Sollte Moody's nachziehen, würde das Land automatisch aus dem FTSE World Government Bond Index ausgeschlossen. Passive Fonds würden in diesem Fall südafrikanische Anleihen im Wert von mehreren Milliarden Dollar auf den Markt werfen, die Finanzierungskosten des Landes würden dann wahrscheinlich steigen.
Südafrika kämpft mit sinkenden Haushaltseinnahmen, steigenden Ausgaben und Schulden sowie kollabierenden Staatsunternehmen – vor allem dem staatlichen Versorger Eskom, der bereits von der Regierung aufgefangen werden musste.
Moody‘s reagierte mit seiner Entscheidung auf eine Rede von Tito Mboweni vom vergangenen Mittwoch, in der der Finanzminister keinen klaren Rettungsplan für Eskom vorlegen konnte. Präsident Cyril Ramaphosa hat sich zu einer Restrukturierung des Versorgers verpflichtet, stößt aber auf massiven Widerstand von Gewerkschaften, die den Plan als Privatisierung bewerten.
Außerdem hat Mboweni die Prognosen für das diesjährige Haushaltsdefizit von 4,5% auf 5,9% angehoben und gewarnt, die Verschuldung werde bis 2022/2023 voraussichtlich die Marke von 70% übersteigen. Durch die Rettungsaktion steigt das Haushaltsdefizit Südafrikas dramatisch.
Wirtschaftlich wird dieses Jahr das schlechteste seit der Rezession nach der Finanzkrise im Jahr 2009. Das Pro-Kopf-BIP sinkt im sechsten Jahr in Folge, die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 29,1%.
Mit der Abstufung durch Moody's bleiben Südafrika de facto drei Monate, um die anhaltende Abwärtsentwicklung seiner Finanzen aufzuhalten.
„Die Regierung wollte das Wachstumspotenzial des Landes fördern und das Haushaltsdefizit eindämmen. Südafrikas hohe Arbeitslosigkeit sowie die Einkommensungleichheit und die daraus resultierenden sozialen und politischen Herausforderungen haben sich dabei als größeres Hindernis erwiesen, als wir vor einem Jahr erwartet hatten“, so Moodys. „Wir haben unsere mittelfristige Wachstumsprognose für Südafrika von zuvor 2,5-3% auf 1-1,5% gesenkt.“
Fazit: Das Global Income Team sieht Politik und Fundamentaldaten Südafrikas seit Langem kritisch. Immer wieder mussten wir feststellen, dass Haushaltspläne nach unten revidiert wurden und das Wirtschaftswachstum hinter den Erwartungen zurückblieb. Der Ramsch-Status steht jetzt womöglich kurz bevor.
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