In ihrer regulären Sitzung am Donnerstag wird die EZB voraussichtlich keine weiteren geldpolitischen Impulse setzen. Nach Zinssenkungen im Umfang von insgesamt 100 Basispunkten seit Jahresbeginn und der klaren Signallage aus der Sitzung im Juni dürfte der Leitzins vorerst auf dem aktuellen Niveau verbleiben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte bereits betont, dass der geldpolitische Lockerungszyklus weitgehend abgeschlossen sei – eine Einschätzung, die wir bei State Street Investment Management seit Längerem teilen.
Vor dem Hintergrund nachlassender Preisrisiken besteht aus unserer Sicht aktuell kein Handlungsdruck, an der Zinsschraube zu drehen. Zwar lassen sich zusätzliche Senkungen bis Jahresende nicht gänzlich ausschließen – etwa im Fall externer Schocks wie die der US-Zölle oder stark negativer Überraschungen bei makroökonomischen Projektionen im Basisszenario rechnen wir jedoch mit einer geldpolitischen Pause bis mindestens zum Herbst.
Im Mittelpunkt der EZB-Kommunikation dürften diesmal vor allem zwei Themen stehen: die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten rund um die US-Tarife und die Terminverschiebung auf den 1. August 2025 sowie die jüngste Stärke des Euro. Letztere könnte bei anhaltendem Momentum dämpfend auf importierte Preise wirken und somit weiteren disinflationären Druck auf die Gesamtinflation ausüben. Zugleich könnte sie jedoch auch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Exportsektors beeinträchtigen. Beide Faktoren werden die Flexibilität der EZB weiter fordern, dürften kurzfristig jedoch keine unmittelbare Reaktion auslösen.
In Summe gilt daher: Die EZB hat geliefert – nun ist Geduld gefragt. Die Datenlage wird den Takt der nächsten Schritte vorgeben, wobei weiterhin Spielraum für Reaktionen gegeben ist. Das aktuelle Zinsniveau dürfte daher weiterhin nahe der sogenannten neutralen Rate verharren, d. h., es ist weder restriktiv noch expansiv.
von Konrad Kleinfeld, Leiter Fixed Income Distribution EMEA für SPDR ETFs bei dem Vermögensverwalter State Street Investment Management
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