"Was sind die wirklichen Ursachen für die jüngsten Turbulenzen an den Börsen? An erster Stelle werden meist die Sorgen um die globale Konjunktur und weitere Zinserhöhung genannt. Bei den beiden Motoren USA und China besteht die Sorge um eine mögliche Rezession oder das höchstwahrscheinlich geringere Wachstum, als die öffentliche chinesische Statistik ausweist. Außer in Europa lassen sich in allen Erdteilen rezessive Tendenzen erkennen. Dazu kommen weitere Zinserhöhungen durch die FED und der Preisverfall an den Rohstoffbörsen.
Letzterer ist der wohl wichtigste und auch der einzige Faktor, der wirkliche realwirtschaftliche Auswirkungen hat, während die drei anderen eher Spekulationen sind. Denn Tatsache ist, das China zwar einen unstillbaren Hunger auf Rohstoffe hat und dieser natürlich bei geringerem Wachstum nachlässt. Für die Nachfrage nach Gas und Öl trifft dies allerdings wesentlich weniger zu, da hier China sogar einen steigenden Bedarf hat. Was also hat den Preisverfall ausgelöst? Ganz einfach: ein Technologie-Schock, ausgelöst durch die mit High Yields finanzierte Fracking-Industrie! Amerika wandelte sich vom Importeur zu einem Exporteur in Sachen Öl und schuf damit ein Überangebot von aktuell 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Dazu kommt die sture Haltung der OPEC, was ihre Förderquoten betrifft. Für die Saudis zählt die Strategie und nicht der aktuelle Preis. Es geht nur um Marktanteile, gerade wenn bald noch neue Player wie der Iran auf den Markt drängen. Um den Preis niedrig zu halten sind sie wohl offenbar sogar bereit, das Staatsdefizit mit der Veräußerung ihres Tafelsilbers auszugleichen, was zumindest eine Erklärung für die gestiegene Volatilität sein könnte.
Ist ein niedrigerer Ölpreis gut für die Wirtschaft?
Ein Rückgang des Ölpreises hat zuerst einmal einen Effekt wie eine Steuersenkung. Es wird mehr konsumiert, man kauft größere Autos und Unternehmen beziehen billigere Resourcen. Ein Preisrutsch von 110 auf 80 USD ist somit positiv zu sehen. Fällt der Kurs allerdings unter die Produktionskosten, so ist das irgendwann mit Schmerzen verbunden. Egal ob sie 70, 50 oder 30 USD betragen. Das betrifft insbesondere Hochseeförderplattformen und die Fracking-Industrie, da diese die höchsten Förderkosten haben. Letztere ist zwar sehr skalierbar und flexibel, aber auch mit viel Fremdkapital finanziert. Insofern ist es eine Frage der Zeit, bis Spieler aus dem Markt gedrängt werden. Die großen US Banken wie Citi Group oder JP Morgan Chase haben bereits Rückstellungen gebildet. Denn wie wir gerade bei der Deutschen Bank sehen, müssen niedrige Buchwerte kein zuverlässiger Indikator für eine attraktive Bewertung sein.
Während die großen Ölfirmen wir Exxon Mobile, Royal Dutch Shell oder Chevron genügend Cash-Reserven haben sollten, wird es für kleinere Explorer von Öl oder Gas wie Chesapeak, Apache oder Anadarco Petroleum und Länder wie Venezuela, Nigeria und Russland irgendwann eng. Wie arg es um die Rohstoffproduzenten bestellt ist zeigen die heftigen Ausschläge von Aktien wie Rio Tinto, BHP Billiton oder Glencore Xstrata.
Was bedeutet das für unsere Mandate?
Unsere Ampeln waren für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und den PRIMA - Globale Werte ja bereits im Dezember auf Dunkel-Orange gesprungen und wir hatten unsere Aktienquote stark reduziert. Auch haben wir einige Absicherungsgeschäfte im Januar getätigt. Zwar hat die EZB wieder neue Erwartungen geweckt, allerdings kann die FED diese auch schnell wieder mit weiteren Zinserhöhungen zerstören. Rezessionen gehen immer mit damit einher! Inflation werden wir erst mit einem schwächeren USD und höheren Rohstoffpreisen bekommen. Und bevor wir einen nachhaltigen Turn-around bei diesen sehen, brauchen wir noch ein paar Anpassungsschmerzen. Vielleicht bedarf es dazu erst der Pleite einiger größerer Markteilnehmer, ein paar wurden ja schon genannt. Was uns und die Rohstoffe betrifft mögen wir lieber die Spieler am Rand wie ALS oder TGS Nopec. Für die mittelfristige Erholung am deutschen Aktienmarkt setzen wir auf BMW, Gerry Weber, Linde, Software oder unser Rohstoffproxy Metro, die auf Grund ihres Exposures zu Russland nach wie vor wie ein Derivat auf den Ölpreis reagiert."