Der April macht, was er will – das gilt nicht nur für das Wetter. Das gilt in diesem Jahr auch für die weltweiten Börsen. Der Auslöser für den Frühlingssturm ist schnell identifiziert: Donald Trump und seine erratische Politik vor allem bezogen auf die Zölle. Doch wie reagieren jetzt die Profis auf die komplett veränderte Lage?
Darauf und auf viele weitere Fragen liefert die globale Fondsmanager-Umfrage der Bank of America passende Antworten. Diese Ausgabe ist besonders spannend, denn die Teilnahme an der Umfrage war möglich vom 4. bis 10. April und fiel damit genau in die turbulente Phase an den Kapitalmärkten mit Kursstürzen bei Aktien und heftigen Renditeaufschlägen bei US-Staatsanleihen.
Wir erleben fast schon historische Ausschläge an den Kapitalmärkten und auch die globalen Fondsmanager liefern doch einige historische Ergebnisse bei der Umfrage. So ist der allgemeine Sentiment Indikator auf den fünft niedrigsten Wert in den vergangenen 25 Jahren gerutscht. Dieser Indikator basiert auf den Cash Level der Fondsmanager, der Aktien-Allokation und den globale Wachstumserwartungen und liefert somit einen guten Überblick. Der jüngste Absturz brachte das globale Investoren-Sentiment auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2023.
Sinkende Risikoneigung: Massiver Anstieg der Cash-Level
Der aktuelle Blick auf die Cash-Level ist ebenso sehr aufschlussreich. Die sind bei den globalen Fondsmanagern auf 4,8 Prozent angestiegen. Das hört sich nicht hoch an. Doch der jetzt festgelegte Anstieg um 125 Basispunkte in nur zwei Monaten ist der größte zweimonatige Anstieg seit April 2020. Damals waren die Kapitalmärkte auf dem Corona-Krisen-Tiefpunkt.
Gleichzeitig sind die Rezessionserwartungen auf den vierthöchsten Wert der vergangenen 20 Jahre gestiegen. Noch vor einem Monat war für 52 Prozent der Befragten eine globale Rezession in den kommenden zwölf Monaten unwahrscheinlich. Nun sehen 42 Prozent eine Rezession als wahrscheinlich an.
In diesem Umfeld will eine rekordhohe Anzahl an globalen Fondsmanagern US-Aktien den Rücken kehren. Der Konjunkturausblick ist auch alles andere als rosig: Immerhin erwarten 82 Prozent der befragten Fondsmanager auf Sicht der nächsten 12 Monate eine schwächere globale Konjunktur – ein neues 30-Jahres-Hoch. Hinzu kommt die deutlich veränderte Einschätzung zum weiteren Verlauf der globalen Konjunktur: Zum Jahresanfang erwarteten nur 5 Prozent der Befragten ein „Hard Landing“, also einen klaren konjunkturellen Einbruch. Mittlerweile erwarten 49 Prozent der Fondsmanager dieses Szenario und damit hat es das „Soft Landing“ als wahrscheinlichstes Szenario abgelöst.
Die Inflationsangst flammt wieder auf
Hinzu kommt die wieder aufgeflammte Inflationsangst. Hier sind die Erwartungen auf den höchsten Stand seit Juni 2021 gestiegen. Aus der veränderten Marktlage ergibt sich auch eine andere Positionierung der Profi-Investoren: Gold ist jetzt das Investment der Stunde. Das verwundert kaum bei der angespannten Marktlage. Damit rangieren erstmals seit März 2023 nicht die „Magnificent 7“ Aktien auf dem Spitzenplatz.
Weitere Belastung könnten die gefallenen Gewinnerwartungen freisetzen. Immerhin sind die Erwartungen an die Gewinne der US-Unternehmen stark abgerutscht auf den niedrigsten Stand seit November 2007.
Bei so vielen schwachen Aussichten ist es auch nicht verwunderlich, dass die Risikoneigung der Profis aktuell absinkt. Immerhin 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie derzeit weniger Risiken eingehen als normalerweise. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2023.
Selten gab es zudem eine so klare Einschätzung der Marktrisiken. Für 80 Prozent der Fondsmanager ist die Gefahr einer globalen Rezession ausgelöst durch einen Handelskrieg aktuell das größte Risiko. Eine so starke Einschätzung für ein Risiko hat es in den 15 Jahren der Umfrage zu diesem Thema noch nicht gegeben. Schon im Februar und März war dies das größte Risiko aber mit deutlich niedrigeren Werten von 40 bzw. 54 Prozent.
Gold ist das Investment der Stunde
Kaum verwunderlich wird Gold aktuell von den Fondsmanagern als das Investment der Stunde angesehen (49 Prozent). Erstmals seit März 2023 nicht mehr auf dem Spitzenplatz stehen hier die Magnificent 7 Aktien, die aktuell nur noch von 24 Prozent der Befragten favorisiert werden. Zudem ist Gold bei den Fondsmagern der Performance-Favorit für 2025 gefolgt von Cash und Staatsanleihen. Globale Aktien sind in nur einem Monat vom Spitzenplatz in diesem Ranking auf Platz vier abgerutscht.
Dieser Stimmungs-Mix zeigt eins ganz klar auf: Das von Donald Trump immer wieder beschworene „Goldene Zeitalter“ mag in der Zukunft irgendwann kommen – doch bislang geht es doch für viele US-Bürger und auch Investoren durch ein Tal der Tränen.
Trump sorgt für massiv politische Börse – und das könnte so bleiben
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang auch die selten vorkommende starke Abhängigkeit der Börse von der Politik – im speziellen Fall sogar die Abhängigkeit von einem Politiker. Bekanntermaßen gilt an der Börse das Motto: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Derzeit sieht es aber anders aus. Die große politische Unsicherheit rund um das weitere Vorgehen des US-Präsidenten drückt auf die Stimmung. Das gilt nicht nur für die Wall Street, sondern für viele andere Regionen der Welt.
Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management