Erschwert der US-Shutdown die Aufgabe der Fed?

Seit Mittwoch ist die USA im Shutdown. Der Stopp eines Großteils der Verwaltungstätigkeit könnte sich vor allem negativ auf das Verbraucherklima auswirken, meint Eric Winograd, Chief US Economist bei AllianceBernstein. Warum eine längere Pause zudem die geldpolitischen Entscheidungen der Fed behindern könnte – und inwiefern das gerade aktuell, an einem potenziellen wirtschaftlichen Wendepunkt, fatale Folgen haben könnte, erklärt er in folgendem Kommentar. AllianceBernstein | 02.10.2025 08:39 Uhr
Eric Winograd, Chief US Economist bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein
Eric Winograd, Chief US Economist bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com / AllianceBernstein

Am Mittwoch, dem 1. Oktober, kam es kurz nach Mitternacht zum Shutdown in den USA – es ist bereits das 22. Mal seit 1976, dass es zu einer solchen Stilllegung der Verwaltung kam. Nur vier dieser Unterbrechungen dauerten länger als einen Werktag. Die jüngste und gleichzeitig längste in der Geschichte der USA war die 34-tägige Pattsituation von Ende 2018 bis Anfang 2019 während der ersten Amtszeit von Donald Trump. Als Investoren befinden wir uns in einer Situation, in der wir uns regelmäßiger mit den Nachrichten vom Capitol Hill auseinandersetzen müssen.

Während des teilweisen Shutdowns im Jahr 2018 entstanden Kosten in Höhe von etwa elf Milliarden US-Dollar des US-BIP, obwohl das Congressional Budget Office schätzt, dass nach Wiederaufnahme der Zahlungen nur drei Milliarden US-Dollar dauerhaft verloren gingen. Das entsprach etwa 0,02 Prozent des BIP von 2019. Obwohl der Shutdown äußerst störend war, waren die wirtschaftlichen Auswirkungen eher gering. Im Vergleich zu den Risiken einer Überschreitung der Schuldenobergrenze ist eine Schließung deutlich weniger schwerwiegend. Allerdings steht die Verbraucherstimmung bereits unter Druck. Eine längere Schließung könnte die Stimmung weiter drücken.

Millionen Bundesangestellte erhalten kein Gehalt

Zwar laufen aktuell einige Dienste und Abteilungen weiter wie gewohnt, viele stehen jedoch still, sofern keine anderen Finanzierungsquellen gefunden werden können. Die schwerwiegendste Folge für die Wirtschaft ist jedoch, dass Millionen von zivilen Bundesangestellten und Soldaten während der Pattsituation kein Gehalt erhalten. Einige davon werden wöchentlich bezahlt, andere alle zwei Wochen. Das ist gerade dann ein wichtiger Aspekt, wenn der Shutdown länger als ein paar Tage andauert.

Im Gegensatz zu früheren Shutdowns hat das Weiße Haus im Vorfeld diskutiert, den aktuellen Shutdown dazu zu nutzen, einen Teil der Staatsangestellten zu entlassen. Zwar wurden solche Pläne bislang von keiner Regierungsbehörde ausgearbeitet, sollte das Weiße Haus diesen Schritt jedoch in die Tat umsetzen, werden sich die Anleger voraussichtlich darauf stützen, dass die Gesamtzahl der Bundesbediensteten nur etwa 1,8 Prozent der gesamten nichtlandwirtschaftlichen Beschäftigung in den USA ausmacht. Die Auswirkungen auf die Gesamtlohnsumme und das BIP wären daher wahrscheinlich gering, es sei denn, die Entlassungen würden in besonders extremer Weise durchgeführt.

Datengrundlage für wichtige Fed-Entscheidung könnte fehlen

Der aktuelle Shutdown hat jedoch das Potenzial, auch indirekt auf die Wirtschaft zu wirken, wenn die Regierung möglicherweise wichtige Wirtschaftsberichte nicht veröffentlicht – darunter den für Freitag erwarteten Arbeitsmarktbericht für September. Solange der Shutdown andauert, dürfte die Erhebung und Veröffentlichung weiterer Wirtschaftsdaten behindert sein, insbesondere auch die der Inflationsdaten. Dies könnte für die US-Notenbank Fed problematisch werden. Immerhin kommen die US-Währungshüter Ende Oktober zu ihrer nächsten Sitzung zusammen – und auch ohne die fehlenden Daten steht das Komitee bereits vor der schwierigen Aufgabe, einen schwächelnden Arbeitsmarkt mit erheblichen Abwärtsrisiken gegen ein zunehmend inflationäres Umfeld abzuwägen. Gerade an einem potenziellen wirtschaftlichen Wendepunkt ist eine fundierte Datenlage entscheidend.

Auch für Investoren sind die Daten wichtig, um die Rahmenbedingungen und das Gleichgewicht zwischen Aufwärts- und Abwärtsrisiken auf kurze bis mittlere Sicht zu verstehen. Die wirtschaftlichen und marktbezogenen Auswirkungen der Shutdowns waren bisher immer begrenzt – und wir gehen davon aus, dass es auch diesmal so sein wird. Wenn überhaupt, kam es zu Beginn der Shutdowns zu einem leichten Ausverkauf von Aktien, die sich dann aber wieder erholten. Ähnlich verhielt es sich bei Anleihen: Die Zinsen stiegen in den Tagen vor dem Stillstand in der Regel sehr moderat an, fielen aber wieder, sobald der Shutdown begann.

Von Eric Winograd, Chief US Economist bei AllianceBernstein

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