Sie hat es wieder getan. Bereits zum achten Mal hintereinander hat die EZB die Leitzinsen gesenkt. Der entscheidende Leitzins wurde auf zwei Prozent herabgesetzt. Der DAX sprang danach auf ein neues Allzeithoch.
EZB-Leitzinssenkung sendet positives Signal an die Märkte
Auch wenn Sparer jammern - aber niedrige Zinsen kommen vor allem Unternehmen bei ihrer Refinanzierung zugute. Das sollte die Konjunktur zumindest ein wenig ankurbeln, auch wenn andere Faktoren wie die Strafzölle oder die geopolitischen Unsicherheiten auf der Prioritätenliste höher angesiedelt sind. Aber die EZB hatte allen Grund zu handeln. Die Inflation in der Eurozone sank im Mai stärker als erwartet, nämlich von 2,2 Prozent im April auf 1,9 Prozent und somit unter den Zielwert der Europäischen Zentralbank bei 2,0 Prozent. Mit Ausnahme eines kurzzeitigen Rückgangs auf 1,7 Prozent im vergangenen September ist dies das erste Mal seit vier Jahren, dass die Zielrate unterschritten wurde.
Derweil zeigten sich die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe rund um den Globus zuletzt überwiegend robust, verharren jedoch weiterhin unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten. In der Eurozone stieg der Index auf 49,4 Punkte an und erreichte damit ein 33-Monats-Hoch. Ermutigend ist zudem, dass in allen vier großen Volkswirtschaften der Währungsunion eine Produktionssteigerung zu beobachten war. Des Weiteren fielen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist so optimistisch aus wie seit Februar 2022 nicht mehr. Also von dieser Seite aus alles gut.
US-Konjunktur schwächelt weiter
Ganz anders in den USA. Entgegen den Markterwartungen eines moderaten Anstiegs sank der ISM-Index der Industrie zurück in den Schrumpfungsbereich unterhalb der 50-Punkte-Marke - ein Zeichen für eine weitere konjunkturelle Abkühlung. Ob die US-Notenbank weiterhin bei ihrem hohen Zinsniveau bleibt, muss erst einmal abgewartet werden, schließlich ist die Inflation weiterhin hoch.
Europa und die USA entwickeln sich derzeit völlig unterschiedlich. Während sich Europa wieder langsam erholt, geht es mit den USA weiter bergab. Der Zollkrieg tobt weiter, auch wenn Bundeskanzler Friedrich Merz sich in Washington bei seinen Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump alle Mühe gegeben hatte die Wogen wieder etwas zu glätten. Generelles Tauwetter sieht anders aus.
BioNTech SE: BMS spült wieder „Gold“ in die Kassen
Aber manchmal funktioniert die Zusammenarbeit von EU und USA auch ganz vorzüglich: So gibt es gute Neuigkeiten von der Mainzer Goldgrube, der Adresse unseres Portfoliounternehmens BioNTech SE, das wir schon lange in unserem Frankfurter Long-Term Value Fonds halten. Das Biotechnologieunternehmen hat sich auf die Entwicklung von Immuntherapien spezialisiert. Seitdem die Mainzer in Zusammenarbeit mit dem US-Pharmariesen Pfizer während der Coronapandemie mit ihrem Impfstoff Milliardenumsätze machten, sanken Umsatz und Gewinn in den letzten Jahren kontinuierlich.
Hoffnungsträger BNT327
Doch jetzt kommt wieder Gold aus der Grube. So hat BioNTech SE mit dem US-Konzern Bristol-Myers Squibb (BMS) eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der BMS mehr als 11 Milliarden Dollar investiert, um an der Entwicklung des Krebsmedikaments BNT327 mitzuwirken. BioNTech-Gründer Uğur Şahin sprach gegenüber dem Handelsblatt sogar davon, das Medikament könne bei erfolgreicher Entwicklung die jetzige Standardtherapie bei vielen Tumoren ersetzen. Es handelt sich um einen sogenannten „bispezifischen Antikörper“, der dem derzeitigen Marktführer Keytruda von Merck durchaus Konkurrenz machen könnte. Und hier geht es um gewaltige Summen, denn Keytruda macht derzeit einen Jahresumsatz von knapp 30 Milliarden Dollar.
Europa übergewichtet
Doch es ist nicht nur BioNTech SE, sondern allgemein europäische Aktien, die unseren Mandaten wie dem Frankfurter Long-Term Value Fund, dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen oder auch dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value derzeit zu einer positiven Entwicklung führen. Auch Titel wie Scout24, die britische Diploma oder der irische Billigflieger Ryanair entwickeln sich derzeit prächtig. Hinzu kommt: Der STOXX Europe 600 liegt Year-to-Date bei über 8 Prozent im Plus, S&P 500 bei gerade mal einem. Auch beim KGV (14,2 vs. 20,2) und der Dividendenrendite (3,2 Prozent vs. 1,4 Prozent) hat Europa klar die Nase vorn. Unsere Übergewichtung von europäischen Aktien hat also gute Gründe.
Von Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer bei Shareholder Value Management AG