2024 war bislang ein sehr starkes Börsenjahr. Zunächst hat die Aussicht auf sinkende Zinsen für viel Fantasie an der Börse gesorgt. Nun läuft die Zinswende und bei der Prognose werden stetig die Aussichten für die weiteren Senkungen zurückgenommen. Fast genauso wichtig für die Entwicklung an den Kapitalmärkten sind die Gewinne der Unternehmen. Hier läuft immer noch die Berichtssaison zum 3. Quartal – viele Firmen, auch von unserer Investment-Watchlist, haben aber schon die Zahlen präsentiert. Zeit für ein Update zu Storebrand und SCOR. Diese Werte gehören zu den TOP 5 Positionen im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und sind auch im Frankfurter UCITS–ETF – Modern Value vertreten.
Storebrand: Finanzpower aus Norwegen
Der Markt für betriebliche Altersvorsorge bietet stabiles Wachstumspotenzial. Storebrand ist in diesem Segment ein führender Anbieter in Norwegen und Schweden. Dort werden nun kapitalintensive Garantieprodukte immer mehr in fondsgebundene Produkte mit hohen Kapitalrenditen umgewandelt. Diese Transformation bietet Storebrand auf Sicht der nächsten Jahre stabiles Wachstum und freies Kapital.
Mit dem Kapital möchte Storebrand massive Aktienrückkäufe umsetzen und dieses Potenzial hat der Markt bislang noch nicht ausreichend erfasst. Somit ist Storebrand gerade jetzt ein wirklich spannender Finanzwert mit langfristig planbaren Erträgen und stabilem Wachstum – für uns also ein wunderbares Unternehmen, dass sowohl im Frankfurter UCITS–ETF – Modern Value als auch im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen vertreten ist.
Storebrand ist ein führender Anbieter in der betrieblichen Altersvorsorge in Norwegen und Schweden. Gleichzeitig ist das Unternehmen einer der führenden Asset Manager in Skandinavien und Top-5-Schaden- und Unfallversicherer in Norwegen.
Große Unternehmen wie der norwegische Energie-Konzern Equinor nutzen die Angebote von Storebrand für die betriebliche Altersvorsorge. Dieses Mandat ist zuletzt wieder erneuert worden, gleichzeitig sind nach Angaben von Storebrand noch zwei weitere Mandate von börsengelisteten Unternehmen mit Assets under Management (AuM) von mehr als 1,5 Milliarden norwegischen Kronen (umgerechnet rund 130 Millionen Euro) hinzugekommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat es sowohl in Norwegen als auch in Schweden ein Prämienwachstum von mehr als 30 Prozent gegeben.
Im Bereich Asset Management geht das Wachstum ebenfalls durch etliche neue Mandate weiter. Als Folge sind die AuM zuletzt auf einen Rekordstand von 1,14 Billionen norwegische Kronen angestiegen. Der Fokus liegt dabei klar auf Skandinavien.
Storebrand veröffentlichte starke Ergebnisse für das 3. Quartal: Alle Treiber der Wertschöpfung erzielten dabei ein Wachstum über dem Ziel. Auf Basis der aktuellen Zahlen sollte Storebrand das Ziel von fünf Milliarden norwegischen Kronen operativem Gewinn für 2025 übertreffen. Noch hat das Management die Zielmarke von fünf Milliarden vorerst beibehalten, aber diese Perspektive sieht zunehmend konservativ aus.
Im Segment "Neue Storebrand" stiegen die fondsgebundenen Reserven um 27 Prozent im Jahresvergleich. Das ist auf starke Mittelzuflüsse und günstige Märkte zurückzuführen. Die Prämien sind um sieben Prozent gestiegen und bei den Erträgen ging es auch dank guter Kostenkontrolle im Jahresvergleich um fast 30 Prozent nach oben. An der Börse zeigt sich so langsam die veränderte Wahrnehmung von Storebrand und der Kurszuwachs von rund 32 Prozent in diesem Jahr kann sich wirklich sehen lassen.
SCOR: Neuer Schwung mit den Q3-Zahlen
SCOR aus Frankreich gehört zu den Tier-1-Rückversicherern weltweit. Kurz zur Erklärung: Ein Rückversicherer ist ein Unternehmen, das Versicherungen für andere Versicherungsunternehmen anbietet. Wenn Versicherungsunternehmen Risiken übernehmen, können sie große Verluste erleiden, gerade dann, wenn viele Schäden eintreten. Ein Rückversicherer hilft diesen Versicherungsunternehmen, das Risiko zu verteilen, indem er einen Teil des Risikos übernimmt und im Gegenzug eine Prämie erhält.
Grundsätzlich überzeugt SCOR durch die gute Marktstellung und die wieder deutlich verbesserten Perspektiven. Als Tier-1-Rückversicherer wie auch Münchener Rück, Swiss Re, Hannover Rück und Berkshire Hathaway profitiert SCOR von den langfristigen konstanten Kundenbeziehungen. SCOR ist ein Kompositversicherer (Leben und Schaden), der im Vergleich den höchsten Anteil „Leben“ aufweist.
Wir denken dieser Bereich ist deutlich unterbewertet, was auch an der neuen IFRS 17-Rechnungslegung für Versicherungen liegt. Dies wird eine Reduzierung der Ergebnisvolatilität zur Folge haben, sodass in Zukunft deutlich stabilere Ergebnisse nicht nur bei diesem Rückversicherer zu erwarten sind. Insgesamt ist SCOR ein Profiteur steigender Zinsen und im Vergleich zu den Mitbewerbern derzeit unterbewertet.
Mit den aktuellen Zahlen hat der neue CEO Thierry Léger positive Akzente gesetzt und er sieht in Zukunft das Potenzial für zahlreiche Chancen für ein diversifiziertes Wachstum. Im bisherigen Jahresverlauf hat die Börse einige Entwicklungen von Rückstellungen bei SCOR kritisch gesehen. Die Aktie hat daraufhin kurzzeitig klar nachgegeben.
Thierry Léger war von uns jedoch als der sehr konservativ agierende CEO erwartet worden, als der er sich jetzt auch darstellt. Insofern waren wir von den Äußerungen der SCOR-Führungsetage weniger überrascht als der Markt. So langsam hat sich jedoch die Ansicht durchgesetzt, dass der konservative Ansatz bei einigen Rückstellungen noch Potenzial für weiteres Wachstum freisetzt. Seit dem Jahrestief von knapp 17 Euro Mitte August hat die Aktie bis jetzt schon wieder um rund 40 Prozent zugelegt.
Soweit der Blick auf zwei Finanzwerte von unserer Investment-Watchliste. Bei beiden Werten zeigt sich das weitere Potenzial gerade bei Versicherungen und beide Unternehmen gehören zu den Basisinvestments in unseren Mandaten.
Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management