Dazu noch einige grundlegende Erklärungen zum Verständnis von Stimmungsindikatoren an der Börse. Tatsächlich funktionieren diese Indikatoren – und dazu zählen auch die Ergebnisse der Fondsmanager-Umfrage – eher als Kontraindikatoren. In der Praxis bedeutet das: Wenn die Ergebnisse sehr optimistisch ausfallen, ist das oft ein Zeichen dafür, dass eine Trendwende nicht mehr weit entfernt ist.
Cash-Quoten der Profis sinken weiter – das zeigt den Optimismus
Und wenn jetzt die Ergebnisse so positiv wie im November 2021 ausfallen, lohnt es sich etwas genauer hinzuschauen. Tatsächlich erwarten 80 Prozent von der Bank of America befragten Fondsmanager eine Zinswende in den USA im zweiten Halbjahr, die jedoch nicht von einer Rezession begleitet wird. Gleichzeitig lässt sich der große Optimismus der Fondsmanager auch an den weiter gesunkenen Cash-Quoten ablesen. Diese gingen im April von zuletzt 4,2 Prozent auf nur noch 4,0 Prozent zurück . Das ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Gleichzeitig ist die Allokation am Aktienmarkt auf den höchsten Wert seit Januar 2022 gestiegen. Damit sehen die globalen Fondsmanager die größten Chancen weiterhin am Aktienmarkt.
Und wie sieht es mit den Konjunkturerwartungen aus? Da sind die globalen Wachstumsperspektiven erstmals seit November 2023 wieder gesunken. Trotzdem erwarten nur 9 Prozent der befragten Fondsmanager sinkende globale Wachstumsperspektiven in den kommenden zwölf Monate.
Die Rezession als Thema ist auch erst einmal vom Tisch: 64 Prozent der Fondsmanager erwarten laut Angaben der Bank of America in den kommenden zwölf Monaten keine Rezession. Dieser Wert ist in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen. Immerhin 19 Prozent halten eine Rezession im ersten Halbjahr 2025 noch für möglich.
Mehrheit der Profis überzeugt: Zinswende kommt in diesem Jahr
Spannend ist auch der Blick auf die weitere Entwicklung bei den Zinsen. Den Beginn der Zinswende erwartet die große Mehrheit der Fondsmanager noch in diesem Jahr. 43 Prozent sehen dabei das dritte Quartal als wahrscheinlich an. Für 39 Prozent ist das vierte Quartal der Beginn. Und mit wie vielen Zinsschritten ist zu rechnen? Auch dazu liefert die aktuelle Umfrage klare Ergebnisse. Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sind zwei Zinssenkungen für 45 Prozent der Befragten das wahrscheinlichste Szenario. Mehr als drei Zinssenkungen erwarten immerhin noch 33 Prozent. Keine Veränderungen bei den Zinsen sind nur für 3 Prozent der Fondsmanager ein wahrscheinliches Szenario.
Ein wichtiges Thema an den Finanzmärkten war zuletzt die Entwicklung der Inflation. Im April haben wir in den USA höhere Werte als erwartet gesehen – und das gilt vor allem für die weniger bewegliche Kerninflation. Daher ist es dann auch nicht so überraschend, dass eine höhere Inflation weiterhin als größtes Risiko von Seiten der Fondsmanager eingeschätzt wird. Mit dem unveränderten Wert von 41 Prozent bleibt die höhere Inflation weiterhin das größte Risiko. Dahinter folgt mit einem deutlichen Abstand von nur noch 18 Prozent die geopolitischen Risiken. Erstaunlich ist vor allem die Einschätzung zur bevorstehenden US-Wahl Anfang November. Hier ist die Risikoeinschätzung von 14 Prozent im März auf jetzt nur noch 9 Prozent deutlich gesunken.
Wie bei der Einschätzung der Risiken erfolgt auch die Frage nach dem Investment der Stunde in jeder Ausgabe der Umfrage. Wie kaum anders zu erwarten, halten sich die „Magnificent Seven“ hier weiter auf dem Spitzenplatz. Diese Position haben Nvidia, Microsoft und Co. nun schon den vierzehnten Monat in Folge inne. Das zeigt einmal mehr die Fokussierung an den Aktienmärkten auf die großen Tech-Unternehmen.
Bei der Positionierung der Profi-Investoren hat es zuletzt auch große Verschiebungen gegeben. Wie schon erwähnt, befindet sich die Aktien-Allokation der globalen Fondsmanager auf dem höchsten Niveau seit Januar 2022. Gleichzeitig stieg die Positionierung bei Rohstoffen auf den höchsten Wert seit April 2023. Und welche Anlageklasse gehört zu den Verlierern? Das sind ganz klar die Immobilien. Hier ist die Positionierung in den vergangenen Monaten kollabiert und erreicht in diesem Monat den niedrigsten Stand seit Juni 2009. Das sind annähernd 15 Jahre und damals herrschte noch die globale Finanzkrise.
Wieder steigende Inflation bleibt größtes Risiko
Abschließend noch ein kurzer Blick auf die aktuellen Sentiment-Einschätzungen einzelner Sektoren. Hier steht der Pharma-Sektor an der Spitze – wenn es um die globalen Einschätzungen geht. Wenig überraschend folgen dann der Technologie- und der Kommunikations-Service Sektor. Auf dem letzten Platz stehen die Versorger.
Dieser kurze Überblick zur aktuellen Fondsmanager-Umfrage macht eine Sache ganz klar deutlich: Noch ist die Stimmung der Investment-Profis sehr gut und die Positionierung am Aktienmarkt hoch. Das spiegelt sich auch in den zuletzt sehr hohen Kursen bei vielen Indizes wider. Aber gerade das Thema einer wieder steigenden Inflation hat auf jeden Fall das Potenzial, in den kommenden Monate als Störfeuer an den Märkten zu wirken.
von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management AG