"Da ist zum einen der Handelsstreit mit den USA und den von US-Präsident Trump verhängten Strafzöllen. Dann die neue Regierung in Italien, die alles andere als Europafreundlich daherkommt. Und – quasi als Dessert – die neue Regierung in Spanien. Der neue Ministerpräsident, der Sozialist Pedro Sánchez, versprach zwar eine "europafreundliche, sozialistische und auf Ausgleich bedachte" Regierung. Doch man wird abwarten müssen, wie sich das im täglichen Politgeschäft darstellen wird.
Dass Italien jetzt eine neue Regierung hat, konnte zumindest die Anleihemärkte für eine Weile beruhigen, ist damit doch die Gefahr von Neuwahlen – und damit die Befürchtung, dass die rechtspopulistische Lege noch stärker wird - erst einmal vom Tisch. Damit ist das Problem Italien aber bestimmt nicht vom Tisch. Die neue Regierung in Rom hat zwar für eine gestiegene Risikoneigung der Finanzmärkte gesorgt, denn nach drei Monaten politischem Chaos wurde die Koalitionsregierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega jetzt immerhin vereidigt. Deshalb reagierten die Märkte nach den Turbulenzen der vergangenen Woche auch irgendwie erleichtert. Doch wie lange?
Italien: Eine nie zuvor dagewesene Konstellation
Hier hilft ein Blick auf die neue Ministerriege. Staatspräsident Sergio Mattarella hatte sich ja zunächst geweigert, den greisen Euro-Kritiker Paolo Savona zum Finanzminister zu ernennen. Aus Angst vor Neuwahlen entschieden sich Lega und M5S jetzt einfach dafür, Savona auf einen unbedeutenderen Ministerposten abzuschieben. Was bleibt, ist ein schwachen Ministerpräsidenten Conte mit zwei populistischen Vizepremierministern. Zum einen Salvini, ein Putin- und Le Pen-Bewunderer, der nun das Thema Migration angeht. Und dann Di Maio, ein systemfeindlicher Mann des Volkes, der ab sofort neuer Arbeitsminister ist.
Nicht zu vergessen: schaut man auf das Wahlprogramm der neuen Regierungsparteien, dann ist der Konflikt mit Brüssel unausweichlich. Das Bündnis plant nämlich eine Grundsicherung für Arbeitslose, das Rentenalter soll herabgesetzt und die Steuern drastisch gesenkt werden. Kommt es dazu, würde sich die jährliche Neuverschuldung Italiens verdoppeln oder verdreifachen. Damit würde Rom alle europäischen Vereinbarungen brechen. Das wird sich Brüssel kaum gefallen lassen.
Trump bleibt unbeeindruckt
Noch ein Wort zu Trumps neuen Strafzöllen. Die EU und Kanada wollen dem amerikanischen Präsidenten zwar die Stirn bieten und reichten Klage bei der Welthandelsorganisation WTO gegen die US-Sonderzölle ein. Außerdem will man Vergeltungszölle zum Beispiel auf Agrarprodukte erheben. Dies könnten insbesondere ländliche Regionen in den USA zu spüren bekommen, wo Trump viele Anhänger hat. Doch was macht Trump? Der zeigt sich wenig beeindruckt und nutzt sein Lieblingsmedium Twitter, seine Haltung zu untermauern, wonach die USA von anderen Ländern ausgenutzt würden. Wenn man ein Handelsdefizit von jährlich 800 Milliarden US-Dollar habe, könne man keinen Handelskrieg verlieren, so seine Logik. Klingt nicht nach einer schnellen Lösung.
Vorsicht und Absicherung des Portfolios sind die Gebote der Stunde
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Gemengelage einem Pulverfass gleicht, das einem als Anleger den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Als Fondsberater gehen wir deshalb sehr vorsichtig mit dem Geld unserer Anleger um und haben die Portfolios der von uns beratenen Mandate wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, dem Frankfurter Stiftungsfonds und dem PRIMA – Globale Werte weitestgehend wetterfest gemacht. Wir sind zwar in Italien investiert, wie etwa bei Telecom Italia oder der Gruppo Mutui, doch wir haben die Portfolios abgesichert. Schließlich wollen wir den permanenten Kapitalverlust für unsere Anleger vermeiden - und damit der Gefahr vorbeugen, dass sie zu Verlierern im Chaos um Trump, Brüssel und Rom werden."
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG