Auf den ersten Blick passen die aktuellen Wirtschaftsdaten und die Börsenentwicklung – vor allem in Deutschland - überhaupt nicht zusammen. Auf der einen Seite Rezession und auf der anderen Seite regelmäßig neue Rekordkurse beim DAX. Bis jetzt summiert sich das Plus in diesem Jahr schon auf rund 15 Prozent. Geht der Aufschwung also einfach so weiter oder rücken die Wirtschaftsdaten wieder stärker in den Fokus?
Auf diese und viele weitere Fragen liefert die monatliche Bank of America Umfrage unter den globalen Fondsmanagern – der Global Fund Manager Survey – regelmäßig Antworten. In diesem Monat wird eine Sache ganz deutlich: Der Optimismus der Fonds-Profis steigt weiter an und gerade Aktien gewinnen weiter an Attraktivität. Als Reaktion auf die jüngst gestartete US-Zinswende und die Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung ist der Optimismus der Fondsmanager im Oktober so stark angestiegen wie zuletzt im Juni 2020.
Zeichen für Optimismus: Cash-Quote der Fondsmanager sackt ab
Besonders aufschlussreich ist immer der Blick auf die Kategorien, die monatlich abgefragt werden. Dazu gehört die Entwicklung der Cash-Quote bei den Fondsmanagern. Hier sind schon kleine Veränderungen von Bedeutung. Bei den reinen Aktienfonds schwankt die Cash Quote nur in einem engen Band zwischen vier und sechs Prozent. In diesem Monat ist die Cash Quote deutlich gesunken: So fiel der Wert von 4,2 auf nur noch 3,9 Prozent. Auch das ist ein weiteres Signal für den Optimismus. Es ist zudem der höchste Stand seit Mitte 2021.
Ebenfalls bei jeder Umfrage werden die größten Risiken an den Kapitalmärkten abgefragt. Hier hat es innerhalb eines Monats eine massive Verschiebung gegeben. Geopolitische Risiken stehen jetzt mit 33 Prozent an der Spitze. Hier hat es doch einen klaren Anstieg von 13 Prozentpunkten in nur einem Monat gegeben. Als zweitgrößtes Risiko werden jetzt die wieder aufkommenden Inflationssorgen angesehen (26 Prozent). Gleichzeitig verliert eine mögliche US-Rezession weiter an Schrecken: Vom größten Risiko mit rund 40 Prozent sackte die Angst vor einer US-Rezession jetzt auf nur noch 19 Prozent auf den dritten Platz ab.
Nach dem zuletzt erfolgten Zinsrückgang in den USA geht der Blick nach vorn: Mit wie vielen weiteren Zinsschritten ist in den kommenden zwölf Monaten zu rechnen? Auch hier liefert die aktuelle Umfrage ein klares Ergebnis. Im Schnitt rechnen die Fondsmanager mit Zinssenkungen von 160 Basispunkten.
Neben dem Blick auf die Zinsen fällt doch auf: China ist wieder ein Thema an den Kapitalmärkten. Zuletzt waren die Fondsmanager eher pessimistisch in Richtung China. Nun hat es einen klaren Stimmungsumschwung gegeben: 48 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten jetzt eine stärkere chinesische Konjunktur auf Sicht der kommenden zwölf Monate. Das ist immerhin der höchste Wert seit März 2023. Und derzeit sieht es auch so aus, als ob der Optimismus gerechtfertigt ist auf Basis der wirtschaftlichen Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung.
Bedeutung der „Magnificent 7“ schwindet
Regelmäßig liefert die Umfrage auch das Ergebnis zum Investment der Stunde. Das ist im Original der „Most crowded trade“. Einmal mehr stehen hier die Magnificent 7 auf dem ersten Platz mit 43 Prozent. Vor zwei Monaten lag der Vergleichswert aber noch bei deutlich über 50 Prozent. Dahinter folgen Long-Positionen in Gold (17 Prozent) und chinesische Aktien (14 Prozent). Gerade der Wandel bei China-Aktien ist erstaunlich. So waren Short-Positionen auf den chinesischen Aktienmarkt in diesem Jahr über Monate hinweg auf den Top-Positionen zu finden.
Das Thema US-Wahl spielt in der aktuellen Umfrage auch eine Rolle. So wurden die Fondsmanager nach den eigenen Absicherungs-Aktivitäten vier Wochen vor der Wahl befragt. Immerhin 52 Prozent der Befragten geben an, derzeit nur auf normale Absicherungen zu setzen. Lediglich 25 Prozent haben eine etwas höhere Absicherung aktiviert.
Und wie seht es mit den Auswirkungen der US-Wahl aus? Auch dazu haben die Fondsmanager eine Einschätzung. Wie schon in den vergangenen Monaten erwarten die Investment-Profis für die Handelsbeziehungen der USA die größten Auswirkungen der US-Wahl mit einem Wert von 47 Prozent. Mit weitem Abstand (15 Prozent) folgen dann die Geopolitik und das Thema Steuern (11 Prozent).
Fazit: Profis mit mehr Optimismus
Die Ergebnisse der Fondsmanager-Umfrage machen schließlich deutlich: Der Optimismus bei den Profis breitet sich weiter aus. Aktien bleiben die attraktivste Anlageklasse und Anleihen verlieren im Zuge der Zinswende weiter an Attraktivität. Mal sehen, ob denn die optimistischen Einschätzungen tatsächlich im vierten Quartal noch zu einer Jahresendrallye führen, nachdem die Kurse bis jetzt schon bei vielen Indizes um 15 Prozent und mehr angestiegen sind. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen den schon erwähnten gestiegenen Optimismus - aber keine überzogene Euphorie. Auch das ist positiv zu werten.
Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management