der Schwellenländer setzt sich fort
Denn vieles deutet darauf hin, dass der nun mehr dreijährige Bärenmarkt der Schwellenländer sich weiter fortsetzt. Russland bleibt dank Putin ein Problemfall für sich, auch in Brasilien und Südafrika sieht es eher nach Rezession aus. Grund hierfür sind in erster Linie die Leitwährungen, zu denen inzwischen ja auch der chinesische Yuan gehört. Während der japanische Yen und der Euro gegenüber der Leitwährung USD bereits abgewertet haben, hat der Yuan noch einen langen Weg vor sich, trotz der bereits stattgefundenen Abwertungen. Dies impliziert wiederum Druck auf die anderen EM-Währungen, denn China exportiert damit Deflation. Der Schuldendruck wächst auf Staaten oder Unternehmen mit schwachen Lokalwährungen, die im deflationären Umfeld US-Dollar Kredite bedienen müssen. Niedrige Rohstoffpreise und weitere Zinserhöhungen in den USA beschleunigen diese Entwicklung! Anders gesprochen sind die Kapitalkosten für Unternehmen in den EM relativ teuer, wie auch ihre relativen Bewertungen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass entweder die Aktienbewertungen oder die Kapitalkosten sinken müssen. Anders als 2004 oder 2009 sieht es diesmal allerdings nicht so aus, als könnte ein kurzfristiger Wachstumsschub China retten. Denn das Reich der Mitte ist und bleibt das Zünglein an der Waage, sei es für die globale Rohstoffnachfrage, die Weltwirtschaft, die restlichen Schwellenländer oder Exportnationen wie Deutschland. Einzige Lösung für China ist die verweichlichte westliche Lösung des „quantitative easing“.
Was bedeutet das für Europa? Dieser massive deflationäre Impuls kann zu einem Rückgang der Unternehmensgewinne und schließlich global zur Rezession führen, die folglich in einer Abwertung auch der Aktienmärkte resultiert. Insbesondere der DAX verhält sich wegen seiner hohen Auslandsquote der Unternehmen wie Linde, Volkswagenoder Siemens leider oft wie ein Derivat auf das globale Wachstum und damit auch auf die Schwellenländer. Das erklärt wiederum auch die deutlich höhere Volatilität deutscher gegenüber den US-Indizes. Was früher für die USA galt gilt nun für Asien: bekommt China einen Schnupfen haben wir gleich eine Lungenentzündung!
Ausblick – Gesamtbild hat sich verdunkelt
Die allgemeine Ansicht ist, dass die Notenbanken wieder auf das Gaspedal treten werden, wenn die Konjunktur nicht anspringt. Dies ist allerdings für uns ein zu eindimensionales Denken. Schon 2015 erwies sich der blinde Glaube an die Allmacht der Notenbanken als einer der größten Fehler und erwischte viele auf dem falschen Fuß. Fast alle Prognosen für den Aktienmarkt 2016 sahen negativ aus. Das Jahr begann auch sofort wie prognostiziert, wenn auch deutlich heftiger als von vielen erwartet. Während schon in der Vergangenheit Korrekturen immer schneller und schmerzhafter stattfanden, scheint sich auch dieses Jahr dieser Trend zu bewahrheiten. Für uns bedeutet dies erst einmal kurzfristig keine materiellen Kursgewinne an den Aktienmärkten. Das Gesamtbild hat sich zunehmend verdunkelt, sowohl unsere Sentiment-Indikatoren wie auch charttechnischen Signale sind auf Rot gesprungen. Ein stringentes Risikomanagement wird auch 2016 der wichtigste Faktor bleiben wenn es heißt, den permanenten Kapitalverlust zu vermeiden. Flexibilität ist und bleibt hier Trumpf, die Zukunft liegt weiterhin im Freestyle!
Wie schon letzten Sommer haben wir eine abrupte Reduzierung unseres Risikos beschlossen, auch wenn das Ausmaß und die Extremität der Korrektur auch für uns überraschend heftig kam. Die Absicherungen waren damit in Ihrem Ausmaß und Umfang richtig, der zeitlich versetzte Rückgang der Nebenwerte könnte aber ein Vorbote des Endes der Korrektur sein.
Deutschland: vom Fels in der Brandung zum Schlusslicht
Die Konjunkturentwicklung in Europa und insbesondere in den Südeuropa sind auf dem Weg sich zu erholen, nur Deutschland scheint sich vom einstigen Fels in der Brandung zum Schlusslicht zu entwickeln, was der beschriebenen Derivatefunktion des DAX geschuldet ist. Es werden neue geopolitische Risiken wie Saudi Arabien und Iran als neue Konfliktherde auf den Plan treten. Der Verdrängungswettbewerbs um den Öl-Absatz dominiert die Schwellenländer und damit das globale Wachstum.Vielleicht gibt es ja trotz starkem US-Dollar ein Revival bei den Goldminenaktien und sie gewinnen ihre alte Absicherungsfunktion wieder zurück, besonders, wenn die Inflationserwartungen wieder ansteigen. Doch dazu bedarf es erst einmal einer Trendwende in den Rohstoffpreisen.
Wir setzen bei unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen oder auch beim PRIMA - Globale Werte weiterhin hauptsächlic auf nachhaltige und eigentümergeführten Unternehmen mit wirtschaftlichem Burggraben. Jeder Rücksetzer an den Börsen eröffnet uns neue und günstigere Einstiegskurse für unsere Perlen."