Dabei befinden sich die USA derzeit noch in einer Position der relativen Stärke, da sie den Streitthemen nur mit rund 1,5 Prozent ihres Bruttoninlandsproduktes (BIP) ausgesetzt sind, während der Anteil in China rund 4,3 Prozent ausmacht. „Und auch Deutschland ist mit immerhin 4 Prozent des BIP mittendrin, statt nur dabei“, so Becker.
Auf Sektor-Ebene hat die Konstellation vor allem im verarbeitenden Gewerbe Folgen. So sind die aggregierten Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe der entwickelten Länder (Developed Markets) seit Anfang 2018 stark rückläufig und erreichen das schwache Niveau der Schwellenländer (Emerging Markets). Vor allem Volkswirtschaften mit einer industriellen Basis sind betroffen, auch weil in den USA die Effekte von Präsident Trumps Steuerreform auslaufen. Der Welthandel ist in einem Umfang eingebrochen, den man sonst nur aus Rezessionsphasen kennt. Und auch an den USA selbst gehen die Krisen nicht spurlos vorbei, wie der deutliche Rückgang der Importe und Neuaufträge zeigt. Europa wiederum hat mit dem Brexit, der massiven Kapitalflucht aus der Türkei, dem Haushaltsstreit mit Italien, aber auch mit dem politischen Stillstand in Deutschland, eine Vielzahl eigener Brennpunkte.
Trotzdem lohnt es sich nach Einschätzung von Frank Fischer, Chief Investment Officer der Shareholder Value Management AG, an Aktien festzuhalten: „Wir sehen durch die reduzierte Bilanzverkürzung und die angekündigte Pause bei den Zinserhöhungen der Fed Liquiditätsimpulse. Gleichzeitig sind die Aktienrückkäufe im S&P 500 auf einem Rekordniveau. Ein wichtiges Nachfrageelement ist damit weiterhin intakt.“ Die Unberechenbarkeit der politischen Entscheidungen in den USA birgt nach seiner Meinung auch die Chance auf ein rasches Ende des Handelskonfliktes: „Präsident Trump braucht für den anstehenden Wahlkampf positive Signale“, schätzt Fischer. Eine Lösung des Streits könnte den Aktienmärkten weitere Impulse verleihen. Derzeit sind Aktien aus dem Euroraum durch ihre Dividendenrenditen relativ zu Bonds attraktiv.
Im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hält Frank Fischer derzeit eine Nettoaktienquote von rund 74 Prozent und bewegt sich damit leicht über dem historischen Durchschnitt von 70 Prozent. Neu im Portfolio ist unter anderem der britische Direktversicherer Admiral Group. Das Unternehmen ist drittgrößter Kfz-Versicherer Großbritanniens mit einer klaren Kostenführerschaft. Neben einer attraktiven Bewertung und soliden Kennzahlen sprechen aus Sicht von Frank Fischer noch andere Aspekte für eine Investition in die Admiral Group. „Rund 70 Prozent der Mitarbeiter sind Aktionäre der Firma. Auch Gründer Henry Engelhardt hält weiterhin 11 Prozent der Aktien. Nach seinem Rücktritt als CEO arbeitet er seit 2017 wieder als Chef der US-Niederlassung. Der Mann brennt für seine Firma. Das sind die Merkmale, nach denen wir suchen.“
Mit Blick nach vorn rät Frank Fischer zur Vorsicht bei der Aktienauswahl. Gleichwohl sieht er für Value-orientierte Stockpicker auch in einem eher unsicheren Umfeld gute Chancen.