Rückblick auf COP29: 1.000.000.000.000 Dollar zu wenig

DPAM | 27.11.2024 10:48 Uhr
Gerrit Dubois, Responsible Investment Specialist, DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
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COP29 war die weltweit größte Zusammenkunft von Rückziehern und falschen Versprechungen. Die Erde steuert nach 29 Klimagipfeln auf eine Erwärmung von 2,7 Grad Celsius zu. Die Emissionen müssen sinken, also müssen die Ambitionen steigen. Und auch wenn einige das 1,5-Grad-Ziel verloren geben, sollte zumindest mit voller Kraft versucht werden, das Überschreiten dieser Marke zu begrenzen. Hoffnung machen Nationen wie Brasilien und Großbritannien, die ihre national festgelegten Beiträge (NDCs) überarbeitet haben. Andere strengere NDCs wird es erst auf der COP30 in Brasilien geben. Nicht die Kosten des Übergangs, sondern die der Untätigkeit sollten im Fokus stehen.

Finanzierungsfragen offen

Mit den schwierigen Finanzierungsfragen war es wie immer: Sie blieben ungelöst bzw. endeten an den letzten Tagen der Konferenz in einer verwässerten Entscheidung. Die Klimafinanzierung gehört neben der Eindämmung, Anpassung und dem Engagement zu den wichtigsten Verpflichtungen des Pariser Abkommens. Bei der COP29 ging es um zwei Hauptkonzepte: die Fertigstellung des internationalen Mechanismus zur CO2-Bepreisung und verbesserte Finanzierungslösungen für Entwicklungsländer.

Über ersteres („Artikel 6“) wurde bereits endlos verhandelt, obwohl vor Beginn zwei UN-Standards festgelegt wurden, um Marktentwicklungen zu erleichtern und die Glaubwürdigkeit sicherzustellen. Daher müssen Projekte, die Gutschriften generieren, vom Gastland und dem UN-Aufsichtsgremium genehmigt werden, bevor Gutschriften ausgestellt werden können. Während der bilaterale Handel nach den Regeln von Artikel 6.2 (durch die Nutzung von „international transferierten Minderungsergebnissen“ oder ITMOs) erlaubt sein wird, ermöglicht der fertiggestellte Artikel 4.2 breiteren Marktteilnehmern die Beteiligung an ITMO-Generierung und -Handel.

1.000.000.000.000 Dollar zu wenig

Was die Finanzierungslösungen für Entwicklungsländer angeht, war eine Aufstockung um 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr bereits vereinbart worden. Länder mit hohem Einkommen forderten eine Überarbeitung der Rechnungslegungsstruktur und sprachen das Gleichgewicht zwischen Darlehen und Zuschüssen an. Die Gesamtfinanzierung wird aus verschiedenen Quellen stammen, die über Kredite und Zuschüsse hinausgehen, wie z. B. Kohlenstoffmärkte, freiwillige Beiträge, multilaterale Entwicklungsbanken und private Finanzmittel, und sich bis 2035 auf insgesamt 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr belaufen. Der endgültige Text enthält jedoch eine freiwillige Verpflichtung in Höhe von nur 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Der COP-Text sieht zudem die Einrichtung eines Unterstützungsprogramms für die Umsetzung der Nationalen Anpassungspläne (NAP) für die am wenigsten entwickelten Länder sowie die Einführung des Baku-Anpassungsfahrplans vor. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, um mit diesen NAP greifbare Ergebnisse zu erzielen.

Schweigende Marktgiganten USA und China

Die neue US-Regierung gefährdet das Pariser Abkommen erneut. Ob wichtige politische Maßnahmen wie der Inflation Reduction Act aufgehoben werden (was Steuerzahler ein Vermögen kosten könnte), bleibt abzuwarten. Der America-First-Ansatz könnte die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer erschweren. Selbst der CEO von ExxonMobil spricht sich gegen einen Austritt aus dem Pariser Abkommen und für die Fortsetzung der Klimagesetzgebung von Joe Biden aus.

Auch die Rolle Chinas bleibt unklar. Die Pro-Kopf-Emissionen des Landes sind nach wie vor niedrig, die Gesamtemissionen liegen aber erstmals über denen Europas. Weiterhin als Entwicklungsland zu zählen und eine direkte Verantwortung für die Klimafinanzierung zu vermeiden, scheint fragwürdig. Andererseits scheint China entschlossen, seine führende Position in der Lieferkette für saubere Energie zu verteidigen – und zusätzliche Möglichkeiten dort zu nutzen, wo sich die USA zurückziehen.

Vorjahresziel neu formuliert

In der ersten Woche der COP29 drängten die USA und die EU auf ein Finanzabkommen und bekräftigten die COP28-Verpflichtungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, zur Verdreifachung erneuerbarer Energien und zur Verdoppelung der Energieeffizienz. Allerdings wurde die Neuformulierung der ursprünglichen Verpflichtungen von einigen Nationen abgelehnt, darunter Saudi-Arabien. Infolgedessen tauchten im endgültigen Text nur noch indirekte Verweise auf die Entscheidung des Vorjahres, „von fossilen Brennstoffen wegzukommen“, auf. Positiv war, dass sich einige Nationen zum Abbau von Subventionen für fossile Brennstoffe verpflichtet haben. Eine andere Delegation versprach, den Bau neuer Kohlekraftwerke ohne Abgasreinigung einzustellen.

Von Gerrit Dubois, Responsible Investment Specialist, DPAM

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