Nach uneinheitlichen Aussagen im Wahlkampf herrscht Unklarheit über AMLOs Absichten im Amt. Mal präsentierte er sich als fiskalpolitisch konservativer Pragmatist, in anderen Reden kam der hartgesottene Populist zum Vorschein. Im vergangenen Oktober stoppte AMLO das Projekt zum Bau eines neuen Flughafens für Mexiko Stadt (Texcoco), was die Frage nach seiner Bereitschaft zur Einhaltung von Verträgen aufwarf und nicht eben für Vertrauen sorgte.
Anschließend erzwang er Neuverhandlungen mit einem mexikanisch-amerikanischen und kanadischen Konsortium zum Bau einer Pipeline, die ein Drittel des mexikanischen Erdgasbedarfs decken soll, und nährte damit die Zweifel. Urzua widersprach der Entscheidung, da diese die Ratifizierung des neuen Freihandelsabkommens mit Kanada und den USA (USMCA) gefährden und die Entwicklung das Landes beeinträchtigen könne.
Wir sehen in der Entscheidung ein weiteres Zeichen dafür, dass AMLO die von seinen Amtsvorgängern unterzeichneten Verträge nicht einhalten könnte. Außerdem wird deutlich, wie folgenreich der Verlust von Urzua ist. Dem Finanzminister wurde die Fähigkeit zugesprochen, den unorthodoxeren Vorgaben und Plänen Obradors Einhalt gebieten zu können. Urzua nannte politische Fehlentscheidungen, die Ernennung von Beamten ohne ausreichende Finanzkenntnisse und Interessenkonflikte in der Regierung als Gründe für seinen Rücktritt.
Die meisten Investoren hatten mexikanischen Vermögenswerten trotz der schlechten politischen Aussichten einen Vertrauensvorschub gegeben. Die Märkte reagierten zunächst mit Kursverlusten, konnten sich jedoch schnell erholen und drehten sogar ins Plus, nachdem Arturo Herrera als Nachfolger ernannt worden war.
Wir gehen davon aus, dass der Markt die mittel- und langfristigen Folgen von Urzuas Entscheidung unterschätzt. Der Rücktritt bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass sich der Himmel über der mexikanischen Wirtschaft unter AMLO schneller als zuvor erwartet verdüstern könnte. Der neue Präsident hatte Haushaltsdisziplin versprochen. Nach dem, was wir bisher an politischen Entscheidungen und Plänen gesehen haben, sind wir jedoch skeptisch.
Fazit: Haushaltsziele werden aufgeweicht, dem krisengeschüttelten mexikanischen Energiegiganten PEMEX fehlt es an langfristiger Planung, die Ratifizierung der USMCA-Vereinbarung ist noch immer unsicher. Dazu kommen das schlechte Investitionsklima, anhaltend hohe Inflation und eine mögliche Rezession. All das spricht nicht für mexikanische Vermögenswerte.
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