Magnificent Seven: Ist die Party jetzt vorbei?

Shareholder Value Management AG | 21.02.2024 08:35 Uhr
Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management AG / © e-fundresearch.com / Shareholder Value Management AG
Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management AG / © e-fundresearch.com / Shareholder Value Management AG

Übertreibungen halten an der Börse nicht lange an. Und das, was wir aktuell an Übertreibungen rund um die sogenannten „Magnificent Seven“-Aktien aus den USA an den Börsen erleben, ist nur noch schwer in Worte zu fassen. Die Kurse steigen steil an. Das gilt ganz speziell für Nvidia. Der Chiplieferant für die KI-Fantasie an der Börse kennt kein Halten mehr.

Allein seit Jahresbeginn hat der Kurs noch einmal um fast 55 Prozent auf annähernd 680 Euro zugelegt. In dieser Woche kommen die Zahlen. Da stellt sich die Frage: Kann Nvidia die jetzt schon hohen Erwartungen auch wirklich erfüllen? Bislang ist das dem US-Unternehmen immer wieder gelungen. Aber auch bei dem großen Hype um Künstliche Intelligenz und ihre vielfältigen Anwendungen gibt es Grenzen des Wachstums. Vielleicht sind die schon bald erreicht.

Wie massiv die Bewertung einzelner Unternehmen aus dem Kreis der Magnificent Seven aus dem Ruder gelaufen sind, zeigt der Blick auf Nvidia im Vergleich zur Energiebranche in den USA. Bezogen auf den Börsenwert bringen es sowohl Nvidia als auch der gesamte S&P 500-Energiesektor jeweils auf einen Wert im Bereich um 1,7 Billionen Dollar. Der Unterschied wird dann bei der Ertragskraft deutlich: Nvidia hat im Ende Oktober 2023 abgelaufenen Geschäftsjahr einen Free Cashflow von 3,8 Milliarden Dollar erzielt. Das war ein massiver Rückgang von 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als es noch 8,13 Milliarden Dollar waren. Und selbst bei diesem höheren Wert bleibt eine Riesenlücke zum Energiesektor: Der hat zuletzt über alle Unternehmen im S&P 500-Energiesektor immerhin 135 Milliarden Free Cashflow generiert.

Nvidia ist so viel wert wie der US-Energiesektor

Das zeigt schon die immensen Vorschusslorbeeren, mit denen Nvidia und die gesamte Fantasie rund um die weitere Entwicklung der Künstlichen Intelligenz aktuell an den Börsen gehandelt werden. Spannend sind an dieser Stelle aber auch die weiteren Schätzungen zur Cashflow-Entwicklung bei Nvidia. In den kommenden beiden Geschäftsjahren will der Chiphersteller bis zu 100 Milliarden Dollar an Free Cashflow erzielen. Dies verdeutlicht das weitere massive Wachstumserwartungen in diesem Sektor.  

Nun ist es eine Sache, wenn einzelne Werte so stark steigen. Das hat es immer wieder gegeben in der Vergangenheit. Da waren die Nifty Fifty in den 70er Jahren. Eine Gruppe der ersten Technologieunternehmen wie IBM (Nifty Fifty). Diese Werte übten eine starke Dominanz an den Börsen aus, so wie heute die Magnificent Seven.  

Doch was jedem Investor klar sein muss: Eine solche Entwicklung geht nicht gradlinig weiter. Es gibt immer einen Höhepunkt der Bewertung. Danach folgt die Ernüchterung. Genau dieses Risiko besteht jetzt auch bei den Magnificent Seven – allein schon aus rein rechnerischer Sicht. Immer mehr Werte aus der Gruppe haben jetzt einen Börsenwert von mehr als einer Billion Dollar erreicht. Wo soll die Reise von hier noch hinführen? Diese hohen Börsenwerte spiegeln sich auch im S&P 500 wider. Hier dominieren die wenigen Titel den gesamten Index. Auch das ist kein neues Phänomen. Aber mit einem aktuellen Anteil von rund 28 Prozent der Magnificent Seven am gesamten Index ist das Gleichgewicht im S&P 500 Index schon massiv verschoben.  

Gleichgewicht ist hier ein gutes Stichwort, denn natürlich gibt es den S&P 500-Index auch in einer gleichgewichteten Version. Und die gibt ein ganz anderes Bild ab. Hinsichtlich des Risikomanagements sollten Investoren also eher auf den gleichgewichteten Index schauen – und den eher als Vergleichsmaßstab heranziehen. Allein beim Blick auf die Performance in diesem Jahr zeigt sich einmal mehr der große Unterschied: Während der nach Marktkapitalisierung gewichtete S&P 500-Index schon knapp sechs Prozent zugelegt hat, fällt der Anstieg beim gleichgewichteten Vergleichsindex mit 1,6 Prozent doch deutlich kleiner aus. Im Gesamtjahr 2023 war die Differenz noch viel deutlicher: Gleichgewichtet schaffte der S&P 500-Index einen Zuwachs von knapp 12 Prozent. Die Standardversion legte um 25 Prozent zu. Das ist ein weiteres Indiz für die geringe Marktbreite aktuell.

Profis setzen immer noch auf Tech-Werte – Wie lange geht das noch gut?

Tatsächlich setzen selbst Profis weiter auf die schon stark gestiegenen Aktien. Das ist ein Ergebnis der jüngsten globalen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. So sehen immer noch 61 Prozent der globalen Fondsmanager die Magnificent Seven Aktien als den „most crowded trade“ – also das Investment der Stunde an. Erstaunlich dabei: Die Tech-Aktien haben in den vergangenen Monaten den Vorsprung sogar noch ausgebaut – und dass trotz der zuletzt massiven Zuwächse.  

Es ist eben besonders einfach, dem aktuellen Trend zu folgen. Doch was passiert, wenn es zur Trendwende kommt? Die ist bei den erreichten Bewertungsniveaus der großen Aktien immer möglich – auch kurzfristig. Wie gesagt, schon in dieser Woche kommen die Zahlen von Nvidia. Das wird klare Hinweise auf die aktuelle Lage, aber vor allem auch auf die weiteren Wachstumsperspektiven geben.

Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management AG

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