Virus erfolgreich eingedämmt
Sowohl die Produktionstätigkeit in den Schwellenländern als auch die nordostasiatischen Exporte haben in den letzten Wochen stark angezogen. Andere Regionen, wie etwa Lateinamerika, beginnen, diesem Beispiel zu folgen. „Unserer Ansicht nach spiegelt die solide Entwicklung bei Schwellenländeraktien wahrscheinlich die jüngsten Erfolge der am schlimmsten betroffenen Schwellenländer bei der Eindämmung des Virus wider“, so die Experten. Einige Industrieländer, wie etwa Großbritannien und Frankreich, müssten dagegen wieder landesweite Sperrmaßnahmen einführen.
„Infolgedessen gehen wir davon aus, dass die Konjunktur in den Schwellenländern im Jahr 2021 deutlich besser sein wird als in den entwickelten Regionen“, sagen Harting und Watkin. Dies werde durch weitere Faktoren begünstigt: geldpolitische Zinssenkungen und Konjunkturpakete sowie ein schwacher US-Dollar. „Das mildert den Druck auf die verschuldeten Regierungen der Schwellenländer und ermöglicht es ihren Zentralbanken, eine lockere Geldpolitik beizubehalten.“
Niedrige Bewertungen
Auch die Bewertungen von Vermögenswerten aus Schwellenländern seien ermutigend. „Die Gewinne der Unternehmen werden im nächsten Jahr voraussichtlich um über 30 Prozent steigen – daher erscheinen die Aktienkurse im Vergleich zu Unternehmen aus den Industrieländern besonders günstig“, betonen Harting und Watkin. Das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis betrage bei Schwellenländeraktien etwa 0,44 – somit seien Schwellenländeraktien fast doppelt so günstig wie Aktien aus Industrieländern (0,82). Und Anleihen aus den Schwellenländern bieten laut Harting und Watkin gute Konditionen mit hohen Spreads, vor allem im Hochzinssektor.
Es werde aber noch besser – auch wenn die Experten im derzeitigen Umfeld mit einer erhöhten Volatilität rechnen. „Trotz der erhöhten Unsicherheit gehen wir davon aus, dass die Schwellenländer von einer erneuten Beteiligung der USA an multilateralen Institutionen wie der Welthandelsorganisation unter einer Biden-Präsidentschaft profitieren werden. Eine größere Handelssicherheit, die auch unter einer Biden-Regierung wahrscheinlich ist, könnte zudem exportorientierten Schwellenländern helfen.“
Chancen durch Wandel und Erholung
Anleger sollten auch nicht übersehen, dass die Covid-19-Krise neue Chancen eröffnet hat. „Durch den Trend zu Heimarbeit und Veränderungen im Verbraucherverhalten profitieren beispielsweise Technologieunternehmen in den nordasiatischen Ländern und dürften ihre Erträge weiter steigern“, so die Schwellenländerexperten von AB. Auch Branchen, die bislang zurückblieben, sehen laut Harting und Watkin mit der Verbesserung der fundamentalen Trends zunehmend attraktiv aus. „Hier bieten ausgewählte Investitionen in anderen asiatischen Ländern und lateinamerikanischen Regionen Möglichkeiten, beispielsweise vielversprechende, aber weniger bekannte Technologieaktien, oder auch Anleihen von Schuldnerländern mit höherem Risiko.“
Diversifizierung durch Schwellenländer-Engagements
Trotz dieser Fakten sind Anleger bei Schwellenländerinvestments noch sehr zurückhaltend – zu Unrecht, meinen Harting und Watkin: „Indem man das gesamte Spektrum der Aktien- und Anleihemärkte betrachtet, kann man in jeder Region Wertpapiere auswählen, die ein attraktives risikobereinigtes Ertragspotenzial haben.“ Einen Blick lohnen laut den Experten zudem kleinere Länder und Wertpapiere, vor allem in Ländern, die in einem Index eine geringe Gewichtung haben. „Ohne Einschränkungen haben Anleger Zugang zu Ländern mit kleinerer Marktkapitalisierung wie Chile und Kolumbien, einschließlich der Länder, die nicht im MSCI Emerging Markets Index enthalten sind, wie Panama und Ecuador“, sagen Harting und Watkin. Diese breitere Streuung von Ländern, die sich in unterschiedlichen Phasen ihrer Wirtschaftszyklen befinden, sorge für ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis.
Näheres dazu, wie Morgan Harting und Karen Watkin die Aussichten von Schwellenländerinvestments einschätzen, lesen Sie im Blog „Können Multi-Asset-Anleger in Schwellenländern eine dauerhafte Erholung finden?“