Daraufhin verloren die Aktien von Amazon, Alphabet, Facebook und Apple zusammen rund 133 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. Und das an einem einzigen Tag. Das ist fast so viel wie die gesamte Marktkapitalisierung von SAP, Deutschlands wertvollstem Unternehmen.
Amerikanische und chinesische Konzerne dominieren den Markt
Das verdeutlicht aber auch die Größenordnung, in denen sich die FAANG-Riesen, also Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet bewegen. Und schaut man sich die 20 größten Internetunternehmen der Welt nach Marktkapitalisierung an, so sind dies ausschließlich amerikanische und chinesische Konzerne. 11 US-Konzerne stehen 9 chinesische gegenüber, darunter hierzulande weitgehend unbekannte Größen wie Toutiao, Xiaomi, JD.com und Didi Chuxing. Geht man noch einen Schritt weiter und betrachtet die global wertvollsten Internet-Plattformen, ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier sind es neben den FAANG-Unternehmen vor allem chinesische Unternehmen wie Baidu, Alibaba und Tencent (BAT), die vorherrschend sind. Deshalb haben Analysten schon den großen amerikanisch-chinesischen Kampf um die Zukunft im Internet ausgerufen. FAANG vs. BAT lautet die einfache Formel. Dabei gilt Tencent als Chinas Antwort auf Facebook, Alibaba auf Amazon und Baidu auf Google/Alphabet. Und Baidu deckt Netflix mit seiner Video-Plattform iQiyi gleich mit ab.
Ungleiche Voraussetzungen
Der direkte Vergleich der beiden Gruppen hinkt aber. Sind die amerikanischen Tech-Giganten rund um die Welt aktiv, profitieren die BAT-Riesen vor allem von ihrem gigantischen Heimatmarkt. Schon heute besitzen mehr als 770 Millionen Chinesen ein Smartphone – Tendenz weiter stark steigend. Das hilft vor allem Unternehmen wie Tencent, das mit Blockbustern wie dem Online-Rollenspielen „Perfect World“ oder dem Mobile-Game „King of Honor“ eine gigantische Gelddruckmaschine aufgebaut hat. Ein weiteres Geschäftsfeld von Tencent sind Cloud-Dienste, deren Markt aber noch von Alibaba dominiert wird. Derweil ist das Kerngeschäft von Baidu seine Suchmaschine. Und mit iQiyi besitzt das Unternehmen zudem Chinas größte Video-Plattform. Besonders dieser Bereich verzeichnet ein enormes Wachstum. Zudem hat Baidu als erste unter den chinesischen Internet-Firmen in Künstliche Intelligenz investiert. Kurzum: Dynamik aller Orten, denn Chinas Konsumenten sind äußerst internetaffin und haben darüber hinaus eine komplett freigiebige Einstellung zur Privatsphäre und zum Datenschutz, was bei westlichen Verbrauchern undenkbar wäre.
Problemfelder Datenschutz und Zensur
Zwar haben Chinas Internet-Giganten kein Problem mit dem Datenschutz, sie leiden auf der anderen Seite aber unter einer strikten Zensur und der Einflussnahme der Zentralregierung in Peking. Das hat zum einen dafür gesorgt, dass sich Amerikas Konzerne vom Land der Mitte bisher fernhalten, auf der anderen Seite kann es aber auch für chinesische Unternehmen unangenehme Folgen haben. So hatte Peking kurzer Hand beschlossen, keine neuen Online-Spiele mehr zuzulassen. Da sich dieses Verbot über Monate hinzog, wurde der Aktienkurs von Tencent in dieser Zeit schwer belastet, ohne dass das Unternehmen etwas dagegen hätte machen können.
Der laxe Umgang mit dem Datenschutz wird Chinas Unternehmen aber auch bei ihrer geplanten Expansion noch einige Kopfschmerzen bereiten. So hatte Alibaba ja schon vor Monaten angekündigt, in Europa vor allem Amazon Konkurrenz machen zu wollen. Bisher ist noch nichts in dieser Richtung geschehen. Das dürfte auch an den für Chinas Internetriesen ungewohnten Gesetzen, Auflagen und Richtlinien in Europa liegen. Diese stellen derzeit noch hohe Hürden dar.
US-Konzerne kontern mit Übernahmen und Innovationen
Derweil schläft aber auch die US-Konkurrenz nicht. So hat Alphabet gerade erst den Datenanalyse-Anbieter Looker für 2,6 Milliarden US-Dollar erworben. Und Amazon will schon in ein paar Monaten über „Prime Air“ Drohnen für die schnelle Auslieferung von Paketen einzusetzen. Diese Neuerungen und Innovationen werden sich fortsetzen. Deshalb ist es für Anleger zwar nicht risikolos, aber durchaus lohnend, in beiden Welten engagiert zu sein. Wir haben in unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen unter anderem Alibaba und JD.com im Portfolio, auf der anderen Seite aber auch Alphabet. Denn wir sehen hier langfristig größere Chancen als Risiken.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG