Frank Fischer zur Berichtssaison: US-Banken glänzen dank Zoll-Chaos, doch Europa bleibt Favorit

Frank Fischer, Vorstand bei Shareholder Value Management, analysiert die starke US-Berichtssaison: Vor allem Großbanken wie JP Morgan und Citigroup profitieren von Trumps Zollpolitik und den daraus resultierenden Marktbewegungen. Trotz dieser positiven Impulse bleibt Fischer mit seinen Mandaten in Europa übergewichtet – insbesondere bei attraktiven Nebenwerten. Shareholder Value Management AG | 21.07.2025 09:53 Uhr
Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und CIO bei Shareholder Value Management AG / © e-fundresearch.com / Shareholder Value Management AG
Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und CIO bei Shareholder Value Management AG / © e-fundresearch.com / Shareholder Value Management AG

Es war ein wenig überraschend, aber die US-Konzerne sind gut in die aktuelle Berichtssaison gestartet. Vor allem die Banken wie JP Morgan Chase, die Bank of America und die Citigroup überzeugten durch robuste Zahlen. 

Trump rudert zurück

Der Grund: Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump bringt nicht nur Unruhe, sondern auch ordentlich Umsatz für die Banken. Schwankungen und das Hin und Her an den Märkten führten zu starken Handelsvolumina und entsprechend profitieren die Banken davon und konnten im abgelaufenen Quartal Milliardengewinne einstreichen. Von Krisenstimmung keine Spur, auch weil Trump zurückgerudert ist und US-Notenbankchef Jerome Powell jetzt doch nicht so schnell entlassen wird. Dennoch: die Aussichten für die US-Wirtschaft haben sich eingetrübt. Eine Konjunkturschwäche könnte auch das Geschäft der Banken belasten.

USA: Inflationsdruck nimmt zu

Hinzu kommt: Der Inflationsdruck in den USA hat im Juni erwartungsgemäß zugenommen. Die Verbraucherpreise stiegen im Monatsvergleich um 0,3 und im Jahresvergleich um 2,7 Prozent. Die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflation stieg um 0,23 Prozent zum Vormonat und somit das fünfte Mal in Folge geringer als im Marktkonsens mit 0,3 Prozent erwartet. Hätten sich Gebrauchtwagen und -trucks nicht um 0,7 Prozent zum Vormonat verbilligt, wäre die monatliche Kerninflation so stark angestiegen wie zuletzt im Februar 2023. Zudem machen sich die ersten Auswirkungen der Zölle allmählich bei Gütern wie Einrichtungsgegenständen und Haushaltsgeräten bemerkbar. Deren Preise stiegen im Juni so stark wie in keinem Monat zuvor seit Beginn der Datenreihe im Jahre 1999. Die Kerninflationsrate stieg gegenüber dem Vorjahresmonat auf 2,9 Prozent. Wenngleich die US-Importzölle noch nicht im gesamten Warenkorb für starke Preissprünge gesorgt haben, dürfte es für eine Entwarnung zu früh sein.

Milliarden für die Staatskasse

Auf der anderen Seite spült Trumps Zollpolitik viel Geld in die US-Kassen. Die Zolleinnahmen der USA sind laut Financial Times auf ein Rekordhoch gestiegen. Im zweiten Quartal waren es dank der zusätzlichen Importzölle fast 50 Milliarden Dollar mehr als im Vorjahresquartal. Die US-Einnahmen aus Zöllen haben im zweiten Quartal ein Rekordhoch von 64 Milliarden Dollar erreicht. Das berichtet die Financial Times (FT) mit Verweis auf Zahlen des US-Finanzministeriums. Demnach kassierten die USA von April bis Juni fast 50 Milliarden Dollar mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und wenn es nach Trump geht, ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Das gilt auch für die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und der EU. Trump droht mit neuen Zöllen von 30 Prozent auf EU-Importe ab dem 1. August, sollte es zu keiner Einigung mit Brüssel kommen. Laut Bundesbank wären solche Zölle ein „beachtliches konjunkturelles Abwärtsrisiko“. Die Bundesbank sieht die wirtschaftliche Grundtendenz in Deutschland weiter schwach, auch wenn sich Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima zuletzt leicht verbessert hätten. Das habe vor allem daran gelegen, dass die Bundesregierung milliardenschwere Investitionen angekündigt habe. Ein nachhaltiger Schub für die Konjunktur werde jedoch erst mit Verzögerung spürbar. Kurzfristig bleibe der Effekt begrenzt.

Europa bleibt übergewichtet – Nebenwerte im Kommen

Wir sind mit unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value aber weiterhin in Europa übergewichtet und haben auch deutsche Aktien wie die Allianz, die Münchner Rück oder auch die IONOS Group im Portfolio. Aber wir verlieren die USA nicht aus dem Blick. So halten wir an unseren Engagements in Alphabet, Microsoft oder Adobe fest. Doch gerade bei europäischen Nebenwerten wie Diasorin, Intrerpump und der belgischen Azelis Group sehen wir aktuell gute Wachstumschancen. Oder die britische Ashtead Group. Die kauft Baugeräte, Werkzeuge und Spezialequipment und vermietet diese mehr als eine Million Mietgeräte mit Hilfe seiner ca. 25.000 Mitarbeitern an rund 1.600 Standorten in den USA, Kanada und UK an mehr als 900.000 Kunden. Die Kundengröße reicht von internationalen Baukonzernen über regionale Handwerkerbetriebe bis hin zu DIY-Kunden. Umsatz und Ertrag haben sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdreifacht, der Gewinn pro Aktie aufgrund von Aktienrückkäufen sogar mehr als vervierfacht. Darüber hinaus verfügt Ashtead über eine Marktmacht, die sie bei der Beschaffung von neuem Equipment nutzt. Das sind Zahlen, die uns imponieren. Und sie haben nichts mit Hightech oder KI zu tun. Ein einfaches, aber hochprofitables Geschäft. 

Und der Blick auf die kommenden 6 Monate? Bleibt es an der geopolitischen Front weitgehend ruhig, könnten wir an den Börsen durchaus weitere Rekorde sehen. Wenn US-Präsident Donald Trump dann auch noch zoll-technisch in ruhigeres Fahrwasser lenkt, sollte das den Kursen ebenfalls Auftrieb geben. Doch wenn uns das erste Halbjahr 2025 etwas gelehrt hat, dann das: Nichts ist so sicher, wie die fortlaufende Unsicherheit!

Von Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer bei Shareholder Value Management AG

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