Der Frankfurter – Value Focus Fund ist seit Jahresanfang zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen. Der Fonds wurde aber bereits 2008 aufgelegt, ist also schon über 10 Jahre alt. Warum wurde er erst jetzt in Deutschland zum Vertrieb zugelassen?
RONNY RUCHAY: Der Fonds war bisher nur einem kleinen Kreis rund um das SVM-Management vorbehalten. Für „Friends & Family“, wenn man so will. Mit seinem Fokus auf Nebenwerten entspricht er einer der Kernkompetenzen von Frank Fischer und seinem Team. Er ist klein, fein und wird sehr agil gemanagt. Damit meinen wir vor allem, dass er aufgrund der Strukur flexibler ist als ein OGAW / UCITS und der Fonds mit einem konzentrierten Portfolio auf die besten Ideen setzt. Jetzt steht er auch anderen Anlegern zur Verfügung und rundet die Bandbreite der Shareholder Value Management-Mandate ab: Er kann als das sportlichstes Vehikel bezeichnet werden, da flexibel ein konzentriertes Portfolio unterhalten wird. Vergleichbare Investmentstrategien haben sich allerdings bewährt und gehen auf Investmentlegenden wie Warren Buffett zurück.
Sie beraten den Fonds zusammen mit Frank Fischer, einem ausgewiesenen Value-Experten. Ist Value-Investing auch Ihre Investmentphilosophie?
RONNY RUCHAY: Ja, auf jeden Fall. Meine erste Bekanntschaft mit Value-Investing in der Praxis war zu Beginn meines Studiums, als ich einen klassischen „Cigar-Butt“ ausgegraben habe – die Hornschuch AG, die damals deutlich unter dem Wert der Immobilien notierte und sich in einer Übernahmesituation befand. Ich merkte schnell, dass das meiste Geld mit Unternehmen verdient werden kann, die Wettbewerbsvorteile, großes Wachstumspotenzial und ein Management haben, das signifikante Anteile am Unternehmen besitzen. Ich habe mich deshalb auch intensiv mit der Philosophie der Value-Legenden Warren Buffett und Charlie Munger beschäftigt. Ein Investmentstil, der einfach überzeugend ist.
Der Fonds ist ja ein reiner Aktienfonds, der mit einem konzentrierten Portfolio weltweit in Small- und Micro-Caps investiert. Nach welchen Kriterien suchen und finden Sie die Werte?
RONNY RUCHAY: Bei der SVM verfolgen wir eine Strategie, die stark an der Philosophie von Benjamin Graham und Warren Buffett angelehnt ist. Unternehmen müssen einen identifizierbaren ökonomischen Burggraben, einen sogenannten Moat, haben, der nachhaltig ist. Das können beispielsweise Kostenführerschaft oder auch Netzwerkeffekte sein, damit der Wettbewerb auf Abstand bleibt. Wichtig ist bei der Auswahl auch der sogenannte Business Owner, was nichts anderes bedeutet, als dass das Management das Unternehmen wie ein Eigentümer führt. Das heißt es maximiert den Unternehmenswert auf lange Sicht und nicht die eigene Vergütung oder kurzfristige Quartalsergebnisse. Bestenfalls hat das Management ‚Skin in the Game‘: Es besitzt signifikante Anteile am Unternehmen, die es mit eigenem Geld erworben hat. Die besten Erfahrungen haben wir mit Unternehmen gemacht, bei denen die Firmengründer noch an Bord sind, im Vorstand oder im Aufsichtsrat. Schauen Sie sich GRENKE, BECHTLE oder NEMETSCHEK in Deutschland an. Das sind Paradebeispiele für eigentümergeführte bzw. eigentümerkontrollierte sehr erfolgreiche Unternehmen, die zudem noch viele unsere anderen Kriterien erfüllen. Leider scheitern die Unternehmen, die die ersten beiden Tests erfolgreich bestanden haben, häufig am dritten Test. Und zwar die Frage nach dem Preis bzw. zu welchem Wert kann ich die Aktien des Unternehmens an der Börse kaufen. Der Preis muss eine ‚Margin of Safety‘ oder Sicherheitsmarge erlauben – das wahrscheinlich wichtigste Konzept vom Urvater des Value-Investing Benjamin Graham. Die Frage nach dem Preis ist allesentscheidend. An der Börse verliert man eben auch, wenn man Super-Unternehmen zu einem zu hohen Preis kauft. Bevor wir in ein Unternehmen investieren, muss das Unternehmen also alle drei Tests erfolgreich bestehen.
Haben Sie ein spezielles Sceening-System, mit dem Ihr Investmentuniversum zunächst durchleuchtet wird?
RONNY RUCHAY: Wir nutzen einige Screens - von ganz einfach bis hochkomplex - die ständig weiterentwickelt werden. Screens sind allerdings nur eine Quelle von vielen, die wir für die Ideengenerierung nutzen. Bei meinem Screening schaue ich vor allem auf eine langjährige herausragende finanzielle Entwicklung. Uns interessieren ausschließlich Unternehmen, die schon bewiesen haben, dass ihr Geschäftsmodell sehr erfolgreich ist und das Management wie ein Eigentümer agiert. Der Preis spielt zunächst eine untergeordnete Rolle. Hohe Kapitalrenditen, ein hoher freier Cashflow, hohes und vor allem konsistentes Wachstum sind beispielsweise Faktoren, die durch das Screening geprüft werden. Das war der einfache Teil. Danach beginnt die eigentliche Arbeit. Dann gilt es herauszufinden, warum die Zahlen so waren wie sie waren und ob die Faktoren, die dafür ausschlaggebend waren, über die nächsten zehn Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit so bleiben. Das Screening sortiert bereits fast 90 Prozent der Unternehmen aus. Nach dem eigentlichen Analyseprozesse hat sich die Anzahl dann nochmals stark reduziert. Der Auswahlprozess für die Unternehmen ist ziemlich hart.
Können Sie bitte mal einen Titel exemplarisch herausgreifen und daran Ihren Anlagestil erklären?
RONNY RUCHAY: Ich nehme mal einen Titel, der aktuell nicht im Portfolio ist und erkläre die Gründe dafür: GRENKE AG. Ich kenne das Unternehmen seit dem Börsengang. Bei GRENKE vereinen sich alle Kriterien, auf die wir hohen Wert legen: Wir haben ein seit Jahrzehnten bewiesen erfolgreiches Geschäftsmodell mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen, hohem und konsistenten Wachstum und mit Wolfgang Grenke einen Business Owner, aktuell in der Form des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden. Er selbst war 40 Jahre lang CEO der von ihm 1978 gegründeten Firma und ist heute noch mit über 40% am Unternehmen beteiligt. Man kann sich keinen besseren Aufsichtsrat wünschen. Das Unternehmen erfüllt unsere ersten beiden Test mit Bravour, aber der Preis an der Börse bietet derzeit keine hohe Sicherheitsmarge. Und damit sind für uns nicht alle Kriterien erfüllt, leider. Fällt der Kurs, ist GRENKE auf jeden Fall wieder eine nähere Betrachtung wert.
Das Portfolio ist sehr konzentriert und enthält im Normalfall nur rund 15 bis 20 Werte. Warum diese „hohe“ Wette, gerade jetzt in diesen unruhigen Börsenzeiten?
RONNY RUCHAY: Das Portfolio soll nur die besten Investmentideen enthalten, die wir im Nebenwertebereich bei der SVM identifizieren. Naturgemäß gibt es davon nicht sehr viele. Damit können kurzfristig durchaus höhere Schwankungen auftreten - und das sollte jeder Anleger auch wissen. Wobei wir sehr genau darauf achten - und das ist uns sehr wichtig - dass wir den permanenten Kapitalverlust für unsere Investoren vermeiden wollen. Kurzfristige Schwankungen ja, aber einen permanenten Kapitalverlust auf keinen Fall!
Der Fonds ist also eher etwas für risikobewusste Anleger – vor allem auch deswegen, weil Sie ja vornehmlich in Small- und Micro-Caps investieren, oder?
RONNY RUCHAY: Risikobewusst? Das kommt auf den Anlagehorizont an. Investoren, die mindestens 5 Jahre, besser sogar 10 Jahre in unsere Anlagestrategie investieren, werden eine gewisse Volatilität aushalten müssen, haben damit aber auch die Chance, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Small-Caps bieten auf der anderen Seite den Vorteil, dass sie bei den meisten Analysten weniger Beachtung finden. Sie segeln also unter dem Radar der meisten Investoren. Das genau ist unsere Chance, regelrechte Perlen im Markt zu finden.
Hinzu kommt ja auch: Als alternativer Investmentfonds (AIF) ist der Frankfurter - Value Focus Fund hinsichtlich der Anlagemöglichkeiten flexibler als ein UCITS-Fonds. So können Einzelpositionen beispielsweise höher gewichtet werden. Wie setzen Sie das in der Praxis um?
RONNY RUCHAY: Bei Aktienfonds dürfen einzelne Werte im Normalfall die 10 Prozent-Grenze nicht überschreiten. Wir haben hier etwas mehr Freiheit, die wir im Einzelfall auch nutzen, wie derzeit etwa bei SECUNET.
Das klingt nach „Free-Style“ pur, oder täuscht der Eindruck?
RONNY RUCHAY: Die Freiheiten sind schon größer als im engen Korsett eines UCITS-Fonds. Aber für die Investmentstrategie, wie wir sie im Frankfurter - Value Focus Fund umsetzen, passt sie ideal.
Können Sie das Portfolio eigentlich auch absichern?
RONNY RUCHAY: Ja, das ist möglich und das haben wir auch schon gemacht, wie etwa im turbulenten letzten Quartal 2018. Die ist aber nicht der Regelfall.
Die Märkte haben im gerade angesprochenen letzten Quartal 2018 zum Teil stark korrigiert. War das genau die Zeit, in der Sie wieder unterbewertete Aktien für den Fonds gefunden haben?
RONNY RUCHAY: Genau. In diesem Zeitraum haben einzelne Werte so stark korrigiert, dass sie unserer Sicherheitsmarge wieder entsprochen haben, wie etwa die britische MAJESTIC WINES.
Wie schätzen Sie derzeit die Aktienmärkte ein? Wo liegen die Chancen, und wo die Risiken?
RONNY RUCHAY: Kurzfristige Schwankungen an den Märkten spielen für uns eher eine untergeordnete Rolle, da die meisten Unternehmen im Portfolio sowieso eher langfristig gehalten werden. Auf der anderen Seite kommt uns die Volatilität an den Märkten auch entgegen. Wir haben eine Liste von wirklich guten Unternehmen, in die wir gerne investieren würden. Fallen die Märkte, dann fallen auch deren Kurse – und das ist genau der Zeitpunkt, zu dem wir gerne „zuschlagen“.
Werden beim Frankfurter - Value Focus Fund auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt?
RONNY RUCHAY: Ja, wie bei allen Fonds, die von der Shareholder Value Management AG beraten werden. Wir fühlen uns dem Nachhaltigkeitsgedanken sehr verbunden, ja sogar verpflichtet. Unser Anlageuniversum wird – bevor wir uns mit den einzelnen Unternehmen überhaupt beschäftigen – von der Nachhaltigkeitsratingagentur Sustainalytics überprüft. Entsprechen die Unternehmen unserem ethischen Leitfaden, der sich an den der evangelischen Kirche anlehnt, dann sind sie für uns investierbar. Ist dies nicht der Fall, haben die Aktien keine Chance, jemals in unserem Portfolio zu landen.
Ist der Fonds bei allen Banken und Onlinebrokern zu kaufen?
RONNY RUCHAY: Ja, der Fonds ist über alle gängigen Plattformen in Deutschland kaufbar