Im ersten Quartal hat die ungewisse Pandemieentwicklung die Weltmärkte erschüttert. Noch immer ist die weitere Entwicklung nicht vollständig absehbar, dennoch könnte die größte Unsicherheit inzwischen hinter uns liegen. Für die Zukunft der EM-Rentenmärkte könnte sich ein positives Szenario abzeichnen.
Durch den Ausverkauf sind die Kurse von EM-Anleihen eingebrochen, ihre Währungen haben gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet. Die Schwellenmärkte sind schwerer von der Pandemie betroffen als die Industrieländer und haben den Rückstand noch immer nicht aufgeholt, auch wenn die Kurse seit April wieder steigen. Durch die extrem niedrigen Zinsen in Industrieländern entsteht EM-Anleihen außerdem ein Zinsvorteil.
Einbrüche und Panikverkäufe waren immer kennzeichnend für die Rentenmärkte der Schwellenländer, doch durch die Pandemie wird die Assetklasse langsam erwachsen. Investment Grade- und andere risikoarme Anleihen werden weiterhin gehandelt, außerdem stützen die Zentralbanken den Markt durch Zinssenkungen. In Industrieländern ist dies nicht unüblich, Schwellenländer dagegen mussten ihre Zinsen früher häufig anheben, um so ihre Währungen zu verteidigen.
Am wichtigsten ist jedoch die Einschätzung der Anleger, die die Rentenmärkte der Schwellenländer nicht mehr monolithisch betrachten. Sie unterscheiden zwischen einzelnen Märkten, und dabei geht es nicht mehr allein um deren Ölabhängigkeit, sondern den Umgang der Politik mit der Pandemie, mögliche Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, die Gesellschaft sowie Wirtschaft und Finanzen. Insofern Fundamentaldaten eine Rolle spielen, schätzen Anleger das Potenzial der EM-Rentenmärkte optimistisch ein.
In diesem Umfeld sind globale Analyse-Ressourcen besonders wichtig; Anleger müssen abschätzen, wie gut eine Regierung mit den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Problemen umgeht und ihr Land durch die Krise steuert. Unter anderem spielen dabei folgende Faktoren eine Rolle:
- Eindämmung der Infektionskurve, Anteil der Hochrisikopersonen an der Gesamtbevölkerung, Sterblichkeitsraten
- Effizienz der staatlichen Restriktionsmaßnahmen, Zeit zur Entwicklung effizienter Behandlungsmethoden und Impfstoffe
- Ausbau der Telearbeit, permanente und produktivitätssteigernde wirtschaftliche Umstrukturierung
- Effizienz der Finanz- und Geldpolitik.
- Erholung der Auslandsnachfrage nach EM-Gütern (inklusive Ölpreis und Erholung Chinas)
Fazit: Erhebliche Kursrückgänge und vergleichsweise günstige Bewertungen untermauern die optimistische Einschätzung für Schwellenländer. Um in dieser historisch einmaligen Erholung die Gewinner von den Verlierern zu trennen, bedarf es jedoch mehr als jemals zuvor sorgfältiger Fundamentalanalyse.
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