Ärger mit Trump ist vorprogrammiert
Alles wie erwartet: Die EZB senkte die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte – der Einlagesatz liegt nun bei 2,75 Prozent. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde gäbe es aufgrund der zuletzt schwachen Konjunkturdaten im Rat aber keine Neigung zu beschleunigten Zinssenkungen. Für 2025 erwartet die EZB 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum in der Eurozone, also keinen kräftigen Aufschwung. Zugleich könnten allerdings mögliche US-Zölle die Inflation wieder anheizen.
Anders sieht es in den USA aus. Die Fed beließ die Zinsen in der Spanne bei 4,25 bis 4,5 Prozent, weil makroökonomische Daten weitere Zinssenkungen verhindert hätten, so Fed-Chef Jerome Powell. Und damit wird sich Powell Ärger mit US-Präsident Donald Trump einhandeln. Denn dem sind die Zinsen viel zu hoch. Mit deutlichen Worten in Richtung Powell hat Trump seine Vorstellungen zur Geldpolitik erklärt. Er kenne die nötigen Zinssätze „mit Sicherheit deutlich besser“ als Powell und wünsche sich, dass die Zinsen „deutlich“ gesenkt würden. Er werde zu gegebener Zeit mit Powell sprechen, sagte Trump. „Wenn ich damit nicht einverstanden bin, werde ich es ihn wissen lassen“, warnte er. Damit untergräbt Trump die Unabhängigkeit der Fed. Da möchte man ihm zurufen: „Mr. President, Finger weg von der Fed!“
Die Angst vor „Trumpflation“
Doch Powell bleibt stur. Ihm ist die Wirtschaftspolitik des neuen Präsidenten suspekt, die auf niedrige Steuern und steigende Schulden bei niedrigen Zinsen setzt. Seine Befürchtung: Trump könne die Politik der Geldflutung fortsetzen und die Wirtschaft mit Billionen von Dollar stimulieren, die er sich am Kreditmarkt, bei ausländischen Importeuren und eben bei der Notenbank besorgt. Das Risiko dabei ist aber, dass die Inflation wieder steigt. Denn auch die angekündigten Strafzölle könnten die Inflation befeuern, so die Befürchtungen. Ein Umstand, den die Fed nicht dulden kann. Die Auseinandersetzung zwischen Powell und Trump hat gerade erst begonnen.
Apropos Zölle: Hier gibt Goldman Sachs etwas Entwarnung. Die Bank erwartet, dass das Zollaufkommen weit geringer ausfällt als von Trump erwartet. Unternehmen würden oft Schlupflöcher finden, indem sie Waren über Drittländer umleiten oder clever deklarieren. So könnten laut einer Schätzung bis zu 250 Milliarden US-Dollar an Zolleinnahmen umgangen werden – ein spürbarer Dämpfer für die ehrgeizigen Pläne des Weißen Hauses.
Frohe Kunde für europäische Aktien
In dieser Gemengelage schauen wir deshalb lieber nach Europa. Hier gibt es – neben niedrigeren Bewertungen als in den USA – zuletzt Hoffnungsschimmer, die uns optimistisch stimmen. So verbesserte sich die Stimmung der Unternehmen in der Eurozone im Januar unerwartet kräftig. Der sektorübergreifende Einkaufsmanagerindex stieg laut einer ersten Berechnung um 0,6 auf 50,2 Punkte und somit knapp über die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Der Subindex der Einkaufspreise stieg so stark wie seit 21 Monaten nicht mehr und signalisiert moderat ansteigenden Inflationsdruck. Auch für die deutsche Wirtschaft legte der Gesamtindex unerwartet von 48,0 auf 50,1 Punkte zu und notierte somit erstmals seit sechs Monaten wieder minimal über 50 Punkten.
Europäische Titel dominieren gegenüber US-Werten
Deshalb sind in den Portfolios unserer Mandate wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value wieder vermehrt deutsche Firmen zu finden, so etwa die Darmstädter Merck, die Allianz oder auch Scout24 und die Münchner Rück. Dazu europäische Werte wie die französische Versicherungsgruppe SCOR oder auch die norwegische Storebrand. Das bedeutet aber nicht, dass wir US-Titel komplett aus den Augen verlieren. So gehören Microsoft und Alphabet weiterhin zu den Dauerbrennern in den Portfolios. Das bleibt auch nach dem jüngsten DeepSeek-Schock so. Denn die Teck-Konzerne haben genügend liquide Mittel und das entsprechende Know how, um sich gegen solche Herausforderer wehren zu können.
Von Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer bei Shareholder Value Management AG