Columbia Threadneedle Chefvolkswirt: Keine guten Voraussetzungen für Risikoanlagen

"Alles in allem sind steigende Zinssätze und die Aussicht auf eine Rezession keine guten Voraussetzungen für Risikoanlagen wie Aktien. Zwar hat mich die jüngste Aktien-Rallye positiv überrascht, aber ich glaube, dass dies nur vorübergehend ist." | Jede Woche kommentiert Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments für die EMEA-Region, das makroökonomische Umfeld und die Nachrichten, die die Märkte beherrschen. Zuletzt erhöhte die Fed die Zinssätze schnell, um die Inflation in den USA zu bekämpfen. Das hat den Aktienmärkten weltweit nach einem miserablen ersten Halbjahr zu einer starken Performance verholfen. Columbia Threadneedle Investments | 16.08.2022 08:16 Uhr
Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments für die EMEA-Region / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments
Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments für die EMEA-Region / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments
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„Gute Nachrichten: Die Verbraucherpreisinflation in den USA ist in der vergangenen Woche gesunken, und zwar stärker als erwartet. Die Erzeuger- und Einfuhrpreise gingen ebenfalls zurück. Die Öl- und Agrarpreise sind gegenüber ihren Höchstständen um 20 Prozent gefallen – die US-Benzinpreise sind seit ihrem Höchststand im Juni um einen ganzen Dollar pro Gallone niedriger und könnten noch weiter sinken. Auch die Warenpreisinflation geht in den USA auf breiter Front zurück.

Die schlechte Nachricht ist, dass die hartnäckigen Inflationsursachen immer noch zu hoch sind. Die Mieten steigen immer weiter an. Und auch, wenn die Lohninflation zurückgegangen ist, ist sie immer noch viel zu hoch. Die nächste Fed-Sitzung findet erst am 21. September statt. Das Sitzungsprotokoll diese Woche wird genauestens auf Anzeichen für eine Verlangsamung der Straffung auf 50 Basispunkte geprüft werden, nachdem bei den letzten beiden Sitzungen Zinserhöhung von 75 Basispunkten beschlossen wurden. Ich gehe davon aus, dass die Optimisten enttäuscht sein werden. Ausschlaggebend sind nicht so sehr die nächsten Monate, sondern die Ansicht der Fed, dass die Zinsen bis 2023 weiter steigen müssen. Im Gegensatz dazu preist der Markt Zinssenkungen ein.

Währenddessen werden aus China schwache Wirtschaftsdaten vermeldet. Die dortige Wirtschaft leidet noch unter den Problemen im Immobiliensektor und unter Corona. In Europa dreht sich weiterhin alles um die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Ein Problem, das die Regierungen auf unterschiedliche Weise angehen.

In Großbritannien tobt momentan ein Tory-Machtkampf, bei dem es auch um die Wahl des nächsten Premierministers geht. Der Oppositionsführer kündigte einen Plan an, der vorsieht, die nächste Energiepreiserhöhung für die Verbraucher ausfallen zu lassen und das Geld durch eine Besteuerung der Energieunternehmen aufzubringen. Der zusätzliche Vorteil ist, dass die Inflation sinken würde, was der Regierung Milliarden an Zahlungen für inflationsindexierte Staatsanleihen erspart. Offenbar befürworten 7 von 10 Tory-Wählern diesen Plan. Doch die Parteimitglieder werden wohl Liz Truss wählen, die sich gegen weitere Mitnahmeeffekte ausspricht und keine konkreten Pläne zur Unterstützung der Verbraucher angekündigt hat.

Alles in allem sind steigende Zinssätze und die Aussicht auf eine Rezession keine guten Voraussetzungen für Risikoanlagen wie Aktien. Zwar hat mich die jüngste Aktien-Rallye positiv überrascht, aber ich glaube, dass dies nur vorübergehend ist. Meiner Meinung nach werden Aktien in den kommenden Monaten schwere Zeiten bevorstehen.“

Den vollständigen Videokommentar von Steven Bell finden Sie hier.

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