Bei manchen Menschen hat man den Eindruck, sie schaufeln mit Absicht ihr eigenes Grab. Ist das auch bei Elon Musk so? Er unterstützt Donald Trump. Doch der wird bei einem Wahlsieg die Zölle in alle Richtungen hin erhöhen.
Tesla und das Risiko erhöhter Zölle
Und das könnte auch Elon Musks Tesla-Autos empfindlich treffen. Musk hat über 100 Millionen US-Dollar in die Trump-Kampagne gepumpt. Das Rennen ist eng, aber Umfragen zeigen Trump zuletzt leicht vorn. Sollte er gewinnen und die Handelskriege mit China eskalieren, könnte das Teslas Geschäft im wichtigen chinesischen Markt belasten – ein Risiko, das viele Anleger wohl übersehen. Mit Trumps Sieg könnten neue Zölle Tesla-Produkte verteuern und potenzielle Käufer verprellen. Das könnte besonders in liberaleren Staaten problematisch werden, wo Musk als Trump-Anhänger Käufer verlieren könnte. Doch derzeit scheinen die Anleger keine großen Bedenken zu haben.
Europa muss sich auf einen neuen Handelskrieg einstellen
Schauen wir auf die andere Seite des Atlantiks, von Amerika Richtung Europa. Auf der langen Beschwerdeliste von Trump stehen die Europäer weit oben. „Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, sie nehmen gar nichts“, klagte der republikanische Präsidentschaftskandidat kürzlich im US-Wahlkampf. Ein Wahlsieg Trumps könnte eine Eskalation der Handelspolitik zwischen den USA und der EU nach sich ziehen. Das kann weder für US-Aktien noch für europäische Titel gut sein.
Harris hat weniger aggressive Zollpläne
Und Kamala Harris? Harris vertritt einen weniger radikalen, aber dennoch protektionistischen Kurs. Unter Joe Biden wurden einige Zölle, die Trump eingeführt hat, beibehalten oder leicht ausgeweitet. Harris hingegen könnte moderate Zölle von 25 Prozent auf Importe aus China und 3 Prozent auf alle übrigen Importe durchsetzen. Zwar wären ihre Maßnahmen weniger drastisch als die Trumps, aber sie könnten dennoch das Wirtschaftswachstum der USA und der EU leicht bremsen, so eine Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).
Dazu passen diese Zahlen: Im Oktober 2023 veröffentlichte das Statistische Bundesamt, dass knapp 10 Prozent der deutschen Exporte in die USA gingen – der höchste Anteil seit 20 Jahren. Damit bleiben die USA das neunte Jahr in Folge der größte Abnehmer deutscher Produkte, während China nach wie vor unser wichtigster Handelspartner ist. Diese engen Verflechtungen zeigen, wie entscheidend internationale Märkte für die deutsche Wirtschaft sind.
Trump, der Poltergeist
Das ist Trump jedoch egal. Er setzt auf aggressive Zollerhöhungen und verdeutlichte seine Haltung in einer seiner Reden: „To me the most beautiful word in the dictionary is tariff and it’s my favourite.“ („Aus meiner Sicht ist das schönste Wort im Wörterbuch der Zoll und das ist mein Lieblingswort.“) Er droht mit Zöllen von bis zu 60 Prozent auf Importe aus China und 10 Prozent auf den Rest der Welt, was weitreichende Folgen für den globalen Handel hätte.
Nun, wie immer bei Donald Trump muss man vorsichtig sein, was wirklich schlussendlich am Ende in die Realität umgesetzt wird. Aber eine Erhöhung der Zölle im Falle eines Wahlsieges wären wohl gesetzt. Und das trifft vor allem die deutsche Wirtschaft, um die es derzeit eh schlecht bestellt ist. Dies gilt vor allem für exportorientierte Sektoren wie die Automobilindustrie mit VW, Daimler und BMW, aber auch die Branchen Pharma, Metalle und Nahrungsmittel.
Abwarten und das Pulver trocken halten
Wir warten deshalb derzeit etwas ab und halten unser Pulver trocken. So haben wir die Aktienquote im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen auf knapp über 70 Prozent gesenkt. Dass der Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value immer voll investiert ist, versteht sich von selbst.
Auch sonst sind wir nicht gerade pessimistisch für die nahe und mittlere Zukunft, unser Portfoliowert Alphabet hat sehr gute Zahlen vorgelegt wie auch Netflix. Überhaupt muss man sagen, dass die Quartalszahlen in den USA und Europa überwiegend positiv ausgefallen sind.
Trotzdem warten wir erst einmal die Wahlen ab, bevor wir neue Engagements eingehen. Dann wird es Zeit, sich auf die Jahresendrally vorzubereiten.
Von Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer bei Shareholder Value Management AG