Fed, Fed hurra!
Jetzt ist die Katze aus dem Sack! Oder doch nicht? Klar ist wohl, dass die US-Notenbank im März die Zinsen erhöhen wird. Doch dann kommt’s: Dass drei weitere Zinsschritte möglich sind, das hatten die Märkte erwartet. Aber bis zu 7 Zinsschritte in diesem Jahr, also bei jeder Fed-Sitzung, wie es Fed-Chef Jerome Powell angedeutet hat? Das wäre dann doch etwas flott. Entsprechend haben die Börsen zunächst einmal kalte Füße bekommen und eine Art Sell-off veranstaltet.
Aber Powell will sich alle Optionen offenhalten. Dass das in der Pandemie gestartete Programm zum Kauf von Anleihen weiter um 30 Milliarden Dollar pro Monat abgebaut wird, war und ist ebenfalls klar. Anfang März ist es auf null. Das war jetzt keine Überraschung, schließlich hatten die Märkte genau mit solch einem Szenario gerechnet. Aber dann? Das „Orakel Powell“ hat doch einige Fragen offengelassen. Und das aus gutem Grund: Die Inflationsrate wird auch in den kommenden Monaten aller Voraussicht nach erhöht und weit entfernt vom selbst gesetzten Zwei-Prozent-Ziel bleiben. Daneben liegt die Arbeitslosenquote bereits unterhalb von vier Prozent und damit in der Nähe von „Vollbeschäftigung“.
Bei all diesen offenen Fragen wird die Volatilität wohl auch weiterhin hoch bleiben. Aber: Ist das jetzt ein Grund zu großer Sorge an den Aktienmärkten? Nein! Denn der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich Aktienmärkte im Durchschnitt über die Dauer der Zinsanhebungszyklen in der Endbilanz ausnahmslos positiv entwickelt haben!
Europäische Aktien im Fokus
Deshalb war das Blutbad, das wir in den letzten Tagen vor der Fed-Sitzung an den Börsen rund um den Globus gesehen haben, aus unserer Sicht eine Übertreibung. Klar, die Bewertungen vieler Papiere waren sehr hoch – und eine Korrektur auch überfällig. Aber, muss deshalb jetzt die Devise gelten: „Alles muss raus!“? Nein. Denn, wie die Analysten der Deutschen Bank berechnet haben, konnte während der acht Zinsanhebungszyklen der Fed seit 1975 der STOXX 600 in den ersten sechs Monaten nach dem ersten Zinsschritt durchschnittlich neun Prozent zulegen. Gleichzeitig haben sich europäische Aktien in diesem Zeitraum meist besser entwickelt als US-Titel. Substanzwerte, mit stabilem Geschäftsmodell und niedrigen Bewertungen, legten zudem stärker zu als Wachstumstitel, denen hohe Umsatz- beziehungsweise Gewinnsteigerungen zugetraut werden. Für eine ähnliche Entwicklung in diesem Jahr spricht, so die Deutsche Bank-Analysten, dass europäische Aktien derzeit mit einem Abschlag von 27 Prozent gegenüber US-Titeln gehandelt werden; im Vorfeld der vergangenen drei Zyklen betrug dieser nur durchschnittlich 15 Prozent. Bei Substanzwerten liegt der Abschlag gegenüber Wachstumsaktien mit 50 Prozent derzeit ebenfalls etwa doppelt so hoch wie in der Vergangenheit (durchschnittlich 27 Prozent).
Korrektur für Aufstockungen und Neuengagements nutzen
Also, kein Grund zu Panik. Auch wenn wir dazu tendieren, die Portfolios unserer Mandate, wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem Frankfurter Stiftungsfonds, weiterhin leicht abzusichern, haben wir im vergangenen „Ausverkauf“ die Gelegenheit genutzt, punktuell Positionen aufzubauen, bzw. aufzustocken.
Beispiel USA: Trotz Korrekturen läuft besonders in den USA die Wirtschaft weiterhin auf hohen Touren. Die jüngsten Quartalszahlen der großen amerikanischen Banken haben die Erwartungen der Anleger zwar enttäuscht. Betrachtet man sie aber als Gradmesser für die Lage der Wirtschaft insgesamt, entdeckt man viel Positives.
Auflösung der Rückstellungen für faule Kredite – gutes Zeichen für den Zustand der US-Wirtschaft
Klar, die großen Banken haben im Schlussquartal 2021 deutlich weniger verdient als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. So sackte der Nettogewinn von JPMorgan um 14 Prozent ab. Der Rivale Citigroup erlitt einen noch stärkeren Gewinneinbruch um rund 26 Prozent. Auch Goldman Sachs vermeldete schrumpfende Gewinne. Betrachtet man aber das Gesamtjahr, haben sie prächtig verdient. Allein JPMorgan verbuchte im zweiten Corona-Jahr unter dem Strich einen Rekordgewinn von 48,3 Milliarden Dollar – mehr als sämtliche Banken der Eurozone voraussichtlich zusammen ausweisen werden. Hauptgrund für den gewaltigen Überschuss waren jedoch nicht die Geschäftszuwächse, sondern die Auflösung von Rückstellungen für faule Kredite in Höhe von 9,3 Milliarden Dollar. Geld, das die Bank im ersten Jahr der Pandemie vorsorglich zurückgelegt hatte, nun aber doch nicht brauchte. Und das gilt in ähnlichem Masse auch für die anderen großen US-Geldhäuser. Das ist eine gute Nachricht, zeigt sie doch, dass die US-Wirtschaft die Folgen der langen Lockdowns im ersten Jahr der Pandemie überwunden hat und weiter zulegt. Wie das Handelsministerium gerade erst mitteilte, ist die US-Wirtschaft im vergangenen Jahr um starke 5,7 Prozent gewachsen und damit so stark wie seit 1984 nicht mehr. Und wie sagte doch JPMorgan-Chef Jamie Dimon mit Blick auf das laufende Jahr? „Die Wirtschaft entwickelt sich trotz Gegenwinds durch Omikron, Inflation und Lieferkettenprobleme weiter gut. Wir bleiben mit Blick auf das Wachstum der USA optimistisch.“ Na also, geht doch! Wir schließen uns der Einschätzung an und haben für unsere Mandate unter anderem bei Amazon, Adobe und Netflix zugelangt. Diese Titel sind stark zurückgekommen, weil vor allem Tech-Titel von den Investoren abgestraft wurden. Wir sehen hingegen die Gelegenheit, „wunderbare Unternehmen“ zu einem guten Kurs zu kaufen und damit die Grundlage für die weitere Wertsteigerung unserer Mandate wie den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen zu legen.
Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender der Shareholder Value Management AG