Doch man darf dabei nicht vergessen: der Klima- und Umweltschutz ist nur einer von drei Bereichen, wenn man Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachten will. Es ist nur das „E“ von ESG (Environment - Social – Governance), mehr nicht. Es muss aber um alle Bereiche gehen, also um den Umwelt- und Klimaschutz, eine soziale Verantwortung und eine gute, nachhaltige Unternehmensführung. So machen wir das auch bei unserem global investierenden Mischfonds, den ‚Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen‘.
EU: „Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen“
Und um eine ganzheitliche Betrachtung wird es sich auch in Zukunft bei der Geldanlage in Europa drehen. Geht es nämlich nach den Plänen der Europäischen Union, dann sollen private Investoren jährlich rund 180 Milliarden Euro in nachhaltige Investments stecken. Nur so könnten die Klimaziele der EU noch erreicht werden, heißt es aus Brüssel. Um mehr privates Kapital zu locken, sollen deshalb einheitliche Definitionen und Vorgaben her.
Die Proteste der „Fridays for Future“-Bewegung und die Wahlerfolge der Grünen haben für eine gesellschaftliche und politische Dynamik gesorgt, die bis in Fragen der Geldanlage hineinreicht.. Und so hängt sich inzwischen fast jeder Anbieter von Geldanlagen ein „grünes Mäntelchen“ um. Viele Anleger stehen diesen Offerten aufgeschlossen gegenüber. Einigkeit herrscht insofern bei dem diffusen Wunsch, neben Renditeerwartungen weitere, nachhaltige Kriterien bei Produkten der Geldanlage zunehmend zu berücksichtigen. Gleichwohl herrscht auf Anbieterseite als auch bei Investoren eine Verunsicherung wenn es um die konkrete Umsetzung dieses Anliegens geht. Diese beruht im Wesentlichen auf mangelnder Standardisierung und damit auch Vergleichbarkeit der einschlägigen Kriterien. Deshalb werden die Rufe nach allgemeingültigen Regeln immer lauter. Dem will die EU so bald wie möglich mit ihrem „Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen“ Rechnung tragen. Dies wird künftige Investments in DAX-, MDAX- und alle andere Unternehmen stark beeinflussen.
„E“, „S“ und „G“ am Beispiel Novo Nordisk
Jeder Vermögensverwalter und jede Fondsgesellschaft sind derzeit noch frei, wie ernst sie ihre Verpflichtungen nehmen wollen. Wir gehen bei unseren Mandaten den eher „harten“ Weg: Im ersten Schritt lassen wir unser Anlageuniversum von der Nachhaltigkeitsratingagentur Sustainalytics anhand fixer Kriterien überprüfen und einschränken . Doch das ist uns nicht weitreichend genug. So haben wir ein internes ESG-Analysesystem aufgebaut, dass sich noch intensiver mit den einzelnen Unternehmen auseinandersetzt. Am Beispiel des dänischen Pharma-Konzerns Novo Nordisk wird dies deutlich. So interessieren wir uns nicht nur für den aktuellen Zustand des nachhaltigen Wirkens eines Unternehmens, sondern auch für die künftige Geschäftspolitik. So finden wir es überzeugend, dass Novo Nordisk ab 2020 in seinen weltweiten Produktionsstätten ausschließlich Ökostrom verwenden wird und so sein aktuelles Klimaziel erreichen will – mit Solarmodulanlagen in den USA, Windkraft in Europa und China, sowie Wasserkraft Brasilien. Damit wird Novo Nordisk das erste Pharmaunternehmen sein, das seine gesamte Produktion mit erneuerbaren Energien betreibt. Klimaziel 2030: Null CO2-Emissionen! Im Rahmen der "Circular for Zero"-Strategie setzt Novo Nordisk auch auf mehr Kreislaufwirtschaft in drei Schwerpunktbereichen: Den unnötigen Verbrauch von Ressourcen minimieren, den Umweltschutz in der gesamten Lieferkette fördern und ständig nach Lösungen für die Wiederverwendung von Produkten suchen.
Dass Novo Nordisk auch noch das „S“ von ESG, also soziale Komponenten in den Vordergrund rückt, ist umso überzeugender. So bietet das Unternehmen mit dem Hilfsprogramm „Changing Diabetes in Children“ Kindern mit Typ 1 Diabetes in Entwicklungsländern Zugang zur Diabetesbehandlung und kostenfreiem Insulin. 20.000 Kinder werden bis 2020 davon profitieren! Und last but not least das „G“: Novo Nordisk lebt von der Unternehmensführung her den Nachhaltigkeitsgedanken vor. Sie legt Wert auf ökologische und soziale Leistungen, ohne die finanziellen Aspekte zu vernachlässigen. Diese sind uns als Aktionären natürlich auch wichtig. Wie gesagt, Novo Nordisk ist nur ein Beispiel, um zu zeigen, was uns in puncto Nachhaltigkeit wichtig ist.
Klimawandel und Performance
Zum Schluss noch mal zurück zum Klimawandel: Die Deutsche Bank hat jüngst untersucht, wie sich die Klimadebatte auf Aktienkurse auswirkt. Hierzu wurden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz fünf Millionen Seiten Geschäftsberichte von 1.600 Unternehmen weltweit sowie alle veröffentlichten Nachrichten-Artikel von Dow Jones der vergangenen zwei Jahrzehnte analysiert. Die Ergebnisse: Die Aktienkurse von Unternehmen, bei denen die positive Berichterstattung rund um das Thema Klimawandel besonders zunahm, schnitten über die vergangenen 20 Jahre im Schnitt 26 Prozentpunkte besser ab als der MSCI-World-Index. Das ist pro Jahr mehr als ein Prozent. Das ist zwar keine große Outperformance. Wenn man die Zahlen aber als Teil der Risikoreduzierung betrachtet, so haben nachhaltige Faktoren eine positive Wirkung auf ein breit gestreutes Portfolio.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG