„Zusätzlich zu den tragischen menschlichen Kosten einer Epidemie kann eine weit verbreitete Krankheit aber auch bedeutende volkswirtschaftliche Schäden verursachen“, warnt Mo Ji, Chefvolkswirtin für Greater China beim Asset Manager AllianceBernstein (AB). Denn: Obwohl absolut notwendig, schaden die Praktiken der Infektionskontrolle – seien es selbstauferlegte Vorsichtsmaßnahmen oder staatliche Auflagen – in der Regel dem Konsum und dem Einzelhandelsabsatz. So wirkt sich etwa die Tatsache, dass Konsumenten krank zu Hause bleiben müssen, negativ auf den Absatz von Waren aus, während die Quarantäne einer Stadt dem Tourismus und der Transportindustrie schadet.
Anhand eines Vergleichs mit der Epidemie der Krankheit SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom), die zwischen 2002 und 2003 in der gleichen Region grassierte, zieht die China-Expertin Schlüsse über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus. „Wird die Epidemie innerhalb von drei Monaten eingedämmt, könnte das reale BIP um 0,8 Prozent sinken. Dauert es neun Monate bis zur Eindämmung der Epidemie, könnte der Abstieg bis zu 1,9 Prozent des BIP betragen“, so Ji.
Höchstwahrscheinlich werde die Dauer des Ausbruchs irgendwo dazwischen liegen, so die Chefvolkswirtin. Für mindestens weitere drei bis vier Monate werde China nicht nur mit der Ausbreitung der Krankheit, sondern auch mit dem Schaden für das Wirtschaftswachstum zu kämpfen haben. „Wir rechnen derzeit mit möglichen Kosten von einem Prozentpunkt für das reale BIP-Wachstum. Dementsprechend erwarten wir, dass China die Geld- und Fiskalpolitik noch aggressiver lockern wird, um sein Wachstumsziel von sechs Prozent im Jahr 2020 zu erreichen.“