EZB wendet sich dem Klima zu, aber Anleger können noch mehr tun

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre geldpolitische Strategie auf Emittenten von Unternehmensanleihen mit „besserer klimabezogener Leistungsbilanz“ ausrichten. Das ist ein lobenswertes, aber schwierig zu erreichendes Ziel. Auch wenn einfache Regeln nützlich erscheinen mögen, sind wir der Meinung, dass Anleger ein ganzheitliches Verständnis von Klimafragen benötigen, um die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels anzugehen. AllianceBernstein | 25.08.2022 15:17 Uhr
© Photo by micheile dot com on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die klimapolitische Ausrichtung wird nicht nur die Programme der Europäischen Zentralbank zum Ankauf von Unternehmensanleihen umfassen, sondern auch die Offenlegungspolitik der Bank, die Risikobewertung und den Rahmen für Sicherheiten. Der Plan sieht vor, dass der Anteil der Aktiva in der Bilanz des Eurosystems, die von Unternehmen mit einer besseren Klimabilanz emittiert werden, erhöht wird. Das hört sich einfach an, aber es gibt erhebliche praktische Schwierigkeiten.

Praxisprobleme bei Klima-Investitionen

Klimafragen sind komplex. Wir sehen vier Hauptbereiche, in denen klimabewusste Anleger bessere Daten, Expertenwissen und einen differenzierteren Ansatz benötigen, um einen effektiven Entscheidungsrahmen zu schaffen.

Emissionen verstehen: Ein rein quantitativ orientiertes Auswahlverfahren, das Unternehmen mit geringeren CO2-Emissionen belohnt, wird sich wahrscheinlich als unzureichend erweisen. Nur die Scope-1- und Scope-2-Emissionen von Unternehmen werden heute in großem Umfang gemeldet und erfasst, aber die Scope-3-Emissionen stellen für viele Branchen die wichtigste Umweltbelastung dar.

Scope-3-Emissionen übersteigen Scope 1 und 2 in den wichtigsten Branchen bei Weitem
CO2-Emissionen nach Sektor (in Prozent)

Historische Analysen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Scope 1: Tonnen CO2-Äquivalent (tCO2e) direkte CO2-Emissionen. Scope 2: Tonnen CO2-Äquivalent (tCO2e) indirekte CO2-Emissionen aus zugekauftem Strom. Scope 3: Tonnen CO2-Äquivalent (tCO2e) CO2-Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Lieferkette und der Produktnutzung.
Die Abbildung basiert auf den 722 im S&P Global 1200 Index gelisteten Unternehmen, die Scope-1, -2, -3-Downstream und Scope-3-Upstream berichten, gruppiert nach Sektoren gemäß dem MSCI Global Industry Classification Standard (GICS).
Stand: 30. Juni 2022
Quelle: Unternehmensangaben, zusammengestellt von MSCI und AllianceBernstein (AB)

Da die Scope-3-Emissionen bisher nicht in großem Umfang gemeldet wurden, verlassen sich die Anleger häufig auf geschätzte Daten von Drittanbietern. Diese Daten weisen jedoch oft erhebliche Ungenauigkeiten auf. Durch den direkten Kontakt mit Unternehmen können Anleger das wahre Ausmaß der Scope-3-Emissionen verstehen und bewerten.

Zum Beispiel trafen wir uns kürzlich mit einem großen lateinamerikanischen Fast-Food-Franchise-Unternehmen. Obwohl es in den scheinbar harmlosen Restaurantsektor eingeordnet ist, stellte sich heraus, dass seine Scope-3-Emissionen erheblich sind. Die CO2-Intensität des Unternehmens entsprach der eines durchschnittlichen Chemieunternehmens, und seine CO2-Emissionen waren etwa dreizehnmal höher als eine weithin verfügbare Schätzung Dritter. (Wir sind der Meinung, dass die derzeitigen Schätzmethoden wahrscheinlich überarbeitet werden, wenn mehr Unternehmen ihre Scope-3-Emissionsdaten veröffentlichen.)

Während die Europäische Union (EU) immer noch auf eine verbindliche Offenlegungspraxis durch die vorgeschlagene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) setzt, könnte die Europäische Zentralbank versuchen, den Mangel an verlässlichen Scope-3-Daten dadurch zu beheben, dass sie Unternehmen mit freiwilligen Offenlegungspraktiken für indirekte Emissionen bevorzugt.

Wir sind der Meinung, dass dieser Ansatz einen wertvollen Anreiz für eine schnellere Offenlegung von Klimadaten schaffen könnte, da er Unternehmen für verbesserte Transparenz belohnen würde. Die daraus resultierenden Daten könnten jedoch nicht endgültig sein, und angesichts der derzeitigen Mängel der Schätzungen von Drittanbietern würden zuverlässige Vergleichsdaten fehlen.

Bewertung der Übergangspläne: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftige Leistung. Eine nachhaltige Verringerung der CO2-Emissionen bedeutet, dass die strategischen Pläne der Unternehmen auf eine Verringerung ihrer künftigen Emissionen abzielen sollten. Daher ist es wichtig, Unternehmen zu identifizieren, die sich langfristig und glaubwürdig zum Klimaschutz verpflichtet haben. Die Heranziehung unabhängiger Experten und transparenter Klimazusagen wie der Science Based Targets Initiative (SBTi) und der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) kann dabei helfen, zwischen Unternehmen mit nachweisbaren langfristigen Verpflichtungen und solchen, die noch nicht bereit sind, diesen Verpflichtungen nachzukommen, zu unterscheiden.

Es ist noch unklar, wie die Europäische Zentralbank langfristige Verpflichtungen bewerten wird. Die Science Based Targets Initiative wird zum Beispiel noch nicht direkt von der Europäischen Union unterstützt. Und ohne ein aktives Engagementprogramm wird es für die Europäische Zentralbank schwer sein, die Fortschritte eines Unternehmens zu beurteilen.

Wertschätzung von Klima-Innovationen: Einige Branchen, die derzeit hohe Emissionen aufweisen, werden eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung künftiger Klimalösungen spielen. Die Automobilindustrie beispielsweise entwickelt Technologien und Produkte, um von der emissionsintensiven Technologie der Verbrennungsmotoren wegzukommen. Eine Reihe von Automobilherstellern und -zulieferern haben ehrgeizige langfristige Klimaziele und hohe Investitionsverpflichtungen, die für die Branche wirklich transformativ sein könnten – und daher einen tieferen Einblick in die Strategien der Unternehmen erfordern, als mit einer einzigen Kennzahl möglich ist.

Förderung von Klimaresilienz: Selbst wenn es der Menschheit gelingen sollte, die globale Erwärmung gemäß dem Pariser Abkommen auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, werden wir unsere Infrastruktur und unsere Gesellschaft anpassen müssen, um die unumkehrbaren Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen. Denn extreme Wetterereignisse werden weiter zunehmen und unsere Gebäude, Verkehrs- und Gesundheitssysteme belasten. So muss beispielsweise die energieintensive Bauwirtschaft eine zentrale Rolle bei der Förderung nachhaltiger Technologien, Strukturen und Materialien spielen, etwa durch wirksamere Gebäudeisolierungen.

Der Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft ist ein wichtiger und dringender Schritt, um die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen. Wir unterstützen nachdrücklich Klimamaßnahmen und diejenigen, die Schritte zur Bekämpfung der globalen Erwärmung unternehmen.

Es muss jedoch sichergestellt werden, dass die Maßnahmen gut durchdacht sind, auf einem ganzheitlichen Verständnis der Problematik beruhen und Unternehmen belohnen, deren Aktivitäten für einen erfolgreichen Übergang von entscheidender Bedeutung sein werden.

Wir sehen die Initiative der Europäischen Zentralbank als einen Schritt in die richtige Richtung und freuen uns auf die Weiterentwicklung ihrer Leitlinien, um der komplexen Realität der Klimaproblematik noch besser gerecht zu werden.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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