Da ist zum einen die konjunkturelle Abkühlung in den Industrieländern, dann der von US-Präsident Donald Trump immer weiter getriebene Handelskrieg. Dazu kommt der anti-europäische Kurs der neuen Regierung in Italien. Und in Deutschland haben wir hausgemachte Probleme, bei denen vor allem der Konflikt der beiden „Schwester“-Parteien CDU und CSU zu Chaos führen kann. Der jetzt (angedrohte?) angekündigte Rücktritt von Horst Seehofer als CSU-Chef und Innenminister treibt das Ganze auf die Spitze. „High Noon“ in der Union. Eine Situation, die auch die Börse nicht kalt lassen wird.
Die Ausblicke der Unternehmen werden zum größtenteils verhalten ausfallen
Deshalb besteht durchaus die große Wahrscheinlichkeit, dass wir uns im DAX schon sehr bald die 12.000-Punkte-Marke von unten anschauen müssen. Das kann durchaus in Richtung 11.800 Punkte gehen. Erst danach könnten die Bewertungen wieder größere Beachtung finden. Sollte sich das politische Klima in Deutschland und Europa wieder etwas stabilisieren, könnten wir gegen Ende des Jahres sogar wieder in eine Jahresendrally einsteigen. Aber da sind erst noch einige Hürden zu meistern. Derzeit sind zwar schon viele Ängste im Markt, doch die sind noch nicht ausgestanden.
Dabei machen uns die jetzt anstehenden Zahlen für das zweite Quartal relativ wenig Sorgen. Was uns mehr Sorgen macht, sind die Ausblicke, die jetzt von den Unternehmen gegeben werden. Der Grund dafür ist einfach, denn man muss sich nur mal in die Lage des Managements hineinversetzen. Dann wird man leicht verstehen, warum die Unternehmen aufgrund der konjunkturellen Eintrübung und des sich verschärfenden Handelskrieges gar nicht anders können, als mit angezogener Handbremse in die Zukunft zu schauen. Die Bereitschaft, unternehmerisch groß ins Risiko zu gehen, wird abnehmen. Das liegt, wenn man Deutschland alleine betrachtet, in erster Linie am politischen Umfeld - reines Gift für die weitere Entwicklung von DAX, MDAX, TecDAX & Co.
Cash zu halten ist eines der Gebote der Stunde
Momentan ist mit Sicherheit eines wichtig: Mehr Cash zu halten, um die weitere Entwicklung an den Märkten abzuwarten und dann bei niedrigen Kursen in attraktive Unternehmen wieder einzusteigen. So halten wir das auch bei unseren Mandaten wie den beiden Mischfonds Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem PRIMA – Gloale Werte. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns völlig aus dem Aktienmarkt verabschiedet haben. Aber bei beiden Fonds haben wir die Aktienquote weitgehend abgesichert. So fühlen wir uns einfach wohler. In beiden Mandaten halten wir zwar Werte wie Alphabet, Novo Nordisk oder auch die METRO AG. Aber, wie gesagt, die Portfolios sind zu einem gewissen Teil abgesichert.
DAX mit „Sommergrippe“ zum Jubiläum
Bleibt zum Schluss noch ein Blick auf den DAX, der ja dieser Tage seinen 30. Geburtstag gefeiert hat. Auch wenn der deutsche Leitindex seit ein paar Wochen die „Sommergrippe“ zu haben scheint, mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit und allem anderen, was zu einer Grippe gehört, so ist und bleibt der Index ein großer Erfolg. 30 Jahre sind zwar noch kein Alter, wenn man es etwa mit den 122 Jahren vergleicht, die der Dow Jones schon auf dem Buckel hat. Aber der DAX ist ein guter Stimmungsindikator für jedermann und irgendwie auch ein Plädoyer für die Aktie an sich. Auch wenn wir uns nicht an Indizes orientieren, sondern als Value Investoren immer nur das einzelne Unternehmen im Blick haben, so können wir uns dem Plädoyer für die Aktie aber uneingeschränkt und von Herzen anschließen.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG