Trotz steigender Kurse: Die Stimmung bleibt angespannt
Als die jüngsten Zahlen zum US-amerikanischen Arbeitsmarkt und zur Inflation vorlagen hätte man denken können: Oh je, jetzt rauschen die Notierungen an den Börsen weiter in den Keller. Aber das Gegenteil war der Fall: Die Kurse stiegen. Denn mit den jüngsten Konjunkturindikatoren war klar: Der US-Notenbank bleibt nichts anderes übrig, als die Zinsen weiter anzuheben. Das ist zwar nicht gut für die Märkte, aber immerhin herrscht nun über den weiteren Gang an der Zinsfront Klarheit.
Die Profis haben schon wieder kalte Füße bekommen
Trotzdem bleibt die Stimmung insgesamt gedrückt. Das zeigt auch der aktuelle Fundmanager Survey der Bank of America. Das Cash-Niveau in den Portfolien institutioneller Anleger befindet sich auf dem höchsten Stand seit April 2001, umgekehrt ist die Liquiditätslage an den Märkten schwach. 72 Prozent der befragten Fondsmanager rechnen mit einer konjunkturellen Abschwächung.
Das passt auch zu den Ergebnissen der jüngsten Sentix-Sentiment-Umfrage. Hier hat sich das strategische Grundvertrauen, also der Blick auf die Märkte mit Sicht auf die kommenden sechs Monate ebenfalls leicht abgeschwächt. Vor allem die Profis scheinen schon wieder kalte Füße zu bekommen. Aus dieser Stimmung entsteht keine nachhaltige Kaufbereitschaft, sondern nur taktisches „short covering“, also die Eindeckung von Leerverkaufspositionen. Das deutet eher auf eine Bärenmarkt-Rallye hin, als dass es schon nachhaltig nach oben geht. Auf der anderen Seite sind die meisten Anleger noch nicht für steigende Kurse positioniert und laufen Gefahr, den Notierungen hinterherzulaufen, sollte es keinen erneuten Rücksetzer mehr geben. Die Rallye könnte also die Rallye weiter befeuern!
3. Quartal: die Unternehmen halten sich besser als erwartet
Wir gehen allerdings eher davon aus, dass es noch einmal nach unten geht, auch wenn man sagen muss, dass die bisher vorgelegten Zahlen zum 3. Quartal gar nicht so schlecht waren. So präsentierten die großen US-Banken – mit Ausnahme von Goldman Sachs - durchaus robuste Zahlen für das abgelaufene Quartal. Auch andere Unternehmen, wie unser Portfoliounternehmen Netflix überraschten positiv. Der Streaminganbieter konnte 2,4 Millionen neue Abos vorweisen, erwartet worden war nur eine Million. Das hat den Umsatz von Netflix gegenüber dem Vorjahr um 5,9 Prozent auf rund 7,93 Milliarden US-Dollar nach oben getrieben. Mit der Entwicklung bei den Neukunden scheint Netflix den Trend sinkender Abonnentenzahlen gebrochen zu haben. Nun blicken die Analysten gespannt darauf, wie das geplante Werbe-Abo-Modell angenommen werden wird.
Und auch wir gucken in den nächsten Tagen noch genauer auf die Unternehmen, denn dann legen auch andere Werte aus unseren Mandaten wie Alphabet, Amazon.com, Anheuser-Busch InBev oder Charter Communications ihre Quartalszahlen vor.
Cash-Quote im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wurde reduziert
Zumindest vorläufig sind wir vorsichtig optimistisch. In den vergangenen Tagen haben wir die Cash-Quote in unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen reduziert und die Aktienpositionen bei großen US-Titeln wie etwa Microsoft erhöht. Aber wie gesagt: Wir sehen die aktuelle Markterholung nur als kurzfristig an. Mittel- bis langfristig sind noch zu viele negative Trends intakt.
Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG