Soziale Probleme rücken in den Vordergrund: Soziale Themen wie der Klimawandel, die Verteilung von Impfstoffen und ein sozial gerechter Aufschwung haben für den IWF Vorrang gegenüber Geld- und Finanzpolitik. Die Schwerpunktverlagerung von IWF und Weltbank in diesem Jahr ist zwar verständlich, stellt aber eine Abkehr von den Kernmandaten beider Institutionen dar, die seit ihrer Gründung im Jahr 1944 Bestand hatten. Eine dauerhafte Neuausrichtung könnte Bedenken auslösen, dass Geld- und Fiskalpolitik nicht die gebotene Aufmerksamkeit erhalten.
Keine Erholung in diesem Jahr: Wie ebenfalls deutlich wurde, schwindet in vielen Ländern die Hoffnung auf eine deutliche Erholung in diesem Jahr; die meisten Beobachter erwarten einen Aufschwung erst ab 2022. Regierungen und Zentralbanken reagieren auf die neuen Prognosen und verlängern in vielen Fällen ihre Konjunkturmaßnahmen.
Uneinheitliche Entwicklung der Schwellenländer: Mehrere Länder fielen durch Abwesenheit auf bzw. schickten keine Delegierten – wahrscheinlich weil sie keine erfolgreichen Reformen vorzeigen oder positive Nachrichten verkünden konnten. Das Reformtempo ist sehr unterschiedlich, einige Länder nutzen die schwächere Erholung der Weltwirtschaft offenbar als Entschuldigung für schleppende Fortschritte. Zum Glück gibt es auch positive Nachrichten aus einigen Ländern, die notwendige Reformen umsetzen; zwei Länder fielen besonders auf:
Sudan - Nachdem der frühere Staatschef Omar al-Bashir gestürzt worden war, wurde der Sudan im Jahr 2019 von der US-Terrorliste gestrichen. Zudem will die Regierung die freie Marktwirtschaft fördern; das Land öffnet sich für Unternehmen und setzt auf Wachstum durch den privaten Sektor.
Ägypten – Die Fortschritte Ägyptens bei der Umsetzung von Reformen wurden auf der Tagung des IWF gewürdigt, zudem plant das Land weitere Reformen: Unter anderem will die Regierung den staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft begrenzen, staatliche und militärische Unternehmen privatisieren und strukturelle Investitionshürden im privaten Sektor abbauen.
Fazit: Die Agenda des IWF unterstreicht die Heterogenität der Schwellenländer. Die Pandemie mag das Bild an einigen Stellen verändert haben, doch um das erhebliche Potenzial der Assetklasse auszuschöpfen, sind Due Diligence und fundamentale Länderanalyse heute wichtiger denn je.
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