Wie künstliche Intelligenz den Gesundheitssektor revolutionieren kann

Künstliche Intelligenz schafft im Gesundheitssektor erhebliches Disruptionspotenzial, ob in der Diagnostik, der Arzneimittelforschung oder bei der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden. In seinem Marktkommentar erklärt Vinay Thapar, Portfolio Manager - Global Healthcare AllianceBernstein, warum bei der Asset-Auswahl nicht kurzfristige wissenschaftliche Durchbrüche, sondern die langfristige Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle im Fokus stehen sollte. AllianceBernstein | 20.11.2023 10:38 Uhr
Vinay Thapar, Portfolio Manager - Global Healthcare bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Vinay Thapar, Portfolio Manager - Global Healthcare bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
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Dies ist der erste Teil meiner "Vinay's Vision", in der ich mich regelmäßig mit der Zukunft des Gesundheitswesens befasse und sowohl technologische Fortschritte als auch Chancen für Investoren aufzeige. In der kommenden Ausgabe werde ich mit damit beschäftigen, wie KI die Entwicklung von Medikamenten erheblich verbessern kann.

Das Gesundheitswesen ist einer der größten und am schnellsten wachsenden Sektoren der Weltwirtschaft. Die jährlichen Ausgaben belaufen sich mittlerweile auf etwa zehn Billionen Dollar, das entspricht rund zehn Prozent des weltweiten BIP. Trotz der immensen Geldmittel, die in diesem Bereich aufgewendet werden, bleibt der Sektor bei der Innovationskraft zurück, etwa wenn es um die Verbesserung der Versorgung von Patienten geht. Viel zu oft stehen verkrustete Strukturen und Bürokratie einem effizienteren und effektiveren Gesundheitssystem gegenüber. Zumindest war das bis jetzt so, denn es gibt Hoffnung: Mit Künstlicher Intelligenz steht den Branchenakteuren und Verantwortlichen nun ein starkes Instrument zur Verfügung, das für die globale Gesundheitsversorgung immenses Disruptionspotenzial bietet.

Potenziale nicht nur in der Medikamentenentwicklung und Diagnostik

KI hat das Potenzial, die Gesundheitsversorgung zu revolutionieren, indem sie Ineffizienzen beseitigt. So wird Künstliche Intelligenz bereits eingesetzt, um klinische Daten automatisiert zu erfassen, auszuwerten und zu Mustern zu gruppieren. Dies entlastet nicht nur das Personal, sondern schafft die Grundlage, um die Diagnostik wesentlich zu verbessern. Die Diagnostik gehört zu den Bereichen, die sich durch den Einsatz von KI und Machine Learning mit am stärksten verändern kann. Ein Beispiel dafür ist die Früherkennung von Lungenkrebs, laut Weltgesundheitsorganisation eine der häufigsten Todesursachen mit mehr als 2 Millionen Todesfällen pro Jahr. So haben zum Beispiel die Northwestern Universität und Forscher von Google gemeinsam eine KI entwickelt, die Lungenkrebs entdeckt – und das zuverlässiger als erfahrene Radiologen.

Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung und Erforschung von Arzneimitteln. Wo heute standardisierte Medikamente zum Einsatz kommen, könnte es in Zukunft eine KI-generierte, auf jeden Patienten maßgeschneiderte medizinische Behandlung geben, die Verträglichkeit und Wirkung wesentlich erhöhen. Solche Präzisionsmedizin ist nur dank neuer Laborverfahren möglich, die zum Beispiel die Kosten einer DNA-Sequenzierung auf unter 100 US-Dollar in 60 Minuten reduziert haben.

Das Potenzial, um globale Gesundheitsprobleme anzugehen

Häufig werde ich gefragt, welche Märkte im Bereich KI und Healthcare besonders interessant für Investoren aufgestellt sind. Das ist jedoch gar nicht entscheidend. Künstliche Intelligenz wird sich weltweit im Gesundheitssektor durchsetzen. Wir sind überzeugt, dass in den kommenden Jahren erhebliche Investments aus den unterschiedlichsten Regionen in diesen Sektor fließen werden. Mit seiner Vielschichtigkeit kann KI Lösungen für die unterschiedlichsten Probleme der Gesundheitssystem bieten. Mit Sensorik und Telemedizin können etwa Menschen in ländlichen Gebieten oder Ländern mit schlechter Infrastrukturanbietung einfach und günstigen Zugang zu Gesundheitsversorgung erhalten. Ich persönlich gehe davon aus, dass aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit von Daten und der beschleunigten Datenverarbeitung die Entwicklungsschritte in diesem Beriech in den kommenden Jahren immens sein werden.

Erfolgsfaktoren für Investoren

Damit sich KI im Gesundheitswesen vollumfänglich durchsetzen kann, sind einige Faktoren entscheidend: Neben der technischen Entwicklung, sind dies vor allem das regulatorische Umfeld und nicht zuletzt – das Vertrauen der Verbraucher und der Gesellschaft insgesamt. Es ist also essenziell, dass KI-Anwendungen schnell nachweisen, dass sie nicht nur funktionieren, sondern auch für Unternehmen und Investoren Renditen und Gewinne erzielen.

Anleger, die die Chance bereits heute nutzen wollen, in diesen Sektor einzusteigen, sollten den Fokus nicht nur auf vielversprechende Trends und wissenschaftliche Durchbrüche richten, sondern vor allem auf Unternehmen mit hochwertigen, nachhaltigen Geschäftsmodellen, die beständige Fundamental- und Anlageperformance aufweisen. Es lohnt sich nach wachstumsstarken Marktakteuren mit einer guten Pipeline an Innovationen Ausschau zu halten. Hilfreiche Kennzahlen sind etwa eine hohe Gesamtkapitalrendite, sowie ein beständiger Return on Investment, der zeigt, dass ein Unternehmen seine Ressourcen effizient einsetzt. Anleger sollten sich immer auf Unternehmen konzentrieren, die über ihre Kapitalkosten hinaus reinvestieren. Wenn ein Unternehmen mit diesen Eigenschaften auch eine vielversprechende KI-Strategie umsetzt, sind das starke Argumente für ein Investment, denn sollte die KI-Initiative dennoch scheitern, bleibt den Anlegern immer noch ein gesundes und profitables Unternehmen mit soliden Perspektiven.

Von Vinay Thapar, Portfolio Manager - Global Healthcare bei AllianceBernstein

Zum Autor: Vinay Thapar ist Senior Vice President und Co-Chief Investment Officer für US Growth Equities und Portfoliomanager für die Global Healthcare Strategy. Außerdem ist er für AllianceBernstein als Senior Research Analyst für das globale Gesundheitswesen zuständig. Bevor er 2011 zu AllianceBernstein kam, war Thapar drei Jahre lang bei American Century Investments als leitender Investmentanalyst für den Bereich Gesundheitswesen zuständig.

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