Die Krisenzeiten bei der Luftfahrt sind vorbei. Im Sommer 2024 haben die Passagierzahlen neue Höchstmarken erreicht. Das gilt speziell für Europa. Also warum nicht auf den europäischen Marktführer der Branche setzen, der heute schon 200 Millionen Passagiere pro Jahr transportiert und zudem noch hochfliegende Zukunftspläne hat? Das ist Ryanair. Wir sind schon längere Zeit in die Fluglinie investiert. So halten wir Positionen im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und zudem ist Ryanair schon seit Anfang an (Sommer 2022) im Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Was den irischen Billigflieger auszeichnet erfahren Sie im aktuellen Update hier im Frankfurter Investment Blog.
Wer schon einmal mit der irischen Fluglinie geflogen ist, der weiß genau: Ryanair ist schon eine eigene Erfahrung. Denn alles ist auf Effizienz getrimmt. Stichwort Standzeiten: Hier kann Ryanair bei jedem Start und jeder Landung punkten. Möglicherweise kennen Sie das ja von Ihren Flügen mit Ryanair: Gerade hat der letzte Fluggast die Maschine verlassen, da startet auch schon wieder das Boarding für den neuen Flug, die Passagiere haben schon auf dem Flugfeld gewartet. Hier wird keine Zeit verschenkt, denn die ist bei den Standzeiten buchstäblich Geld. Wenn jede Standzeit um fünf Minuten kürzer ausfällt als bei der Konkurrenz, dann können hier sehr schnell weitere Flugbewegungen hinzukommen.
Geschäftsmodell: Billig von A nach B
Die irische Ryanair ist Europas größte Billigfluglinie mit täglich über 3.600 Flügen zu 241 Flughäfen. Die Gesellschaft verfügt über eine Gesamtflotte von 557 Boeing-Maschinen des Typs 737 sowie noch 27 Maschinen des Airbus A320. In Summe sind das schon annähernd 600 Flugzeuge, die Ryanair zusammen mit den Töchtern Buzz, Malta Air, Lauda Europe und Ryanair UK im Einsatz hat.
Aufschlussreich ist dabei die Aufteilung des Umsatzes. Maßgeblich ist der Ticketverkauf mit annähernd 50 Dollar pro Kunde. Hinzu kommen jedoch die weiteren Umsätze mit den Zusatzeinnahmen. Das kennen alle Kunden von Ryanair nur zu gut. Denn darunter fallen Reservierungen für Sitzplätze und natürlich Zusatzgebühren für größere Koffer oder auch das Priority Boarding. Auf den einzelnen Passagier runtergebrochen sind das noch einmal rund 23 Dollar. So erreicht hier Ryanair einen Gesamtumsatz von 73 Dollar bei Gesamtkosten von 62 Dollar.
Nachhaltigkeit: Die Nr. 1 in Europa
Nachhaltigkeit ist naturgemäß ein schwieriges Thema bei den Fluglinien – doch selbst da kann Ryanair punkten. So kommt die Effizienz des Unternehmens bei der engeren Bestuhlung in den Maschinen wieder zum Tragen. Denn dadurch befördert Ryanair bei vergleichbarer Größe schlicht und einfach mehr Passagiere. Zudem ist der Treibstoffverbrauch pro Passagier um rund acht Prozent niedriger als bei vergleichbaren neuen Modellen von Airbus. Bezogen auf die gesamte Flotte wird der Treibstoffverbrauch weiter sinken, weil die Ryanair-Flotte im Branchenvergleich neu ist und einen niedrigeren Treibstoffverbrauch aufweist.
Grundsätzlich weist das Geschäftsmodell Luftfahrt weiterhin einen hohen CO2-Austoß auf. Doch Ryanair ist, bezogen auf die Emissionen, Best-in-Class. Gleichzeitig konzentriert sich Ryanair auf die Strecken in Europa. Damit geht es dann eben nicht mehr um extrem lange Flüge zu exotischen Reisezielen, die tatsächlich in einigen Fällen vielleicht nicht mehr zeitgemäß sind.
Grundsätzlich ist die 737 MAX ein auf Sparsamkeit getrimmtes Flugzeug. So liegt der CO2-Ausstoß nach Angaben des Herstellers um 13 Prozent niedriger als bei vergleichbaren Mittelstreckenmaschinen. Ein Faktor, der in Zeiten hoher Kerosinpreise von enormer Bedeutung ist. Zudem ist die Wartung bei Ryanair auf diesen Typ abgestimmt. So können Prozesse klar vereinfacht werden, wenn hauptsächlich nur ein Flugzeugtyp zum Einsatz kommt.
Eigentümer: Michael O` Leary ist der Kopf des Unternehmens
Kaum ein CEO ist so eng mit dem Unternehmen verbunden wie Michael O`Leary bei Ryanair. Er ist schon seit rund 30 Jahren der Vorstandschef des Billigfliegers. Der Erfolg ist sicherlich zu großen Teilen auf seine Beharrlichkeit und seinen Durchsetzungswillen zurückzuführen.
Nun hält Michael O`Leary nur knapp 3,7 Prozent der Aktien des Unternehmens. Doch ohne ihn läuft nicht viel bei Ryanair. Der 63-jährige ist noch wirklich voll integriert in das operative Geschäft. Gleichzeitig taucht er in der Öffentlichkeit immer wieder mit markigen Sprüchen auf.
Das jüngste Beispiel beleuchtet nur einen Randaspekt für Fluglinien – aber auch dazu hat O`Leary eine Meinung. So kommt es immer wieder zu Zwischenfällen an Bord, die aus einen zu hohen Alkoholkonsum der Gäste resultieren. Gerade in diesem Sommer sind diese Fälle häufiger aufgetreten.
Vor allem an Tagen mit vielen Verspätungen ist es schwierig. Laut O`Leary „hängen die Leute an den Flughäfen herum und hauen sich Alkohol rein." Hier fordert O`Leary nun ein Getränke-Limit vor dem Abflug bei Bier, Wein oder Spirituosen. Dabei möchte er die Umsätze der Bars an den Flughäfen nicht verbieten. Doch O`Leary gibt zu bedenken, dass „wir es den Leuten nicht erlauben, betrunken Auto zu fahren, und trotzdem setzen wir sie immer wieder in Flugzeuge in 33.000 Fuß Höhe."
Auch dieses Beispiel zeigt: Michael O`Leary ist definitiv ein streitbarer CEO, der für sein Unternehmen steht und mit knapp vier Prozent der Aktien auch ein Großaktionär des Milliarden-Konzerns ist.
Größter Wachstumstreiber: Zahl der Maschinen steigt kräftig weiter
Ryanair hat umfangreiche Wachstumspläne: So soll die Flotte in den kommenden fünf Jahren dann auf 681 Flugzeuge anwachsen. Das entspricht einem Zuwachs von fast 17 Prozent bei der Anzahl der Flugzeuge. Die Zahl der Passagiere soll in dem Zeitraum sogar um 28 Prozent auf dann 235 Millionen ansteigen. Bis zum Geschäftsjahr 2034 plant Ryanair dann mit einem Passagieraufkommen von bis zu 300 Millionen pro Jahr. Gleichzeitig soll dann auch die Flugzeugflotte schon bei 800 Maschinen angekommen sein. Das sind hohe langfristige Ziele. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, wie gut Ryanair im Einhalten auch langfristiger Ziele ist.
Warum gerade jetzt spannend?
Mit den Zahlen zum ersten Quartal 2025 (Stichtag 30.6.2024) hat Ryanair nicht komplett überzeugen können. So stieg zwar das Verkehrsaufkommen um zehn Prozent auf 55,5 Millionen Passagiere. Doch der Umsatz pro Passagier sank um zehn Prozent. Zudem stiegen die Betriebskosten nach Angaben des Unternehmens um ein Prozent über das Verkehrswachstum.
Ryanair Chef Michael O´Leary hat zudem vor einer weiteren Schwäche der Flugpreise gewarnt: „Während die Nachfrage im zweiten Quartal stark ist, bleiben die Preise niedriger als erwartet, und wir erwarten nun, dass die Tarife im zweiten Quartal deutlich niedriger sein werden als im letzten Sommer“.
Aber als Preisführer in dieser dynamischen Branche ist Ryanair sehr gut positioniert. Die strikte Kostenkontrolle und die nachweislich überdurchschnittliche Effizienz machen Ryanair zu einer attraktiven Fluglinie.
Dazu passt auch das jüngst noch aufgelegte neue Programm zum Aktienrückkauf mit einem Gesamtvolumen von bis zu 800 Millionen Euro. Angesetzt ist diese Maßnahme bis Ende Mai 2025. Dieses Programm schließt sich fast nahtlos an die erst kürzlich abgeschlossenen Aktienrückkäufe an, bei denen 38,6 Millionen Aktien im Gesamtwert von 700 Millionen Euro seit Mai 2024 zurückgekauft wurden.
Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management