Selenskyj ist ein politischer Außenseiter und hat im Show Business Karriere gemacht, zuerst als Komiker, dann als Star einer beliebten Fernsehserie, in der er den Präsidenten spielte. Als Unternehmer und Gründer der erfolgreichsten Content-Produktionsfirma der Ukraine trat er dagegen weit weniger in Erscheinung. Später wurde Selenskyj die Leitung eines größeren TV-Senders angeboten.
Die Parlamentswahlen geben Selenskyj Kontrolle über die Legislative und verschaffen ihm eine sehr gute Ausgangslage, um sein Versprechen einzulösen und gegen Armut und Korruption in der Ukraine vorzugehen. Er kann nicht nur den Premierminister bestimmen, sondern auch andere wichtige Stellen besetzen, darunter die des Generalstaatsanwalts und des Geheimdienstleiters. Selenskyj hat sich klar für einen „sehr professionellen Volkswirt als Premierminister...eine vollständig unabhängige Person“ ohne Verbindung zur Politik ausgesprochen.
Die Wahlergebnisse sind auch eine Folge der beeindruckenden Präsidentschaftswahlen in der Ukraine, die ebenfalls hart umkämpft waren und zur Abwahl des amtierenden Präsidenten führten. Die Machtübergabe verlief friedlich, es gab kaum Berichte über Unregelmäßigkeiten. Bei den Parlamentswahlen am Wochenende konnten die „Diener des Volkes“ die in „Europäische Solidarität“ umbenannte Partei des ehemaligen Präsidenten Petro Poroschenko verdrängen.
Selenskyj will sich dem Druck Russlands nicht beugen und hat eine weitere Annäherung an den Westen versprochen. Eine vereinte Regierung wird zweifellos eine Stärke Selenskyjs sein – vor allem, wenn der russische Präsident Wladimir Putin beschließen sollte, den Mut des Präsidenten auf die Probe zu stellen.
Eine Gruppe von Skeptikern hat Selenskyj bereits überzeugt: Analysten und Investoren. Die begegneten ihm zu Jahresbeginn zunächst skeptisch, sind jedoch mittlerweile fast ohne Ausnahme optimistisch für das Land und haben eine Kursrallye bei ukrainischen Vermögenswerten ausgelöst.
Fazit: Wenn Selenskyj seine Popularität und die Legislative zur Korruptionsbekämpfung nutzen kann, könnte dies eine echte Gelegenheit für Reformen in der Ukraine sein.
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